Apotheke am Zoo

Krefeld: Labor weg, Apotheke zu APOTHEKE ADHOC, 02.01.2020 17:06 Uhr

Absehbares Ende: Zum 31. Dezember hat die Apotheke am Zoo in Krefeld geschlossen. Foto: Thomas Lammertz
Berlin - 

Mit dem Jahr und dem Jahrzehnt sind auch wieder einige Apotheken von uns gegangen. Zu den letzten gehörte die Apotheke am Zoo in Krefeld. Erst zwei Wochen zuvor hat Inhaber Klaus Mellis die Notbremse gezogen und das Aus für die Filiale beschlossen. Eine wichtige Erkenntnis hat er jedoch mitgenommen und will sie seinen Kollegen ans Herz legen.

Es gibt zu viele Apotheken in Deutschland, unkt es immer wieder. Während es jedoch in manch ländlichen Gebieten eine halbe Tagesreise bis zur nächsten Offizin ist, treten sich die Pharmazeuten in manchen Innenstadtlagen die Füße breit. Und genau da sieht Mellis das Problem: Denn manche Inhaber ziehen im Konkurrenzkampf eher die anderen mit herunter, statt der Wahrheit ins Auge zu schauen und selbst auszusteigen. „Das ist eine Situation, die mir jetzt erst bewusst geworden ist“, sagt Mellis. „Eigentlich muss man sich mit seinen Nachbarn auch mal an einen Tisch setzen und besprechen, ob an einem Standort alle noch eine Existenzberechtigung haben. Ein Standort kann oft einen oder zwei Apotheken tragen, aber nicht drei.“ Dabei solle man sich nicht täuschen lassen: Dass der Standort vielleicht einst drei Apotheken tragen konnte, heiße nicht, dass er es heute noch kann.

Für seine eigene Filiale kam diese Erkenntnis nicht mehr pünktlich. Am 31. Dezember war nach knapp 30 Jahren Schluss für den Standort der Apotheke am Zoo. Seit 2012 hatte Mellis sie unter dem Namen als Filiale seiner Mauritius-Apotheke betrieben. Ein Standort mit viel Laufkundschaft war sie nie. Schon 2017 hatte Mellis mangels Kunden beschlossen, die Apotheke samstags geschlossen zu halten. Das angeschlossene Steril-Labor trug den Betrieb aber noch halbwegs – bis auch das sich nicht mehr lohnte, „weil es dann Bottrop gab“. Mellis meint den Zyto-Skandal um die Alte Apotheke. Der hatte zumindest in Nordrhein-Westfalen zu verschärften Auflagen auch für Labore gesorgt, die keine Zytostatika herstellen.

Mit den nötigen Investitionen für die neuen Auflagen habe sich das Labor nicht mehr rentiert. „Das Aufkommen war nicht mehr groß genug, als dass es sich gelohnt hätte“, so Mellis. So rang er sich Ende 2018 zur Schließung durch. Dass es dadurch nicht automatisch einfacher wird, war ihm auch damals schon bewusst. Doch wie die meisten Inhabern fiel auch ihm die Entscheidung schwer. „Mir war auch damals schon bewusst, dass jetzt etwas ganz Tolles passieren müsste, damit es mit der Filiale weitergeht.“

Mit Aktionen und Marketing hatte er in den folgenden Monaten versucht, das Ruder herumzureißen – doch aus dem Standort war nicht mehr herauszuholen. Nur 80 Meter weiter ist schon die nächste Apotheke. Nach der Laborschließung hatte er eigens einen externen Berater engagiert, der den Standort und die Umgebung analysiert. Reinen Wein schenkte der ihm aber auch nicht ein: Es ist nicht einfach, aber mit etwas Glück und viel Arbeit sei es zu schaffen, habe der ihm gesagt.

Zum Mangel an Kunden kam dann noch der berüchtigte Fachkräftemangel, erklärt Mellis. „Im Augenblick greift das Wort Work-Life-Balance auch in der Apothekenbranche um sich“, sagt er. „Ich kenne viele Kollegen, die seit Monaten niemanden finden – nicht weil es niemanden gäbe, sondern weil sie niemand passendes finden. Wenn ich keinen Filialleiter finde, der Nacht- und Notdienste machen will, dann wird das auch nichts mit der Filiale.“ Den entscheidenden Impuls gab ihm schließlich das letzte quartalsmäßige Gespräch mit seinem Steuerberater – einen fünfstelligen Verlust werde er ihm laufenden Jahr machen, hatte der ihm offenbart. Da fiel die Entscheidung.

Unglücklich ist er mit der Entscheidung nicht, es war die richtige. „Es gibt viele Kollegen, die in einer ähnlichen Situation sind, aber sich nicht trauen, diesen Schritt zu gehen.“ Auch für seine Mitarbeiter muss es ihm nicht leidtun: Eine Approbierte hat er mit in die Hauptapotheke genommen, die anderen seien im Handumdrehen anderswo untergekommen. Nur ein trauriges Ereignis überschattet die Schließung: das Feuer im Krefelder Zoo. Nur Stunden, nachdem die Apotheke am Zoo zum letzten Mal die Pforten schloss, brannte dort das Affenhaus nieder, 30 Tiere starben, darunter acht Menschenaffen. „Das ist eine sehr traurige Angelegenheit, wir sind alle sehr betroffen“, sagt Mellis. „Wir haben den Zoo schließlich im Namen getragen und waren ihm dadurch auch emotional verbunden.“