Schlankheitsmittel

Doppelherz: Konkurrenz für Formoline Carolin Bauer, 11.11.2015 09:07 Uhr

Berlin - 

In den Markt für Produkte zur Gewichtsabnahme kommt Bewegung. Queisser bietet ein neues freiverkäufliches Diätprodukt an. Der Doppelherz-Hersteller drängt in einen Bereich, in dem nur wenige Anbieter mitspielen. Formoline führt mit deutlichem Vorsprung. Dennoch sieht die Flensburger Firma Chancen für eine Neueinführung und setzt dabei auf eine neue Zielgruppe: Veganer.

Queisser bietet mit dem Medizinprodukt laut eigenen Angaben als erster Hersteller eine vegane Alternative an. Bisher würden am erfolgreichsten Präparate verkauft, die Chitosan meist tierischer Herkunft zur Fettbindung enthielten, sagt ein Sprecher. Eine rein vegane Rezeptur sei mit großem zusätzlichen Wachstumspotential verbunden.

Der neue Fettbinder enthält den patentierten Wirkstoff KiObind. Dafür wird Chitosan aus Pilzen gewonnen. Die positiv geladenen Biopolymere können laut Queisser negativ geladene Moleküle wie Nahrungsfette binden und dadurch die Absorption verhindern. Fettmoleküle werden umschlossen und es entsteht eine gelartige Masse, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden kann.

Das Produkt ist seit Mitte Oktober erhältlich. Es wird unter der Linie „Doppelherz System“ ausschließlich über Apotheken verkauft. 60 Tabletten kosten rund 22 Euro, 150 Tabletten rund 50 Euro. Queisser will sich mit dem Fettbinder langfristig im Markt etablieren. Das Produkt sei etwa auch für Muslime oder Menschen, die keine Massentierhaltung unterstützen wollen, geeignet.

Insgesamt wurden laut IMS Health im vergangenen Jahr 1,55 Millionen Packungen im Wert von 47,5 Millionen Euro abgegeben, auf die Apotheken entfallen knapp 1,1 Millionen Einheiten und 38 Millionen Euro. Besonders hoch war die Nachfrage vor zwei Jahren; auf den Versandhandel entfällt rund ein Drittel des Geschäfts.

Drei Produkte teilen sich 90 Prozent des Marktes. Platzhirsch ist seit Jahren Formoline L112 (Certmedica) mit einem Anteil von 63 Prozent, XLS Medical (Omega) kommt auf 19 Prozent und Orlistat Hexal auf 12 Prozent. Auch Ratiopharm bietet ein Produkt mit dem Wirkstoff an.

In der Gesamtbetrachtung verliere das Segment der Ersatzmahlzeiten erheblich an Bedeutung, während der Bereich der Fettbinder dazugewinne, sagt eine Sprecherin von Certmedica. Das Medizinprodukt der Aschaffenburger Firma wurde 2001 eingeführt und enthält einen Wirkstoff aus Krebstierpanzer. Unter der Marke Formoline wird auch ein Eiweißshake sowie mit „Mannan“ ein Nahrungsergänzungsmittel angeboten, das das Sättigungsgefühl fördern soll.

XLS Medical ist seit Herbst 2011 erhältich. Die Tabletten enthalten den pflanzlichen Wirkstoff Litramine, einen Faserkomplex aus Feigenkaktus. Den Fettbinder gibt es auch als Pulver; außerdem vertreibt der Hersteller unter der Marke einen Kohlenhydratblocker und einen Appetitmanager. Erst vor kurzem hat der Mutterkonzern Perrigo Yokebe gekauft.

Nach IMS-Angaben werden pro Jahr Schlankheitsmittel und Produkte zur Gewichtsabnahme im Wert von knapp 140 Millionen Euro verkauft. Nach Wert wächst der Markt, allerdings war die Zahl der verkauften Packungen mit 16,5 Millionen Einheiten zuletzt rückläufig.

Nach Umsatz entfielen zuletzt rund 73 Prozent des Marktes auf die Apotheken und 20 Prozent auf die Drogeriemärkte, nach Packungen haben dagegen dm & Co. die Nase vorn (47 vs. 33 Prozent). Vor allem die Versandapotheken machen dem Mass Market mit Großpackungen Geschäft streitig.

In Apotheken gibt es insgesamt rund 500 verschiedene Diätetika. Führend sind Proteinpulver wie Almased, Yokebe (Naturwohl) und Xlim (Biomo). Kleinere Produkte sind Biofax (Strathmann), Slim Fast (Allpharm), Xenical (Roche), Multan (Weber & Weber) und Bionorm (Pharmarissano). Alli (GlaxoSmithKline) ist seit einem Jahr außer Handel. Die Kooperationen sind bei den Diätpulvern mit Eigenmarken am Start.

Queisser bietet in Drogerien die Linie „Doppelherz aktiv“ an. Die Firma wurde in den 1920er Jahren gegründet. Seit Ende der 1970er-Jahre gehört das Unternehmen der einflussreichen Flensburger Familie Dethleffsen, die an der Förde-Reederei, der Reinigungsfirma Beyersdorf (Mr. Clean) und der Flensburger Brauerei beteiligt ist. Seit 2000 gehört ihr auch Agitalis, ein Betreiber von Pflegeheimen.

Der Jahresumsatz liegt bei rund 140 Millionen Euro, die Hälfte davon wird im Ausland erwirtschaftet. Queisser kommt im Mass Market auf Platz 3 nach Klosterfrau und den Eigenmarken der Handelsunternehmen. In den Apotheken liegt die Firma gemessen am Umsatz auf Rang 65; neu im Sortiment ist der Tiger Balm vom asiatischen Hersteller Haw Par.