Noweda

Hollmann: Schleichender Wandel im Großhandel Carolin Bauer, 23.11.2013 21:08 Uhr

Hellhörig und nervös werden: Laut Noweda-Chef Wilfried Hollmann hat der schleichende Wandel im Großhandelsmarkt gravierende Folgen für die Apotheker. Foto: Elke Hinkelbein
Essen - 

Rabattschlacht, Globalisierung, AEP: Die Pharmagroßhändler durchleben turbulente Zeiten. Noweda-Chef Wilfried Hollmann mahnte bei der Generalversammlung in Essen zur Vorsicht: Die Apotheker sollten sich nicht von amerikanischen Großkonzernen oder Discount-Modellen blenden lassen.

Hollmann fand für den andauernden Rabattwettbewerb deutliche Worte: „Der Großhandelsmarkt befindet sich in einem schleichenden Wandel mit möglicherweise gravierenden Folgen für die Apotheker.“ In der Offizin solle man „hellhörig und zugleich nervös werden“, wenn Unternehmen aus strategischen Gründen hohe Verluste in Kauf nähmen.

Die Situation werde durch den Verkauf von Celesio an den US-Großhändler McKesson noch befeuert: „Glaubt wirklich jemand, dass ein amerikanisches Unternehmen mit 111 Milliarden Euro Umsatz auf den deutschen Markt kommt, um sich für die inhabergeführte Apotheke einzusetzen“, so Hollmann vor rund 250 Mitgliedern. Es sei zu befürchten, dass am Ende eine Landschaft entstehe, in der selbstständige Apotheker ein Nischendasein führten.

Auch am Modell des neuen Großhändlers „AEP direkt“ reibt sich der Noweda-Chef. Der Anbieter aus Alzenau wolle in einer „Art der kreativen Zerstörung“ den Markt aufmischen. Darin sieht Hollmann Gefahren für die Apothekerschaft: „Discount-Großhandel signalisiert, dass für Apotheken eine Belieferung über Nacht ausreichend ist und Serviceleistungen nicht gebraucht werden.“ Auch andere Anbieter könnten aus Kostengründen nachziehen.

Die Noweda blickt auf ein zweigeteiltes Geschäftsjahr zurück: Einem „sehr guten“ ersten Abschnitt sei eine „unterdurchschnittliche zweite Hälfte“ gefolgt, sagt Hollmann. Der Umsatz lag im abgelaufenen Geschäftsjahr, das Ende Juni endete, bei 4,6 Milliarden Euro (plus 6 Prozent).

Seit Juli verlaufe das Geschäft erwartungsgemäß, sagt Hollmann. Der Umsatz sei gestiegen, obwohl die Genossenschaft am Markt zu kämpfen habe. Gleichzeitig versicherte der Noweda-Chef den Mitgliedern: „Wir gewinnen leicht Marktanteile dazu.“

Auch bei der Dividende gibt es keine Kürzungen. Wie in den Vorjahren erwartet die 8600 Mitglieder eine Auschüttung in gewohnter Höhe: 11 Prozent bekommen aktive Genossen für die Grundanteile von fünf Mal 1000 Euro. Die freiwilligen Anteile werden mit 13,2 Prozent belohnt. Insgesamt sollen Anfang kommender Woche 19,5 Millionen Euro ausgeschüttet werden.

Angesichts des stetig rückläufigen Rohertrags und steigender Kosten für den Großhandel wie die Umsetzung der GDP-Richtlinie oder Securpharm forderte Hollmann Unterstützung seitens der Politik: Der Festzuschlag pro Packung müsse von 70 Cent auf die ursprünglich angedachten 93 Cent erhöht werden.