Buchtipp

Apothekenkrimi: ABDA, Mord und Umschau Gabriele Hoberg, 31.03.2018 08:35 Uhr

Berlin - 

Tatort ist Tübingen, die Beteiligten sind ein Apothekerclan und die Pharmalobby, der BKA-Ermittler Tom Wenzel und eine affärenwürdige Apothekerin. Das kriminelle Material ist Crystal Meth, im Reginonalsound auch „Schwabenstoff“ genannt. Wer jetzt angefixt ist, sollte den gleichnamigen Krimi von Andreas Straub lesen.

Dass ausgerechnet Apotheker die Drogendealer in weiß sein sollen, macht die Geschichte herrlich giftig. Dazu der getriebene BKA-Ermittler, der bei seinen Undercover-Aktionen erst über der Apothekerin und später vor ihrem toten Ehemann landet. Das und vieles mehr schafft Leselust zwischen Klischee-Befriedigung und Schadenfreude.

Ob ABDA, Apotheken Umschau, Gratis-Tempotücher oder die Pharmalobby und ihre Statussymbole aus dem Stuttgarter Raum: In „Schwabenstoff“ wird alles bedient, worüber der Apotheken-Insider auch mal gerne lästert. Ganz zu schweigen von dem Kopfkino, sich den derzeit amtierenden ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt als Elvis-Imitator vorzustellen.

„Schwabenstoff” ist zwar der erste Kriminalroman von Andreas Straub, aber nicht sein erstes Buch. Der Journalist und Autor des Spiegel-Bestsellers „Aldi – einfach billig” hat auch eine „Anekdoten-Notfallapotheke” namens „Rezeptfrei” geschrieben, zusammen mit der früheren Bundesapothekerpräsidentin Karin Wahl. Mit dem Sachbuch „Der Schatten – Im Visier des Privatdetektivs“ über und mit dem Privatdetektiv Wolfgang Paul hat Straub sich ein weiteres Wissensgebiet mit einem entsprechenden Fachmann raufgeschaufelt.

Wenn man erst mit einer Apothekerin und dann mit einem Privatdetektiv sachbezogene Bücher schreibt, ist danach dieser Apothekerkrimi ausgesprochen konsequent. Wahl hat ihm mit ihrer pharmazeutischen Kompetenz auch für das Krimi-Debüt zur Seite gestanden. Herausgekommen ist eine lifestylige Story rund um die Designerdroge Crystal Meth mit schwäbischer Grundierung.

Straub, selber in Tübingen aufgewachsen, hat seinen Krimi kürzlich im Rahmen der Buchmesse in der Leipziger Nord-Apotheke vorgestellt. Vorlagen aus dem realen Leben gab es keine, wie der Autor versichert, nur eine echte Kulisse.

Wer nach dem Lesen noch Lust auf weitere Apotheken-Krimis hat, wird im Tatort-Archiv der ARD fündig. Wem auch das noch nicht reicht, der kann sich kulturgeschichtlich natürlich durch die breit aufgestellte, apothekergeschulte Literaturlandschaft lesen. Geht los mit der gelernten Krankenschwester Agatha Christie, die sich mit ihrer Arbeit in einer englischen Apotheke ihr Wissen über Gifte aneignete und später weltbekannte Krimiromane schrieb. Schriftsteller wie Henrik Ibsen, John Keats, Theodor Fontane oder Georg Trakl wiederum haben alle erst den Beruf des Apothekers gelernt, bevor sie mit dem Schreiben anfingen.