Orthomol audio

Apotheker wehren sich gegen Testkäufe Carolin Bauer, 03.05.2013 15:15 Uhr aktualisiert am 03.05.2013 16:21 Uhr

Apotheker prüfen Testkäufe: Drei Pharmazeuten aus München wollen sich die Abmahnungen wegen Orthomol audio nicht bieten lassen. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Der Vertriebsfirma DS-Vital droht nun selbst Ärger wegen ihrer Testkäufe in Apotheken. Drei Pharmazeuten in München wollen sich die Abmahnungen wegen des Produkts „Orthomol audio“ nicht bieten lassen. Die Stuttgarter Kanzlei Oppenländer prüft rechtliche Schritte gegen die Vertriebsfirma.

Zahlreiche Apotheken sollen bundesweit abgemahnt worden sein. Laut Orthomol haben mehr als 120 Apotheken und sechs Großhändler Unterlassungserklärungen erhalten. Auch Apotheker Josef Grimm aus München wurde von den Testkäufern besucht. Nachdem ein Angestellter „Orthomol audio“ abgegeben hatte, kam kurz darauf die Abmahnung per Fax. „Das ist eine linke Tour, hinter der Methode steckt“, so Grimm.

Der Inhaber der Rathaus-Apotheke am Marienplatz hat die Unterlassungserklärung nicht abgegeben. Darauf erhielt er vom Amtsgericht eine einstweilige Verfügung mit dem Hinweis, er müsste 250.000 Euro zahlen, wenn er „Orthomol audio“ nochmals abgebe. Gemeinsam mit zwei weiteren Münchener Apothekern lässt Grimm die Angelegenheit nun von seinem Anwalt prüfen. „Wir sind gewillt, uns zu wehren.“

Die Testkäufer seien bewusst losgeschickt worden, um das Orthomol-Produkt gegen Innenohrerkrankungen zu kaufen. Die Gründe der einzelnen Abmahnungen hätten sich auf das Produkt selbst, Proben oder sogar Broschüren bezogen.

DS-Vital hatte den Vertrieb des Präparats „Orthomol audio“ im März verbieten lassen, solange der Hersteller nicht mit Studien die Wirksamkeit des damals noch dietätischen Lebensmittels nachweisen kann.

Orthomol ließ das Produkt parallel als Nahrungsergänzungsmittel einstufen. Doch der Wettbewerber ließ auch die neue Beschreibung prüfen und untersagte den Vertrieb ebenfalls per einstweiliger Verfügung. „Der Versuch von Orthomol, ein identisches Produkt dann immer noch weiter zu verkaufen, nunmehr als Nahrungsergänzungsmittel, ist für uns nicht hinnehmbar“, sagte DS-Vital-Geschäftsführerin Ulla Herrmann.

Orthomol hat das Geschäft daraufhin komplett eingestellt und nimmt die Ware kostenfrei zurück. Gegen die Entscheidung des Landgerichts Düsseldorf will der Hersteller aus Langenfeld keine rechtlichen Schritte einlegen. Zuvor hatte das Unternehmen den Apotheken, die eine schriftliche Abmahnung erhalten haben, Hilfe in der finanziellen Abwicklung zugesagt.

DS-Vital verkauft unter anderem dietätische Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel der Marken Orthoexpert, Plurazin, euviril, blue essentials oder Vital complex. Die Vertriebsfirma mit Sitz in Heringsdorf auf der Insel Usedom gehört zur D+S Werbeagentur, die früher selbst für Orthomol tätig war.