Skonto-Streit

Wörwag: AEP statt Noweda Alexander Müller, 12.03.2015 14:00 Uhr

Berlin - 

Im Skontostreit mit der Noweda legt der Generikahersteller Wörwag nach. Der Großhändler mache gegenüber Apotheken falsche Angaben und kürze deren Konditionen über die eigene Betroffenheit hinaus, heißt es in einem Schreiben des Herstellers. Als Alternative zur Noweda empfiehlt Wörwag den Direktbezug – oder den Konkurrenten AEP.

Wegen der Rabattverträge beklagt Wörwag einen drastischen Verfall der Nettopreise und -umsätze. Mehr als 0,5 Prozent Skonto kann oder will der Hersteller den Großhändlern daher nicht mehr gewähren. Dafür wurden die Zahlungsziele verlängert.

Die Noweda hatte sich lautstark gegen die Kürzung gewehrt: In einem Schreiben an die Apotheken hatte der Großhändler darauf hingewiesen, Wörwag habe „die Einkaufskonditionen für Ihre Noweda und damit als Folge für jede Apotheke signifkant gekürzt“. Ab April werde daher das Skonto für die Rx-Artikel komplett wegfallen. Als Konsequenz werden zudem die Freiwahlartikel ab Mai ausgelistet. Das Schreiben endet mit dem Aufruf an die Apotheker, ihre Meinung zu den Konditionenkürzungen zu faxen oder dem Gebietsleiter mitzuteilen.

Dieser Aufforderung sind offenbar etliche Apotheker gefolgt. Denn das aktuelle Antwortschreiben von Wörwag beginnt etwas säuerlich mit der Feststellung, dass der Protestbrief der Apotheker „offenbar auf einer Standardvorlage der Noweda beruht“. Der Großhändler scheine darin absichtlich den Eindruck erwecken zu wollen, die Konditionen würden generell gekürzt. Das sei aber nicht der Fall, so Dr. Wolfgang Bäurle, der beim Hersteller das Generikageschäft betreut.

Es sei keineswegs so, dass man die Zahlungskonditionen aller Produkte „massiv verschlechtert“ hätte, so Bäurle. So seien die Konditionen im OTC-Sortiment für den Großhandel unverändert. Zudem sei das Zahlungsziel für alle Produkte von acht auf 20 Tage mithin verbessert worden.

Der Hersteller erklärt, dass man den Großhändlern aufgrund sinkender Nettoumsätze nicht mehr den bisherigen Skontosatz von 2 Prozent gewähren könne. Für das Rx-Sortiment hatte der Hersteller das Skonto generell auf 0,5 Prozent gesenkt. Betroffen ist auch die Tochterfirma AAA-Pharma.

Erstaunlich findet man beim Hersteller, dass die Noweda den Apothekern auf Wörwag-Produkte nun gar kein Skonto mehr gewähre, obwohl der Großhändler selbst noch eine Vergütung für das Zahlungsziel erhält. „Das halten wir für völlig inakzeptabel“, schreibt Bäurle.

Wörwag entschuldigt sich bei den Apotheken für die Unannehmlichkeiten, setzt aber seine Hoffnung darauf, dass die Noweda ihre Position noch einmal überdenkt. Das erscheint allerdings als unwahrscheinlich, da die Noweda auch vorher nicht den kompletten Skontosatz der Industrie an die Kunden weitergegeben hat. Aus dem neuen Skontosatz von 0,5 Prozent wird sich die Genossenschaft vermutlich selbst finanzieren müssen.

Und zum Schluss schenkt der Hersteller der Noweda noch richtig ein und rät den Apothekern, statt bei der Genossenschaft entweder direkt oder beim Newcomer AEP zu bestellen. Der könne nämlich alle Produkte liefern. Über diesen Hinweis dürfte man nicht nur bei der Noweda, sondern auch bei den anderen Großhändlern wenig erfreut sein.

Die Noweda hat schon einmal den Widerstand gegen einen Hersteller organisiert: Als Novartis Ende 2011 den Skontosatz kürzte, bereitete der Großhändler einen Protestbrief für die Apotheken vor. In der aktuellen Situation hat sich außer Wörwag von den Generikaherstellern noch niemand aus der Deckung gewagt.

Wörwag erwirtschaftet rund 170 Millionen Euro, davon mehr als drei Viertel im Ausland. Das Unternehmen gehörte zu den Rabattvertragspartnern der ersten Stunde und hat im OTC-Bereich vor allem sogenannte Biofaktoren im Angebot. 2000 übernahmen Monika Wörwag und Dr. Marcus Wörwag in zweiter Generation die Führung des Unternehmens; Roland Spleiss hat die Firma nach sieben Jahren gerade verlassen. Firmengründer Dr. Fritz Wörwag betreibt nach wie vor die Stadtapotheke in Stuttgart-Zuffenhausen.