Bachblüten

Blütenzauber für die Seele Nadine Tröbitscher, 27.01.2017 13:44 Uhr

Berlin - 

Wenn es um die Alternativmedizin geht, scheiden sich die Geister. Bei der Homöopathie schenken sich Befürworter und Gegner nichts, doch auch Bachblüten haben das Zeug, erhitzte Debatten herbeizuführen. Rund 30 Millionen Euro werden in Deutschland pro Jahr mit den Mischungen umgesetzt. Selbst in Drogerien sind entsprechende Produkte zu finden.

Die Entstehung der Heilmethode liegt fast 90 Jahre zurück und ist auf den englischen Arzt Dr. Edward Bach zurückzuführen. Bach entwickelte mit seiner Therapie ein System zur Selbsthilfe durch Selbsterkenntnis. Der Arzt verfolgte eine seelische Gesundheitsvorsorge – eine Therapie von Stress und Krisensituationen.

Er erarbeitete 38 positive Seelenpotenziale und entsprechende disharmonierende Zerrformen. Beispiele sind Ausdauer und Verbissenheit, Geduld und Ungeduld sowie Tapferkeit und Angst. Gesund ist, wer im Einklang mit den Absichten der Seele handelt, so Bach. Eine Krankheit stelle ein Ungleichgewicht dar. Menschen sollten stets in Harmonie und Einklang mit dem eigenen Lebensplan sein.

Diese menschlichen Eigenschaften haben laut Bach energetisch-harmonische Repräsentanten in der Botanik. Er wollte die harmonischen Energiefelder der Pflanzen nutzen, um die verzerrten menschlichen Energiefelder in Resonanz zu bringen. Harmonische Schwingungen sollen Disharmonien überlagern.

Der Arzt nutzte entsprechend 38 Blüten von wild wachsenden Pflanzen oder Bäumen. Agrimony (Odermennig) wird Ehrlichkeit zugesprochen, Aspen (Zitterpappel) wird als Ahnungsblüte bezeichnet. Von der Überspannung zur Entspannung soll Cherry Plum (Kirschpflaume) führen. Die Reinungsblüte Crab Apple (Holzapfel) wird auch in der Creme für die irritierte Haut oder Wundheilung eingesetzt. Wer in der Vergangenheit lebt und ins Jetzt geführt werden soll, erhält die Empfehlung Honeysuckle (Jelängerjelieber). Star of Bethlehem (Doldiger Milchstern) soll Trost geben und im Schockzustand Reorientierung geben.

Die Rescue-Tropfen sind die wohl bekannteste Form der Bachblüten. Seit 1930 ist die fixe Kombination aus Star of Bethlehem, Rock Rose, Impatiens, Cherry Plum und Clematis der Helfer in Not. Bach verhalf einem Fischer in Seenot zu Entspannung und Zuversicht. Die Mischung für die seelische Notfallsituation soll heute Reorientierung geben und Betroffenen helfen, wieder „zu sich“ zu finden. Im Akutfall sollen vier Tropfen pur oder in Wasser eingenommen werden. Dann kann die Lösung solange angewendet werden, bis Besserung eintritt. Eine Überdosierung sei nicht zu befürchten. Die Mischung soll Panik in Mut, Ungeduld in Geduld und Überspannung in Entspannung umwandeln. Dabei soll der Schock genommen und der Weg in die Realität geebnet werden.

Die Blüten werden zu ihrer höchsten Blütezeit in England gesammelt und in Wasser gelegt. Das Verdünnungsverhältnis liegt bei etwa 1:240. Anschließend wird der Ansatz in die Sonne gestellt, dabei soll die Energie der Blüten in das Wasser übergehen. Der Extrakt wird dann mit 39,5-prozentigem Alkohol konserviert und in Stockbottles gefüllt. Diese sind Grundlage für die Herstellung der Mischung zu Hause oder in der Apotheke.

Üblich für die Eigenherstellung sind Gebinde zu 30 ml, auf die Größe kommen drei Tropfen sowie ein Drittel Brandy oder Cognac. Der Rest wird mit stillem Wasser aufgefüllt. Der Standard für die individuelle Mischung sind sechs Blüten. Kann man sich zwischen den einzelnen Blüten nicht entscheiden, sind maximal zehn Blüten in einer Mischung zulässig.

Die persönliche Kraftformel kann dann im Akutfall über ein bis vier Tage angewendet werden. Pur oder in Wasser können viermal täglich vier Tropfen eingenommen werden. Für chronische Verlaufsformen wird eine Therapie von mindestens elf und maximal 21 Tagen empfohlen. Tritt dann keine Besserung ein, ist eine neue Mischung zu wählen.

Die Auswahl könne sich aus den seelischen Symptomen und einem Spontangefühl ergeben. Alle 38 Stockbottles werden vermischt verteilt und dann spontan gezogen. Anhänger sagen, man würde einen Luftzug verspüren, wenn man die Hand über die passende Flasche halte.