Immunisierung

Impfstoffe, Impfskepsis und Lieferschwierigkeiten APOTHEKE ADHOC, 22.08.2017 11:53 Uhr

Berlin - 

Während über eine Impfpflicht diskutiert wird, fehlt es den Apotheken und Ärzten an Impfstoffen. Auf den Defektlisten sind die üblichen Verdächtigen zu finden, nicht immer erscheinen voraussichtliche Liefertermine realistisch. Diese Impfstoffe fehlen.

Ist ein Arzneimittel voraussichtlich über einen Zeitraum von zwei Wochen hinaus nicht im üblichen Umfang lieferbar oder der Zulassungsinhaber kann aufgrund einer vermehrten Nachfrage nicht liefern, spricht man von einem Lieferengpass. Die betroffenen Impfstoffe werden auf der Website des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) veröffentlicht.

Gelistet ist aktuell der Fünffachimpfstoff Pentavac gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis und Haemophilus-Typ-b. Einen voraussichtlichen Liefertermin gibt es aktuell weder für die Packung zu einer Durchstechflasche noch zu zehn Stück. Sanofi hat jedoch bei weiteren Impfstoffen Lieferengpässe mit offenem Lieferdatum. Repevax, der Vierfachimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Poliomyelitis, fehlt ebenso wie der inaktivierte Poliomyelitis-Impfstoff IPV-Merieux.

Probleme gibt es auch bei den Tetanus-Vakzinen. GSK fehlt es an Tetanol Pur, Sanofi hat den Tetanus Impfstoff Merieux vom Markt genommen. Boostrix Polio von GSK soll ab Oktober beziehungsweise die Packung zu zehn Stück ab November wieder lieferbar sein.

Der Hepatitis A-Impfstoff Vaqta Erwachsene von MSD soll ab September wieder lieferbar sein, Ärzte können jedoch auf Havrix 1440 ausweichen. Der Hepatitis B-Impfstoff HbvaxPro für Erwachsene von MSD fehlt wahrscheinlich bis September beziehungsweise Januar in der Packung zu zehn Stück. Auch Tollwut-Vakzinen sind knapp: Rabipur fehlt aktuell und voraussichtlich noch bis November, bis dahin wird der Impfstoff von GSK eingeschränkt lieferbar sein. Sanofi kann den Tollwutimpfstoff voraussichtlich ab September wieder liefern.

Wohlhabende Eltern und vor allem Akademiker sind impfskeptisch. Einer Studie zufolge konnten Wissenschaftler ein Muster erkennen: In Regionen mit hohem Haushaltseinkommen, geringer Arbeitslosenquote und geringer gesundheitlicher Belastung liegt die Impfquote niedriger.

Dies korrespondiert mit einer in anderen Untersuchungen nachgewiesenen negativen Einstellung von Eltern und Ärzten gegenüber Impfungen etwa in Südbayern und könnte darauf hinweisen, dass gerade in besser gestellten sozialen Milieus die individuelle Auseinandersetzung mit der Impfung des Kindes eine hohe Bedeutung hat. Akademiker seien zudem spätgebärend und beschäftigten sich mehr mit den Risiken einer Impfung als mit der Krankheit, da diese eine geringere Bedrohung darstellt.