APOTHEKE ADHOC Umfrage

MCP: Apotheker erwarten nicht viel APOTHEKE ADHOC, 31.07.2015 14:45 Uhr

Berlin - 

Das Comeback von Tropfen mit Metoclopramid (MCP) wurde in vielen Apotheken herbeigesehnt. Die Generikahersteller Ratiopharm und AbZ bringen im August eine Lösung mit einer Konzentration von 1 mg/ml in die Offizin. Während die Mehrheit der Apotheker laut einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC die neue Zulassung nach dem Rückruf begrüßt, kommt das Antiemetikum für fast ein Drittel zu spät.

MCP habe in der Apotheke gefehlt, finden 26 Prozent der Umfrageteilnehmer. Mehr als ein Drittel bewerten die neue Zulassung der Teva-Tochterfirmen für positiv. Allerdings habe sich die Anwendung des Rx-Arzneimittels eingeschränkt. So sind etwa alle chronischen Indikationen mit dem Rückruf gestrichen worden.

Für 28 Prozent hat sich die Neuzulassung zu lange hingezögert. Ärzte und Patienten seien auf Alternativen umgestiegen. 9 Prozent der Leser gaben an, kein Interesse an den Tropfen zu haben und nie ein Fan gewesen zu sein. 1 Prozent hatte dazu keine Meinung.

An der Umfrage nahmen am 29. und 30. Juli 232 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.

Auch Experten der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) erwarten kein Revival: Aus der Sicht von AkdÄ-Vorstandsmitglied Professor Dr. Daniel Grandt werden MCP-Tropfen nicht mehr die gleiche Schlagkraft entwickeln wie vor dem Rückruf: „Ein wesentlicher Teil des Einsatzgebietes von MCP wurde grundsätzlich von der EMA ausgeschlossen“, sagt Grandt.

Sein Kollege bei der AkdÄ, Professor Dr. Bernd Mühlbauer, erwartet, dass etwa Onkologen MCP-Tropfen in diesen neuen Konzentration vermutlich nicht verschreiben, da die Dosierung zu niedrig sei. „Der Arzt wählt dann die höher dosierten Tabletten.“

Indikationen und Therapiedauer wurden bei den neuen Produkten geändert. Die MCP-Lösung 1 mg/ml ist bei Erwachsenen nun zur Vorbeugung von und nach Chemotherapie verzögert auftretender Übelkeit und verzögert auftretendem Erbrechen zugelassen, ebenso zur Vorbeugung dieser Symptome, die durch Strahlentherapie oder akute Migräne verursacht werden.

Die Präparate beider Teva-Tochterunternehmen sind in den Packungsgrößen 30 ml und 100 ml erhältlich. Die maximale Dosierung für Erwachsene beträgt jetzt 30 mg täglich bei einer Therapiedauer von maximal fünf Tagen. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 1 bis 18 Jahren sollen ebenfalls Folgen einer Chemotherapie begleitend behandelt werden.

Bereits im Dezember 2011 hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) auf Antrag aus Frankreich eine Risikobewertung für alle MCP-Monopräparate durchgeführt. Im Januar 2012 wurden die Hersteller auf das Risikobewertungsverfahren aufmerksam gemacht und um Stellungnahme gebeten.

Im Juli 2013 hatten die Experten ihre Empfehlungen vorgelegt: Chronische Indikationen etwa sollten komplett gestrichen werden. Später entschied die EMA, dass alle Lösungen, die mehr als 1mg/ml Wirkstoff enthalten, wegen der potenziellen Risiken außer Handel genommen werden sollten.

Die EU-Kommission folgte dieser Empfehlung und setzte den Widerruf in Gang. Mit dem Bescheid des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 15. April 2014 wurde der Beschluss aus Brüssel hierzulande umgesetzt. Davon waren alle in Deutschland erhältlichen Tropfen betroffen, denn gängig waren die Wirkstoffkonzentrationen von 4 oder 5 mg/ml.