Rabattverträge

Die Zitrone ist ausgequetscht Lothar Klein, 23.11.2016 07:59 Uhr

Berlin - 

Das in den letzten Jahren rasante Wachstum der Rabattverträge dürfte sein Ende erreicht haben: Nach Ansicht des Marktforschungsunternehmens QuintilesIMS stagnieren in diesem Jahr erstmals die damit für die Krankenkassen erwirtschafteten Einsparungen. „Die Zitrone ist ausgequetscht“, sagte Datenchefin Dagmar Wald-Eßer. Nach einer Hochrechnung werden die Einsparungen der Kassen in diesem Jahr bei 3,6 Milliarden Euro und damit auf Vorjahresniveau liegen.

Damit ist der seit 2009 anhaltende Siegeszug der Rabattverträge vorerst gestoppt. Mit jährlichen Zuwachsraten von bis zu 55 Prozent haben die Ausschreibungen nicht nur den Apothekern wachsenden Ärger beschert, sondern den Kassen immer höherer Ersparnisse bei den Arzneimittelausgaben. Im Jahr 2009 brachten die Rabattverträge erst 846 Millionen Euro, 2010 stieg der Betrag bereits auf 1,3 Milliarden Euro. In den nächsten zwei Jahren verdoppelte sich der Sparbeitrag beinahe auf 2,4 Milliarden Euro. 2015 durchbrach das Einsparvolumen die Schallmauer von drei Milliarden Euro und erreichte den bisherigen Rekordwert von 3,65 Milliarden Euro.

Nach Schätzungen von Wald-Eßer dürfte der Wert für 2016 in vergleichbarer Größenordnung liegen. Im ersten Halbjahr sparten die Rabattverträge nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 1,8 Milliarden Euro. Wald-Eßer sieht das Potential der Rabattverträge an seinen Grenzen: „Die Abdeckung bei Generika liegt bei 98 bis 100 Prozent.“ Auch die Rabatthöhe sei bei vielen Wirkstoffen ausgereizt. Die mit den Kassen ausgehandelten Rabatte sind zwar Geheimsache, aber in der Branche werden Werte bis zu 70 Prozent genannt.

Auch ein anderes Sparinstrument der Bundesregierung hat sein Ziel erreicht: In diesem Jahr übersteigen Herstellerabschläge und Rabatte aus Erstattungsbeträgen für AMNOG-Arzneimittel den Vorjahreswert von 2,46 Milliarden Euro deutlich. Die höhere Ersparnis geht laut Wald-Eßer vor allem auf die zwischen Herstellern und Krankenkassen verhandelten Erstattungsbeträge neuer Arzneimittel zurück. Bis Ende September steigt dieser Sparbeitrag um 58 Prozent auf über 800 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet QuintilesIMS mit dem Überschreiten der Milliardengrenze. Im nächsten Jahr sieht Wald-Eßer das Sparziel der Erstattungsbeträge bei bis zu zwei Milliarden Euro.

Noch nicht so recht voran kommen die Biosimilars. Deren Anteil an den Gesamtausgaben der Kassen für Arzneimittel liegt erst bei 1 Prozent. Auch bezogen auf patentfreie Biotech-Präparate haben Biosimilars nur einen Anteil von 13 Prozent. Klare Unterschiede der Marktdurchdringung gibt es nach Regionen. Das liege am Verordnungsverhalten der Ärzte. In Westfalen-Lippe liegt der Biosimilar-Anteil mit 46 Prozent bundesweit am höchsten, gefolgt von Nordrhein. Die wenigsten Biosimilars werden in Sachsen mit nur 13 Prozent verschrieben. Das liegt laut Wald-Eßer an unzureichenden Informationen für die Ärzte.