Ansteckung unwahrscheinlich

Virusübertragung trotz Impfung? Alexandra Negt, 28.04.2021 15:04 Uhr

Aktuell sieht das RKI die Wahrscheinlichkeit einer Virusübertragung durch Geimpfte als gering an. Foto: shutterstock.com/Tohuwabohu1976
Berlin - 

Die Impfkampagne nimm Fahrt auf. Ab sofort steigen bei der dezentralen Impfung auch die Fachärzte mit ein. Vielerorts ist die Impfriorisierung für AstraZeneca bereits weggefallen und immer mehr Vials werden in die Apotheken geliefert. Da stellt sich die Frage nach Freiheiten für Geimpfte. Doch weiß man schon, ob eine Virusübertragung bei Geimpften ausgeschlossen werden kann?

Können Personen, die vollständig geimpft sind, das Virus weiterhin übertragen? Diese Frage gewinnt gerade im Zuge möglicher Freiheiten für Geimpfte an Bedeutung. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt auf diese Frage bislang folgende Antwort: „In welchem Maß die Impfung […] die Übertragung des Virus weiter reduziert, kann derzeit nicht genau quantifiziert werden.“ Die Zulassungsstudien belegen, dass eine Impfung mit einem der vier aktuell zugelassenen Impfstoffe die Wahrscheinlichkeit für eine Sars-CoV-2-Infektion in einem erheblichen Maße verhindert.

Geimpfte spielen epidemiologisch keine Rolle mehr

Das RKI geht davon aus, dass die Viruslast bei geimpften Personen, die erneut in Kontakt mit Sars-CoV-2 kommen, stark reduziert ist. Auch die Ausscheidungszeit, so schätzt das RKI auf Basis der bisher vorliegenden Daten, ist reduziert. „Aus Public-Health-Sicht erscheint das Risiko einer Virusübertragung durch Impfung in dem Maß reduziert, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielen“, informiert das RKI.

Das RKI stützt sich dabei vor allem auf folgende Punkte:

  • Impfungen schützen vor schweren Covid-Verläufen, unabhängig vom verwendeten Impfstoff.
  • Impfungen reduzieren symptomatische und asymptomatische Corona-Infektionen.
  • Daten belegen, dass geimpfte Personen die PCR-positiv sind, eine signifikant reduzierte Viruslast aufweisen. Auch die Ausscheidungszeit ist kürzer.

Aus tierexperimentellen Untersuchungen geht hervor, dass eine sogenannte „sterile Immunität“ nicht erreicht wird. Das bedeutet, dass der Organismus trotz Impfung für eine kurze Zeit Träger des Virus ist und dieses potentiell weitergeben kann. „Eine sofortige Immunantwort ohne Infektion einiger weniger Körperzellen ist nicht zu erwarten“, so Professor Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Doch wie sich die Ergebnisse aus den Versuchen unter Laborbedingungen auf den Menschen und das Alltagsgeschehen übertragen lassen, ist aktuell noch unklar.

Der vollständige Impfschutz ist nicht unmittelbar nach der zweiten Impfung vorhanden. Bei Biontech liegt er erst eine Woche später vor. Bei Moderna liegt dieser nach 14 Tagen nach der zweiten Impfung vor und bei AstraZeneca nach 15 Tagen.

Doch wie lange halten diese Effekte nach der Impfung an? Ob ein einmal abgeschlossenes Impfregime auch bedeutet, dass man lebenslang immun ist, ist aktuell nicht geklärt. Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Impfungen in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden müssen. Zunächst könne von einem Impfschutz von mindestens sechs Monaten ausgegangen werden. Wie lange genau der Schutz anhält, müsste in weiteren Nachbeobachtungsstudien fortlaufend untersucht werden.

Mutationen fordern regelmäßige Impfung

Einige Vakzine bieten bei gewissen Mutationen einen niedrigeren Schutz als bei dem ursprünglichen Virus. Mediziner und Wissenschaftler halten es für denkbar, dass die Impfstoffe – analog zum Grippeimpfstoff – regelmäßig angepasst werden müssen. Je nachdem, welche Mutation dann jeweils in Deutschland vorherrschend ist, müssten die Vakzine umgestellt werden. Bei den neuartigen mRNA-Impfstoffen könnte solch eine Anpassung relativ schnell vollzogen werden. Biontech wäre nach eigenen Angaben prinzipiell binnen sechs Wochen in der Lage, auch ein Präparat gegen neu aufgetauchte Mutation des Virus herzustellen.