Großhandel/Kooperation

Gesine vor der Pleite Alexander Müller, 12.10.2012 10:40 Uhr

Unter Druck: Nach dem Gesine-Großhandel gibt es auch bei der Kooperation finanzielle Probleme. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Finanzprobleme beim Gesine-Großhandel schlagen auf die gesamte Gruppe durch: Von dem Sanierungsverfahren ist auch die gleichnamige Apothekenkooperation betroffen. Als vorläufiger Sachwalter ist Professor Dr. Rolf Rattunde von der Berliner Kanzlei Leonhardt eingesetzt. Inwiefern die Apotheker um ihre Anteile bei Gesine fürchten müssen, konnte sein Sprecher noch nicht beantworten. Der Vorstand ist unterdessen komplett abgetaucht.

Anfang September hatte Gesine ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung gestartet. Damit behält der Vorstand nach der Insolvenzordnung die Verfügungsgewalt. Der vorläufige Sachwalter fungiert als zusätzliches Aufsichtsgremium zum Schutz der Gläubiger.

Innerhalb von drei Monaten kann Rattunde auch einen Insolvenzplan für Gesine ausarbeiten. Nach dieser 90-Tage-Frist wird entschieden, ob das Unternehmen fortgeführt werden kann. Ansonsten wird das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet.

Der Vorstand des Großhandels hatte die Mitglieder bereits im Mai über die finanziellen Engpässe unterrichtet. Doch Ende Juli schien der Befreiungsschlag gelungen: Bei einer Genossenschaftsversammlung wurde der Dienstleister für Direktbestellungen „7b direkt“ als neuer Investor vorgestellt. Demnach hätte Gesine für bis zu zehn Millionen Euro Ware bei 7b beziehen können.

Doch der Deal platzte offenbar kurzfristig. Gesine machte Indiskretionen dafür verantwortlich. Anfang September stellte der Großhandel die Lieferung an Apotheken ein und kündigte das Sanierungsverfahren an. Die Mitglieder sollen Mitte November bei einer Generalversammlung über Details informiert werden.

Der Vorstand des genossenschaftlichen Großhandels wird nun von einem Sanierungsberater unterstützt. Die Kooperation Gesine.net AG ist nun auch betroffen, weil sie dem Vernehmen nach als Betreibergesellschaft das komplette Personal für den Großhandel gestellt hatte. Zudem soll es wechselseitige Bürgschaften zwischen den Gesellschaften geben.

Bei Gesine wollte sich trotz mehrfacher Nachfrage niemand zu dem Thema äußern. Auch der vorläufige Sachwalter kann zurzeit keine Angaben machen, was mit den Genossenschaftsanteilen beim Großhandel passiert.

Rund 200 Apotheker sowie mehrere Partnerfirmen haben Anteile à 25.000 Euro gezeichnet. Bei der AG, die für das Kooperationsgeschäft zuständig ist, hält Vorstandschefin Susanne Lorra zusammen mit ihrer Familie die Mehrheit der stimmberechtigten Aktien. Neben mehreren Apothekern und Mitarbeitern halten außerdem befreundete Unternehmen wie das Schweriner Apotheken-Rechenzentrum, GMFS und GesuCon, Anteile an Gesine.net.