Noventi wird im HAV-Schreiben nicht explizit genannt, aber „diversen Anfragen“ der Apotheken „zu den derzeitigen Unruhen im Abrechnungsmarkt“ lassen wenig Spielraum für Spekulationen über den Anlass des Rundbriefs.

Darin heißt es einleitend: „Die Rezeptabrechnung ist elementar für die Liquidität der Apotheke – und damit auch für die Zukunftssicherheit Ihres Unternehmens sowie Ihre persönliche Einkommenssituation. Beides ist wichtig.“ Daher habe der HAV vor mehr als 50 Jahren das ARZ Darmstadt mitgegründet und bestimme über die wirtschaftende Tochter GVA als Gesellschafterin die Geschicke des Rechenzentrums mit.

Werbung in eigener Sache

Die HAV-Spitze will die eigenen Mitglieder beruhigen und dabei Werbung in eigener Sache machen: „Klar ist: das ARZ Darmstadt ist von den aktuellen Unruhen nicht betroffen. Seit jeher garantiert die Fokussierung auf die Kernkompetenz der Rezeptabrechnung sowie die seriöse und transparente Geschäftspolitik wirtschaftliche Stabilität.“ Die Apotheker:innen in den Gremien seien für die „Nachhaltigkeit und Tragfähigkeit des Geschäftsmodells“ mitverantwortlich. Denn das ARZ Darmstadt sei zu 100 Prozent standeseigen, der Verband übe seinen Einfluss aktiv aus.

Nachdem bei Noventi CEO Dr. Hermann Sommer und Finanzvorstand Victor Castro überraschend gehen mussten, ist die Unsicherheit im Markt tatsächlich spürbar. Dass die Mitbewerber versuchen würden, hieraus Kapital zu schlagen und Kund:innen zu gewinnen, ist unabhängig von der tatsächlichen Situation bei Noventi erwartbar gewesen. Beim ARZ Darmstadt hat das eine besondere Note – immerhin wurde 2019 sehr konkret über eine Übernahme des Rechenzentrums durch die größere Noventi verhandelt.