Teuer gekauft & kaum genutzt

Covid-19: Antikörperpräparate verfallen im Herbst APOTHEKE ADHOC, 29.04.2021 09:50 Uhr

Unbenutzt und verfallen? Der Einsatz der Antikörperpräparate läuft bislang nur schleppend. Foto: Kateryna Kon/shutterstock.com
Berlin - 

Die zu Beginn des Jahres vom Bund erworbenen Antikörperpräparate machen Probleme. Bislang wurden sie aufgrund logistischer Herausforderungen kaum genutzt. Doch die Zeit drängt: Denn bereits im Herbst laufen die ersten monoklonalen Antikörper ab und werden damit unbrauchbar.

Im Januar hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekanntgegeben, dass er Antikörper-Therapien im Wert von 400 Millionen Euro geordert hatte. Nun könnten sie zum Problem werden: Denn die Charge des monoklonalen Antikörpers Bamlanivimab läuft schon im Novermber 2021 ab, wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mitteilte. Das andere Präparat – eine Kombination aus Casirivimab/Imdevimab von Regeneron – ist noch bis Februar 2023 haltbar.

Ob die Präparate vor ihrem Verfall noch zum Einsatz kommen, ist fraglich, denn bislang läuft der Einsatz eher schleppend. Bis Mitte April wurden von den 200.000 Dosen nur 1300 an Krankenhausapotheken abgegeben. Grund für den spärlichen Einsatz sind unter anderem logistische Herausforderungen: Denn eine Therapie mit solchen Antikörpern ist nur in einem sehr frühen Krankheitsstadium wirksam – also in der ambulanten Phase. Patienten, die im Krankenhaus vorstellig werden, sind allerdings meist schon zu weit fortgeschritten. Die bisher verabreichten Dosen waren somit eher Zufallstreffer: Die Patienten hatten eigentlich aus anderen Gründen die Klinik aufgesucht – dabei wurde dann eine Covid-Infektion festgestellt. Entsprechend kamen dann die Antikörper zum Einsatz. Auch bei Patienten, die selber keine Antikörper produzieren, wurden Therapieversuche unternommen.

Ein neuer Verordnungsentwurf des Ministeriums könnte dies nun ändern und die Antikörperpräparate nach vorne bringen. Mit ihm soll unter anderem die Vergütung geregelt werden. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hatte dem BMG außerdem empfohlen, die Vorräte noch einmal aufzustocken: Aufgrund eventueller Resistenzen von neuen Virusvarianten könne künftig eine Kombination zum Einsatz kommen. Der Antikörpercocktail von Regeneron umfasst bereits zwei verschiedene Wirkstoffe, Bamlanivimab von Lilly wurde bislang jedoch als Monotherapie verabreicht. Künftig will der Konzern den Wirkstoff Etesevimab kombinieren. Er soll schon Ende April zur Verfügung stehen.

Bislang ist jedoch keiner der Antikörper offiziell von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA zugelassen, lediglich das sogenannte „Rolling Review“ läuft bereits. Die US-Arzneimittelbehörde FDA entzog Bamlanivimab unterdessen die Notfallzulassung: Nach der Auswertung weiterer Daten habe sich herausgestellt, dass Virus-Varianten gegen diesen Antikörper resistent seien und der Nutzen des alleinigen Einsatzes dieses Präparats nicht mehr größer sei als mögliche Risiken.