Inhaber will Betrieb verschenken

Trotz Ärztehaus: „Problem, die Apotheke loszuwerden“ Carolin Ciulli, 17.07.2022 07:51 Uhr

Die Gutenberg Apotheke in der Pfalz soll abgegeben werden. Foto: Gutenberg Apotheke
Berlin - 

Der Personalmangel und der damit einhergehende Notdienststress könnten die nächste Apothekenschließung verursachen. In Neustadt an der Weinstraße sucht Gerald Hanbuch eine:n Nachfolger:in für seinen Betrieb in einem Ärztehaus. Doch nicht mal als Geschenk wird er die Gutenberg Apotheke los.

Hanbuch will sich von einer seiner drei Apotheken trennen. Für den 56-Jährigen ist die Entscheidung ein Kompromiss. „Ich will nicht aufhören, dazu macht mir der Beruf trotz der Politik zu sehr Spaß“, sagt er. Die Resonanz der Kundschaft sei teilweise „sensationell“ und tue gut. Allerdings leide wegen der vielen Notdienste seine eigene Lebensqualität. „Ich arbeite zwischen 60 und 80 Stunden pro Woche.“ Der Urlaub sei zuletzt viel zu kurz gekommen. Zudem will er Zeit mit der Familie verbringen.

Im vergangenen Jahr fiel sein Entschluss, die Apotheke zu verkaufen. „Ich hatte eine Interessentin, die 20.000 Euro plus Warenlager zahlen wollte.“ Allerdings habe sie keine Unterstützung seitens der Banken erhalten und der Deal platzte. Jetzt will er die Apotheke verschenken und bietet eine Abgabe gegen Warenlager und Übernahme der bestehenden Verträge an. Interessenten gibt es nicht.

Ideal für Jung-Apotheker:in

Doch die Apotheke habe Potenzial bei entsprechender Motivation, sagt Hanbuch. Die Kundschaft komme nach einem Rückgang wegen Corona gerade wieder zurück. Die gesunkenen Arztbesuche habe auch die Apotheke gespürt. Der Betrieb sei „ideal für eine junge Apothekerin oder einen jungen Apotheker, der Lust auf Arbeiten und eine Herausforderung hat.“

Doch darin liege einer der Knackpunkte. Die potenziellen Nachfolger:innen hätten keine Lust auf Nachtdienst und betonten ihre „Work-Life-Balance“, sagt der Apotheker. „Ich habe Gespräche mit Apothekern geführt, die 30 Stunden arbeiten ohne Notdienst wollen.“

Dazu komme das Personalproblem in der Apotheke: „Das ist eine Katastrophe“, sagt er. Seine Filialleitung werde ab August nicht mehr für ihn tätig sein. Einen Ersatz konnte er bislang nicht finden – trotz guter Konditionen wie eine vorübergehend kostenlose Wohnung, 35 bis 40 Wochenstunden und einer Vermittlungs- oder Startprämie in Höhe von 2000 Euro. Wenn sich also bis dahin kein:e Nachfolger:in oder eine Ausnahmegenehmigung findet, wird die Gutenberg Apotheke schließen müssen.