Pharmaziestudium

Uni Leipzig: Neue Studenten, weniger Professoren Julia Pradel, 23.01.2013 09:45 Uhr

Studiengang auf der Kippe: Die Zukunft des Leipziger Pharmazieinstitut ist weiterhin unsicher, dieses Jahr soll aber noch einmal immatrikuliert werden. Foto: Universität Leipzig
Berlin - 

Die Zukunft des Leipziger Pharmazie-Instituts liegt weiterhin im Ungewissen. Im Wintersemester sollen voraussichtlich noch einmal Erstsemestler immatrikuliert werden; gleichzeitig gehen zwei von fünf Professoren in Rente. Gelöst ist das Problem noch nicht: Seit Sozialministerin Christine Clauß (CDU) mit einem Veto die Schließung des Institutes verhindert hat, hat sich wenig getan in Sachsen.

Ein kurzer Rückblick: Der Hochschulentwicklungsplan der sächsischen Landesregierung verpflichtete die Universität Leipzig vor anderthalb Jahren dazu, 48 Personalstellen zu benennen, die 2013 und 2014 gestrichen werden sollen. Im Dezember 2011 teilte Rektorin Professor Dr. Beate Schücking mit, unter anderem das Pharmazie-Institut schließen zu wollen.

Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) gab dem Antrag der Universität im Juli statt. Weil es sich bei Pharmazie um einen Staatsexamensstudiengang handelt, kann das Institut aber nur geschlossen werden, wenn auch das Sozialministerium zustimmt. Clauß legte aber im September ihr Veto ein.

Seitdem ist die Zukunft des Instituts in der Schwebe: Die Universität muss nach wie vor Stellen kürzen und will das Pharmazie-Institut schließen. Das Wissenschaftsministerium unterstützt diesen Plan, das Sozialministerium ist dagegen. Eine Entschluss hat es offenbar noch nicht gegeben: Aus der Universität heißt es, es sei noch keine endgültige Entscheidung mitgeteilt worden.

Holger Mann, Sprecher für Hochschule und Wissenschaft der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, befürchtet ein „Ausbluten des Studiengangs“: Bislang gebe es kein schlüssiges Konzept zur Sicherung des pharmazeutischen Nachwuchses. Die schwarzgelbe Staatsregierung sei bislang nicht in der Lage, eine verbindliche Position einzunehmen, kritisiert Mann.

Die Verantwortung über das weitere Geschehen werde damit auf die Universität abgeschoben, die – mangels Alternativen – das Auslaufen des Studienganges vorbereite. Innerhalb der Universität werde derzeit debattiert, nur 15 Studenten zu immatrikulieren, sagt der SPD-Politiker.

Wie Mann auf diese Zahl komme, könne man nicht nachvollziehen, sagte ein Sprecher der Universität. Voraussichtlich würden wieder Studenten immatrikuliert; wie viele, werde derzeit geprüft. In den vergangenen Jahren seien jeweils rund 50 Erstsemestler dazu gekommen.

Dem Studiengang und dem pharmazeutischen Nachwuchs in Sachsen stehen jedoch weitere Probleme bevor. Zwei von fünf Professoren werden noch in diesem Jahr in Rente gehen: Professor Dr. Johann-Wilhelm Rauwald, Pharmazeutische Biologie, und Professor Dr. Karen Nieber, Pharmakologie. Eine Neubesetzung der Stellen ist schwierig, die bereits begonnenen Ausschreibungen wurden gestoppt.

Dass Professoren auf Lebenszeit eingestellt werden, erklärt womöglich die zögerliche Haltung der Universität bei der Neubesetzung. Die Universität garantiere, dass jeder Student sein Studium beenden könne, betont der Universitätssprecher. Eine Möglichkeit kann zum Beispiel sein, die Dozenten mit befristeten Verträgen einzustellen.

Beim Apothekerverband und der Apothekerkammer Sachsen fordert man hingegen sogar, die Ausbildung von Pharmazeuten in Leipzig auszuweiten. Zur Sicherung des gesetzlich festgelegten Versorgungsauftrags müssten mindestens zehn bis 20 zusätzliche Studienplätze geschaffen werden. Denn bereits jetzt würden in Sachsen 40 Apotheker gesucht. Zusätzlich zum Ärztemangel drohten daher Versorgungsengpässe durch fehlende Apotheken. Die Ausbildung von Pharmazeuten sollte daher erhalten, erweitert und adäquat finanziert werden, fordern die sächsischen Standesvertreter.