Beta, Delta, Omikron

Corona-Impfung im Herbst – bivalente Vakzine in Aussicht Alexandra Negt, 25.04.2022 09:29 Uhr

Arm einer Frau die gleich eine Impfung erhalten soll. Die gefüllt spritze wird zum Arm geführt. Die Hände des Arztes sind mit blauen Handschuhen geschützt.
Moderna, Novavax & Co. arbeiten an angepassten Impfstoffen. Hierbei soll der Schutz gegenüber Varianten verbessert werden. Foto: Dragana Gordic/shutterstock.com
Berlin - 

Um auch zukünftig einen ausreichenden Impfschutz gegen Sars-CoV-2 zu erhalten, setzen einige Hersteller auf angepasste Vakzine. Bivalente Impfstoffe heißt das Stichwort. Enthalten sind nicht nur Spikeproteine des Wildtypes, sondern auch welche der mittlerweile zahlreichen Varianten. Welche Variante die Grundlage für die angepasste Booster-Impfung bildet, ist dabei je Hersteller unterschiedlich.

Die Booster-Impfung senkt das Risiko eines schweren Verlaufes im Falle einer Sars-CoV-2-Infektion. Gleichzeitig sind Geboostere weniger ansteckend. Doch die bislang zugelassenen Impfstoffe basieren auf dem Wildvirustyp. Abgewandelte oder ganz neu entwickelte Impfstoffe könnten noch zuverlässiger sein. Bei Omikron zeigen die meisten Impfstoffe bereits eine signifikant herabgesetzte Wirksamkeit. Deshalb ist die Entwicklung der Impfstoffe der zweiten Generation besonders wichtig.

Impfstoffe 2.0

So forscht Moderna gerade an einem bivalenten mRNA-Impfstoff, der auf der Wuhan- und der Beta-Variante basiert. Der vorläufige Impfstoffname lautet mRNA-1273.211. Er soll der Booster-Impfung von bereits mit Spikevax grundimmunisierten Personen dienen. Aktuell befindet sich das Vakzin in der Phase-II/III. Positive Zwischenergebnisse wurden bereits vorgelegt.

Die Nebenwirkungen der angepassten Impfstoffe scheinen sich mit der bereits zugelassenen Variante zu decken. Ergebnisse einer klinischen Studie zeigen, dass nach einer Impfung mit dem angepassten Impfstoff gegen alle besorgniserregenden Varianten – auch gegen Omikron und Delta – bessere neutralisierende Antikörpertiter hervorgerufen werden konnten, als bei der Impfung mit dem bereits zugelassenen Moderna-Impfstoff.

Auch Biontech arbeitet an einem Impfstoff 2.0. ­– BNT162b2 soll mit BNT162b2OMI kombiniert werden. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um eine Kombination aus zwei verschiedenen mRNA zu den Spikeproteinen der Wuhan- und der Omikron-Variante. Dieser Impfstoffkandidat befindet sich in der Phase-III. Biontech erprobt parallel einen monovalenten Omikron Impfstoff. Weiterhin befindet sich ein bivalenter Impfstoff, der an die Variante Alpha und die Variante Delta angepasste mRNA enthält, in der Phase-II.

Novavax hat ebenfalls einen angepassten Impfstoffkandidaten in der Pipeline. SII Bivalent, so der vorläufige Name des Impfstoffes, befindet sich aktuell noch in der klinischen Phase-I/II. Der proteinbasierte Impfstoff enthält Antigene vom ursprünglichen Sars-CoV-2 Virus und von der Beta-Variante. Wie bereits beim zugelassenem Nuvaxovid ist auch beim Impfstoff 2.0 ein Adjuvans enthalten.

Auch eher unbekanntere Unternehmen können fortgeschrittene Studienergebnisse vorzeigen. Darunter ImmunityBio aus den USA. Das Unternehmen forscht an einem Vektorviren-Impfstoff, der als universeller Booster-Kandidat gegen alle Varianten eingesetzt werden soll. Wie das Unternehmen mitteilt, stützt sich die Wirkung des Impfstoffes nicht nur auf der Expression des Spike-Proteins, sondern auch auf die des Nukleokapsid-Proteins, welches das genetische Material des Virus umhüllt. Bislang konnten in diesem Teil des Virus nur wenige Mutationen beobachtet werden.

Ebenfalls in der Phase-III befindet sich ein Kandidat des spanischen Unternehmens Hipra. Das Rolling Review Verfahren der EMA hat bereits begonnen. Hierbei handelt es sich um einen proteinbasierten Impfstoff mit rekombinant hergestelltem Protein, bei dem Rezeptorbindungsdomänen aus den Spikeproteinen der Varianten Alpha und Beta fusioniert wurden. Ein Adjuvans ist zugesetzt.

Curevac liefert erste Daten

Auch Curevac tritt beim Thema bivalente Impfstoffe wieder auf den Plan. Zusammen mit dem Pharmariesen GSK konnte der Hersteller erste positive präklinische Ergebnisse zu seinem bivalenten mRNA-Imfpstoffkandidaten, der Beta- und Delta-spezifische mRNAs kombiniert, vorlegen. Curevac teilt mit, dass eine Neutralisationsfähigkeit gegen die Omikron-Variante bei geimpften Tieren nachgewiesen werden konnte.

„Multivalente Ansätze, die mehrere varianten­spezifische mRNAs in einem Impfstoff kombinieren, könnten unerlässlich werden, um auf die Dynamik des Covid-19-Virus besser reagieren zu können und um neue Standards für umfassend wirksame Impfstoffe gegen andere Infektionskrankheiten zu setzen. Wir bauen auf unserem jüngsten multivalenten Ansatz gegen Grippe auf und machen uns nun diesen Technologieansatz in unserem Covid-19-Impfstoffprogramm zunutze“, erläutert Dr. Igor Splawski, CEO von Curevac. Noch beschränken sich die Ergebnisse auf Mausmodell-Versuche. In der präklinischen Challenge-Studie konnten hohe Immun- und Schutzantwort erzeugt werden.