Mindestens 65 Apotheken waren betroffen

Nach der Flut: Normalbetrieb Fehlanzeige Carolin Ciulli, 14.07.2022 15:12 Uhr

Aufräumen danach: Zahlreiche Apotheken waren von dem Hochwasser vor einem Jahr betroffen. Foto: Pharmatechnik
Berlin - 

Das Jahrhunderthochwasser hat im vergangenen Juli enorme Schäden hinterlassen. Mindestens 65 Apotheken in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen waren betroffen. Wenige konnten schnell wieder öffnen, einige laufen noch immer im eingeschränkten Betrieb und andere bleiben dicht.

In Nordrhein seien mehr als 50 Apotheken „mehr oder weniger stark von der Flut betroffen“ gewesen, sagt ein Sprecher der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR). Ein Großteil der Betriebe habe erst nach längerer Zeit wieder eröffnen können. „Sieben Apotheken haben aus unterschiedlichen Gründen endgültig geschlossen.“ Weitere sieben liefen noch nicht wieder im Normalbetrieb. Sie seien zeitweise geschlossen oder im Not- beziehungsweise Containerbetrieb geöffnet.

„Die Apotheken vor Ort arbeiten während der Pandemie am Limit. Katastrophen dieses Ausmaßes sind immer mit viel Leid, Verlusten und schlimmen Folgen verbunden.“ Die Angestellten und Inhaber:innen hätten ihr „Menschenmöglichstes“ getan, um die Patient:innen verlässlich mit Arzneimitteln zu versorgen und in den Regelbetrieb zurückzukehren.

Kollegiales Miteinander in der Not

Die Kammer lobt die Arbeit der Aufsichtsbehörden. „Der Dank gilt den vielen Amtsapotheker:innen und anderen Verantwortlichen, die mit viel Pragmatismus und Engagement die Versorgungssicherheit im Sinne der Patient:innen immer im Auge hatten“, so der Sprecher. Auch ein kollegiales Miteinander in den Regionen sei vorhanden gewesen. „Die Bereitschaft, weniger stark betroffener Apotheken, Nacht- und Notdienste zu übernehmen, ist absolut hervorzuheben und alles andere als selbstverständlich.“

Auch in Westfalen-Lippe waren einige Apotheken betroffen. „Die Jahrhundertflut hat die Städte und Gemeinden in Nordrhein und Rheinland-Pfalz sehr viel stärker getroffen als in Westfalen-Lippe“, so ein Kammersprecher. Aber es habe auch „enorm große Herausforderungen und Schäden gegeben, die – mit Blick auf unsere Branche – insgesamt elf Apotheken getroffen haben, die alle mindestens kurzfristig auch ihren Betrieb einstellen mussten“.

Davon seien zehn mittlerweile wieder eröffnet. „Für eine Apotheke gilt das leider nicht. Die Apotheke Rathaus-Galerie in der Stadt Hagen, die besonders stark von der Flut getroffen worden, ist weiterhin und womöglich noch bis Ende 2022 geschlossen.“ Der Austausch mit den Flut-Opfern sei eng. „Anfänglich ging es um unbürokratische Hilfe bei der Befreiung von der Dienstbereitschaft und der (Neu-)Regelung des Nacht- und Notdienstes, später dann um die Organisation konkreter Hilfe, unter anderem in Abstimmung mit dem Land NRW, den Verband der Freien Berufe in NRW und den Industrie- und Handelskammern, die schlussendlich die Schadensregulierungen vorgenommen haben“.

In Rheinland-Pfalz waren unter den betroffenen 3000 Unternehmen etwa 15 Apotheken. Infolge des Stark- und langanhaltenden Dauerregens vor einem Jahr kam es auch in Bayern und Sachsen zu Überschwemmungen und teilweise enormen Hochwassern an kleineren und mittleren Flüssen. Gebietsweise fielen bis zu 200 Liter Regen pro Quadratmeter. Die Zahl der Toten ist laut einem Bericht der Bundesregierung vom September auf insgesamt 183 gestiegen, davon 134 in Rheinland-Pfalz und 48 in Nordrhein-Westfalen. Über 800 Menschen wurden verletzt, zum Teil schwer.