Österreicher wird Novo-Nordisk-CEO 29.07.2025 16:57 Uhr
Der Österreicher Maziar Mike Doustdar rückt an die Spitze des dänischen Pharmariesen Novo Nordisk auf. Wie der Konzern in Bagsværd nördlich von Kopenhagen mitteilte, wird der im Iran geborene und in den USA aufgewachsene 54-Jährige zum 7. August neuer Präsident und CEO des Unternehmens, bei dem er seit 1992 arbeitet.
Doustdar, der seit 2013 für den internationalen Betrieb von Novo Nordisk verantwortlich gewesen ist, folgt damit auf den Dänen Lars Fruergaard Jørgensen. Er wird somit künftig an der Spitze eines Konzerns stehen, der rund 77.400 Angestellte in 80 Ländern hat. International bekannt ist Novo Nordisk vor allem für sein Abnehmmittel Wegovy und das ebenfalls zur Gewichtssenkung eingesetzte Diabetesmedikament Ozempic.
Der Konzern hat derweil weiterhin mit der starken Konkurrenz im Markt für Abnehmmittel zu kämpfen. Weil das zweite Halbjahr voraussichtlich schwächer ausfällt als erhofft, stutzen die Dänen ihre Jahresziele erneut zurecht. Novo Nordisk hatte erst im Mai seine Ziele gekürzt. An der Börse brach die Aktie um 28 Prozent ein und fiel auf den tiefsten Stand seit 2022.
Da half auch nicht, dass mit Doustdar ein neuer Unternehmenschef aus den eigenen Reihen gefunden wurde. Doustdar sei ein „außergewöhnlicher“ Manager und habe die uneingeschränkte Unterstützung des Aufsichtsrates, ließ sich dessen Chef Helge Lund in einer Konzernmitteilung zitieren. „Wir sind sicher, dass er die beste Person ist, um Novo Nordisk in die nächste Phase seines Wachstums zu führen.“
Seinem langjährig erfolgreichen Vorgänger Jørgensen dürfte der Verwaltungsrat die aktuelle Schwäche des Geschäfts ankreiden, der mit einem enormen Kursverfall einhergeht. Novo Nordisk hat einerseits mit dem Vormarsch des Konkurrenten Lilly zu kämpfen, andererseits machen dem Konzern durch US-Apotheken in den USA hergestellte billigere Kopien zu schaffen.
Novo Nordisk: Compounding Schuld an schwieriger Lage
Die US-Medikamentenaufsicht FDA hatte diese Praxis zwar eine Zeit lang erlaubt, weil durch die enorme Nachfrage nach den Gewichtssenkern eine Mangelsituation entstanden war. Doch seitdem die Ausnahmeregelung im Mai zurückgenommen wurde, machen offenbar zahlreiche Anbieter weiter. Sehr zum Missfallen von Novo Nordisk, wie jetzt deutlich wurde: Das sogenannte Compounding sei „unsicher und rechtswidrig“ und werde aktuell trotz des Auslaufens der FDA-Schonfrist fortgesetzt, prangerte der Konzern erneut an.
Eigene Recherchen hätten ergeben, dass mehrere Unternehmen weiterhin zusammengesetzte Präparate „unter dem falschen Deckmantel der Personalisierung vermarkten und verkaufen“, und zwar mit illegalen oder nicht authentischen ausländischen pharmazeutischen Wirkstoffen. Novo Nordisk forderte deshalb ein energisches Eingreifen der Behörden und kündigte seinerseits auch den Gang vor die Gerichte an.
Ursprünglich hatte das Management gehofft, dass mit dem Auslaufen des Compoundings das weggebrochene Geschäft wieder zu Novo Nordisk fließt. Doch Wegovy und Ozempic dürften sich im wichtigen US-Markt in der zweiten Jahreshälfte weniger gut verkaufen als gedacht, hieß es von Seiten des Unternehmens. Aber auch im einigen anderen Märkten hätten sich die Aussichten insbesondere für den Appetitzügler Wegovy eingetrübt.
Die Dänen erwarten nun für 2025 ein Umsatzwachstum auf Basis konstanter Wechselkurse von 8 bis 14 Prozent, nachdem der Ausblick im Mai auf 13 bis 21 Prozent Umsatzplus gekürzt worden war. Im vergangenen Quartal stieg der Erlös immerhin noch um 18 Prozent. Der operative Gewinn kletterte in den drei Monaten währungsbereinigt um 40 Prozent. Diese Kennziffer dürfte nun laut Management im Gesamtjahr lediglich noch um 10 bis 16 Prozent wachsen, statt wie bisher geplant um 16 bis 24 Prozent. An der Börse wurden durch den aktuellen Kurseinbruch auf einen Schlag umgerechnet Dutzende Milliarden Euro Börsenwert vernichtet.
Das sah zeitweise ganz anders aus: Der Hype rund um GLP-1-Diabetes- und Abnehmmedikamente hatte den Novo-Nordisk-Kurs von Ende 2020 bis Mitte 2024 um fast 400 Prozent nach oben getrieben. Das hatte Novo Nordisk zum wertvollsten Unternehmen im europäischen Aktienindex gemacht. Mittlerweile reicht es nicht einmal mehr für die Top 10.