Apothekenkooperation

Linda „light“: Einstiegstarif für Phoenix-Apotheken Patrick Hollstein, 26.09.2022 10:54 Uhr

Linda und Phoenix bieten Apotheken eine Einstiegsoption in die Dachmarke. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Phoenix und der MVDA wollen die Dachmarke Linda ab 2023 gemeinsam auf breitere Füße stellen. Über ein Einstiegsprogramm sollen sowohl die Großhandelskunden von Phoenix als auch die restlichen MVDA-Apotheken gewonnen werden. Ziel ist es, möglichst schnell eine Flächendeckung zu erreichen. Kommt nun doch das Konzept „Linda light“?

Beim Delegiertenkongress in Salzburg wurden Anfang Mai erste Pläne bekannt, dass Phoenix jetzt voll und ganz auf die Marke Linda setzen will. Dies soll nun umgesetzt werden: „Im Schulterschluss mit unserem Partner Phoenix haben wir beschlossen, unsere Kräfte gemeinsam auf die Marke Linda auszurichten“, teilt der MVDA seinen Mitgliedern mit. „Ab 2023 gibt es nur noch ein Konzept. Und das heißt Linda!“

Konkret bedeutet das, dass Phoenix die Marke für die eigenen Großhandelskunden nutzen wird. Dazu soll es eine „Einstiegsoption in die Linda-Markenwelt“ geben – das Linda-Partnerkonzept. „So erreichen wir insgesamt schnell mehr und profitieren alle davon“, so MVDA-Präsidentin Gabriela Hame-Fischer und Linda-Vorstandssprecher Volker Karg. Ziel sei es, die Anzahl der Linda-Apotheken schnell zu erhöhen: Bislang gibt es rund 600 Linda-Apotheken; über Phoenix könnten bis zu 4000 Apotheken hinzukommen. Auch den rund 300 MVDA-Mitgliedern, die noch nicht zur Dachmarke gehören, soll der Einstieg erleichert werden.

Für die bisherigen Linda-Apotheken ist es kein einfacher Schritt, denn in der Vergangenheit mussten sie zahlreiche Qualitätskriterien erfüllen, um das gemeinsame Logo tragen zu können. Wie alle Kooperationen stand Linda schon immer vor der Herausforderung, sich nicht nur an den langsamsten Mitgliedern zu orientieren. Nach dem Motto „Durch Überzeugung zum Gleichschritt“ versuchte schon die langjährige Doppelspitze Wolfgang Simons und Ulrich Ströh das Tempo zu erhöhen, ohne die breite Basis abzukoppeln.

Bonus für aktive Apotheken

Über die Konditionen sollten die Mitglieder bei der Stange gehalten werden: So wurde das Modell der Rückvergütung auf drei Kernbereiche ausgerichtet: Wer sich an den Industrieaktionen beteiligt, bekommt einen Markenbonus. Wer die Dachmarke offensiv transportiert, erhält einen Partnerbonus. Und einen Strategiebonus gibt es für all diejenigen Apotheken, die die „Linda 2020+ Pionierkriterien“ erfüllen.

Bereits vor fünf Jahren soll Phoenix-Deutschlandchef Marcus Freitag ein Konzept mit grünen und blauen Linda-Apotheken vorgeschlagen haben. Damals war das für Linda/MVDA offenbar kein Thema, doch nachdem man sich erst getrennt und dann wieder zusammengerauft hat, sieht die Sache anders aus. Hame-Fischer und Karg unterstreichen gegenüber den Mitgliedern die Notwendigkeit, sich für weitere Apotheken zu öffnen: Die aktuelle Situation am Markt mache ein entschlossenes Handeln erforderlich: „Gerade vor dem Hintergrund der E-Rezept-Herausforderungen ist es wichtig, flächendeckend aufgestellt zu sein.“

Die Premium-Mitglieder blieben aber „wichtigster Teil unserer Linda-Gruppe“ – iIhre Hilfe und Überzeugungskraft werde auch gebraucht, um möglichst viele Kolleginnen und Kollegen für diese umfassendste Mitgliedschaft zu motivieren: „Lassen Sie uns im neuen Jahr gemeinsam die Begeisterung für Linda gemäß unserem Motto ‚Von Apothekern. Für Apotheker‘ weitertragen – bei Mitgliederveranstaltungen und neuen Austauschformaten zusammen mit unserem Partner Phoenix.“

Zusätzliche Angebote

Premium-Mitglieder profitierten auch künftig von besonderen Konditionen; ihre Mitgliedschaft werde sogar aufgewertet: So gebe es nicht nur Top-Konditionen in Gestalt der Zusatzvergütung „Leistung für Leistung“ und Marketingtools wie Produktplakate und Dekowürfel bis hin zu Payback mit Linda-Coupons, sondern auch Vorteilsrabatte für die Phoenix-Akademie, Premium-Leistungen wie den Zuschuss zu Gesund.de und die Hervorhebung im Linda-Apothekenfinder.

Bei Phoenix freut man sich auf die neue Rolle im Rahmen der Partnerschaft: „Durch die Bündelung der wirtschaftlichen Kompetenz und Vertriebsstärke von Phoenix mit der bekanntesten Traditionsmarke der Branche Linda werden wir den dynamischen Marktanforderungen weiterhin gerecht und können die Vor-Ort-Apotheken lokal sowie digital intensiver stärken.“ Durch eine flächendeckende Endverbraucherkommunikation werde man außerdem eine deutlich höhere Sichtbarkeit für die Vor-Ort-Apotheken schaffen und so die Vorteile einer stationären Offizin aufmerksamkeitsstark vermitteln. „Diese Entwicklung bedeutet im ersten Schritt konkret, dass wir gemeinsam mit der pharmazeutischen Industrie alle Marketingleistungen für das Jahr 2023 sowohl für die Phoenix-Kooperationspartner als auch für die Linda-Premiumappotheken vereinbaren werden.“

Linda statt Gesund.de?

Für Phoenix bedeutet die Zusammenarbeit die endgültige Abkehr von „Deine Apotheke“. Der Branchenprimus hatte sich lange schwergetan mit dem Aufbau einer eigenen Apothekenmarke in Deutschland. Zunächst wurde Livplus präsentiert, dann sollte „Deine Apotheke“ zur Dachmarke werden. Doch nach dem Einstieg bei Gesund.de wurde die gleichnamige App als zentrales Element zugunsten der gemeinsamen Plattform aufgegeben. Was die Entscheidung zugunsten von Linda für Gesund.de bedeutet, ist bislang nicht bekannt. Die jüngste Payback-Aktion lief bereits mit Linda.

Für MVDA/Linda wäre der Zusammenschluss ebenfalls ein Befreiungsschlag. Zwar hatte sich die Kooperation seinerzeit aus der Umklammerung befreien wollen, doch Corona hat dem Verbund einen Strich durch die Rechnung gemacht: Das gesteckte Ziel, mehr Mitglieder zu gewinnen, konnte 2021 nicht erreicht werden. Sowohl die coronabedingte reduzierte Zahl an persönlichen Kundenbesuchen durch die Außendienstmitarbeiter als auch die fehlende Zeit für Kooperationsgespräche bei den Apotheker:innen hätten 2021 zu einem moderaten Rückgang der Mitgliederzahlen geführt, so die beiden Vorstände Dr. Christian Beyer und Volker Karg im Frühjahr bei der Hauptversammlung.