Compliance-Studie

Patienten fehlen für ABDA-Studie Carolin Bauer, 03.12.2013 08:22 Uhr

Herzpatienten beraten: Für eine ABDA-Studie ist es offenbar schwierig, ausreichend Studienteilnehmer zu finden. Foto: Marcus Witte
Berlin - 

Die ABDA arbeitet derzeit am wissenschaftlichen Nachweis, dass sich die regelmäßige Betreuung von Schwerkranken in Apotheken für Patient und Kassen lohnt. Mehr als ein Jahr nach dem Start läuft die Studie zögerlich. Besonders beim Rekrutieren von Teilnehmern hakt es. Deshalb werden jetzt statt Hausärzten kardiologische Schwerpunktpraxen für Patienten mit Herzinsuffizienz angesprochen.

Die sogenannte Pharm-CHF-Studie (Pharmacy-based interdisciplinary Program for Patients with Chronic Heart Failure) läuft seit Oktober 2012 und wird von der ABDA finanziert. Untersucht wird, ob bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz durch eine intensivere Betreuung die Compliance verbessert und Mortalität und Morbidität gesenkt werden können.

Insgesamt sollen 2060 Studienteilnehmer ab 65 Jahren von Ärzten rekrutiert werden. Die Hälfte wird wöchentlich von Apothekenmitarbeitern über einen Zeitraum von 12 bis 30 Monaten betreut. Wie viele Patienten aktuell mitmachen, will man bei der ABDA nicht verraten. Vor Abschluss der Studie in einigen Jahren soll es aus der Jägerstraße gar keine Informationen geben.

„Es fehlen Patienten, das ist klar“, sagt Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlands, der in seiner Apotheke selbst 13 Patienten betreut. Besonders bei Hausärzten sei es schwierig, passende Patienten zu finden. „Jetzt versucht man, über Schwerpunktpraxen Patienten mit Herzinsuffizienz gezielter anzusprechen“, sagt Saar.

Auch die gesundheitliche Situation der Patienten mache es schwierig, ausreichend Studienteilnehmer zu finden: Schwerkranke könnten nicht teilnehmen, wenn die Lebenserwartung zu kurz für die Studiendauer sei, so Saar. Außerdem gestalte sich der wöchentliche Apothekenbesuch für manche Probanden schwieriger als angenommen.

Von der Studie selbst ist Saar überzeugt: „Herzinsuffizienz ist ein gutes Beispiel, da die Patienten sehr anfällig für Krankenhausaufenthalte sind. Man kann gut sehen, ob die Maßnahmen in der Apotheke greifen, oder nicht.“

Mit insgesamt 100 Teilnehmern gebe es im Saarland keine Probleme, die Studie am Laufen zu halten. Weitere teilnehmende Regionen sind Rheinland Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Bayern.

Teilnehmende Patienten erhalten in der Apotheke einmal pro Woche ihre Arzneimittel. Bei diesen Terminen werden Blutdruck und Puls gemessen, das Gewicht vermerkt und nach möglicherweise aufgetretenen Beschwerden gefragt. Besonders die Erstanamnese sei aufwendig, sagt Saar.

Die betreuende Apotheke kann der Patient selbst wählen. Laut Saar ist es aber sinnvoll, wenn diese in Praxisnähe liegt. Die Apotheken bekommen 100 Euro zum Start und 50 Euro je Quartal pro Patient als Aufwandsentschädigung. Die betreuenden Ärzte erhalten etwa 300 Euro für die Gesamtstudiendauer, da sie die Kontrollgruppe betreuen.

Insgesamt kostet die Studie 2,5 Millionen Euro. 1,8 Millionen investiert die ABDA, die restliche Summe wird von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe, der Apothekerkammer Nordrhein und der Lesmüller-Stiftung finanziert.