Schwächende Symptome über Monate

WHO: 17 Millionen Menschen in Europa mit Long-Covid Cynthia Möthrath, 14.09.2022 12:01 Uhr

Die Untersuchung deutet darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit an Long Covid zu erkranken bei Frauen doppelt so hoch ist wie bei Männern. Foto: Starocean/shutterstock.com
Berlin - 

Geschätzt mindestens 17 Millionen Menschen in Europa waren einer für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchgeführten Analyse zufolge in den ersten beiden Jahren der Pandemie von Long-Covid-Symptomen betroffen.

Für die Modellrechnung hatte die Universität Washington Fälle in den 53 europäischen Mitgliedsstaaten ausgewertet, wie das in Kopenhagen ansässige Europa-Büro der WHO am Dienstag mitteilte. Als Kriterium galt eine Symptomdauer von mindestens drei Monaten in den Jahren 2020 und/oder 2021.

Frauen häufiger betroffen als Männer

Die Untersuchung deute darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit, an Long Covid zu erkranken, bei Frauen doppelt so hoch ist wie bei Männern, teilte die WHO weiter mit. Außerdem steige das Long-Covid-Risiko nach einer schweren Corona-Infektion, zu deren Behandlung ein Krankenhausaufenthalt erforderlich war, drastisch. Der Modellrechnung zufolge habe eine von drei betroffenen Frauen und einer von fünf betroffenen Männern nach einem so schweren Verlauf mit Symptomen von Long Covid zu kämpfen.

„Wir müssen zwar noch viel über Long Covid lernen“, sagte der Direktor der WHO-Region Europa, Hans Kluge, während einer WHO-Tagung in Tel Aviv. „Aber diese Daten machen deutlich, dass wir dringend mehr Analysen, mehr Investitionen, mehr Unterstützung und mehr Solidarität mit den Betroffenen brauchen.“ Millionen Menschen litten in den Monaten nach einer Corona-Infektion unter schwächenden Symptomen. „Sie dürfen nicht weiter im Stillen leiden. Regierungen und Gesundheitspartner müssen zusammenarbeiten, um Lösungen auf der Grundlage von Forschung und Nachweisen zu finden.“ Weltweit waren der Untersuchung zufolge geschätzt rund 145 Millionen Menschen in den ersten zwei Jahren der Pandemie von Long-Covid-Symptomen betroffen.

Cortisolwerte und Vitamin C-Mangel als Risikofaktoren?

Mittlerweile werden verschiedene Faktoren diskutiert, die Long-Covid begünstigen könnten. So steht beispielsweise ein Mangel an Vitamin C im Raum: Intravenös hochdosiertes Vitamin C linderte nicht nur deutlich die Fatigue, sondern auch Begleitsymptome wie Konzentrationsschwäche, Depressionen und Schmerzen. Als eines der effektivsten Antioxidantien wirkt Vitamin C entzündungshemmend, gefäßprotektiv und immunmodulatorisch.

Eine weitere Studie zeigte einen Zusammenhang mit den Cortisolspiegeln im Blut: Bei Long-Covid-Betroffenen waren die Werte deutlich erniedrigt. Die Serumkonzentration war nur etwa halb so hoch wie in der Kontrollgruppe. Das Phänomen erniedrigter Cortisolwerte wurde auch bei Menschen mit chronischem Fatigue-Syndrom (CFS) beobachtet. Die Symptome ähneln denen von Long-Covid.