Umsatz bricht ein

Zur Rose verliert zwei Millionen Kunden Patrick Hollstein, 19.01.2023 07:30 Uhr

DocMorris verliert massiv Umsatz und Kunden. Foto: DocMorris
Berlin - 

Zur Rose muss sparen – und deshalb auch auf Umsatz verzichten, der nicht profitabel genug ist. Um ein Drittel sanken die Erlöse daher im vierten Quartal. 800.000 Kunden hat der DocMorris-Mutterkonzern seit Ende September verloren. Im Gesamtjahr waren es sogar zwei Millionen.

Im Gesamtjahr sank der Umsatz um 9,7 Prozent auf 1,84 Milliarden Schweizer Franken, ohne Währungsumrechnung lag das Minus bei 5,4 Prozent. Vor allem in Deutschland musste die Gruppe Einbußen hinnehmen: Mit knapp 1,1 Milliarden Franken lagen die Erlöse um 18,4 Prozent unter Vorjahr; in Euro lag das Minus bei 12,2 Prozent. Laut Management sanken auch die Umsätze auf Basis von Papierrezepten abermals um 11,8 Prozent – auf umgerechnet 215 Millionen Franken.

Besonders im vierten Quartal waren die Erlöse hierzulande stark rückläufig: Mit 237 Millionen Franken lagen sie 32,7 Prozent unter Vorjahresniveau, im Lokalwährung betrug der Rückgang 27,4 Prozent. Der Gesamtumsatz im vierten Quartal sank damit um 20 Prozent auf 433 Millionen Franken beziehungsweise um 17 Prozent in Lokalwährungen. Alleine seit Ende September verlor Zur Rose damit rund 800.000 Kundinnen und Kunden. Ihre Gesamtzahl sank auf 10,4 Millionen, Ende 2021 hatte sie noch bei 12,4 Millionen gelegen.

Zum Vergleich: Konkurrent Shop Apotheke baute seine Erlöse von Oktober bis Dezember um 14 Prozent auf 328 Millionen Euro aus – und gewann 400.000 Neukunden. Im Gesamtjahr konnten sogar 1,4 Millionen Kundinnen und Kunden gewonnen werden, sodass deren Zahl auf 9,3 Millionen stieg. Damit liegt Shop Apotheke nur noch knapp hinter Zur Rose, was auch für den Umsatz hierzulande gilt.

Kein Umsatzschub durch Kampagnen

Gründe für die Entwicklung bei Zur Rose waren laut Management der „Wegfall des kampagnenbedingten Umsatzschubs im Vorjahresquartal und reduzierte Marketingaufwendungen, Effekte aus den Integrations- und Logistikmassnahmen im Zusammenhang mit der Überführung der Marken Medpex und Eurapon sowie Auswirkungen der Arzneimittelknappheit“. Man fokussiere sich auf potenzielle E-Rezept-Kunden, insbesondere mit einem chronischen Medikamentenbedarf.

Auch im südeuropäischen Marktplatzgeschäft verzichtete Zur Rose auf Umsatz „als Folge des fortgesetzten starken Fokus auf
Marketingeffizienz“: Im vierten Quartal sanken die Erlöse um ein Drittel auf 15,5 Millionen Franken, in Lokalwährung lag das Minus bei 27,9 Prozent. Im Gesamtjahr reduzierten sich die Erlöse um 13,7 Prozent auf 70,7 Millionen Franken (minus 7,1 Prozent in Lokalwährung).

Einzig in der Schweiz lief es rund: Hier stiegen die Erlöse im vierten Quartal um 7,7 Prozent auf 182 Millionen Franken. Nicht nur das Ärztegeschäft entwickelte sich positiv, auch die Online-Apotheke konnte laut Management die während der Pandemie zusätzlich gewonnene Kundschaft halten. Im Gesamtjahr erhöhte sich der Umsatz um 9,5 Prozent auf 687 Millionen Franken.

Sparprogramm wirkt

Das Sparprogramm schreitet laut Management schneller voran als geplant: „Zusätzlich zu den Maßnahmen zur Komplexitätsreduktion wurden bei der Bruttomarge sowie den Logistik- und Marketingkosten markante Verbesserungen realisiert.“ Medpex wurde Ende Oktober nach Heerlen umgezogen, der Standort von Eurapon in Bremen wurde im Dezember geschlossen und die Marke eingestellt.

Die endgültigen Zahlen und der Ausblick für das laufende Jahr werden am 23. März veröffentlicht. Schon jetzt hat das Management aber vorläufige Ertragszahlen bekannt gemacht. Der Verlust auf Basis des bereinigten Ebitda soll zwischen 70 und 75 Millionen Franken liegen, bislang waren 75 bis 85 Millionen Franken angepeilt. In diesem Jahr soll diese fiktive Kenngröße mindestens zu einer schwarzen Null werden – unabhängig von der Hochlaufgeschwindigkeit des E-Rezepts.