Empfehlung der Fachgesellschaften

Sachgerechter Einsatz von Remdesivir Alexandra Negt, 19.11.2020 08:48 Uhr

Mehrere medizinische Fachgesellschaften haben Empfehlungen zum sachgerechten Einsatz von Remdesivir veröffentlicht. Foto: Lubo Ivanko/ Shutterstock.com
Berlin - 

Zum sachgerechten Einsatz von Remdesivir haben mehrere medizinische Fachgesellschaften Empfehlungen veröffentlicht. Als Basis dienen die jetzt vollständig publizierten Daten der Zulassungsstudien.

Die Europäische Kommission hatte der bedingten Zulassung von Remdesivir vor drei Monaten zugestimmt. Unter dem Namen Veklury wurde der Wirkstoff am 3. Juli zur Behandlung von schweren Covid-19-Veräufen zugelassen. In Amerika hat die US-Arzneimittelbehörde FDA das Medikament nun aus der Notfallzulassung entlassen und die normale Zulassung zur Behandlung von Covid-19-Erkankungen erteilt. Seit rund drei Wochen ist Veklury in Amerika regulär am Markt. Den Angaben der FDA zufolge kann Remdesivir die Dauer der durch die Infektion mit dem Coronavirus hervorgerufenen Erkrankung verkürzen. Dies sei hinreichend nachgewiesen.

Nun haben medizinische Fachgesellschaften Empfehlungen zum sachgerechten Einsatz von Remdesivir bei Covid-Patienten erarbeitet. Einen tatsächlichen Nachweis zum klinischen Nutzen des Virustatikums gibt es nur bei hospitalisierten Patienten in Hinblick auf die Genesungszeit. Eine signifikante Senkung der Mortalität konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Die Fachgesellschaften sehen vor allem den frühzeitigen Einsatz von Remdesivir als sinnvoll an – hier sollte die Therapiedauer fünf Tage betragen.

In folgenden Situationen sollte kein regelhafter Einsatz erfolgen:

  • Patienten ohne Sauerstoffbedarf
  • Invasiv beatmete Patienten
  • Niereninsuffizienz
  • Leberfunktionsstörung
  • Zeichen einer Hepatitis
  • Anstieg des Bilirubins, der alkalischen Phosphatase (AP) oder des INR-Wertes
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe

Soll ein Einsatz trotz Anwendungsbeschränkungen erfolgen, so sollte eine Beratung durch das Infektiologie-Beratungsnetzwerk des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) und der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) erfolgen. Zur Sicherstellung der Therapie wird empfohlen, das Ergebnis zu dokumentieren.

Remdesivir ist ein Virustatikum, welches die virale RNA-Polymerase hemmt. Ursprünglich wurde Remdesivir für die Behandlung von Ebola entwickelt. Diese Krankheit wird ebenfalls durch einen Virus ausgelöst. In der EU ist das Virostatikum zur Behandlung von Covid-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit einem Mindestgewicht von 40 Kilogramm zugelassen.

Bei hospitalisierten Patienten gilt eine initiale Dosis von 200 mg Remdesivir als intravenöse Infusion als Standarttherapie. Ab Tag zwei werden nur noch 100 mg Wirkstoff intravenös verabreicht. Verbessert sich der gesundheitliche Zustand des Patienten nicht, oder verschlechtert sich dieser sogar, so kann das Cortison Dexamethason, ebenfalls parenteral, gegeben werden. Welche Nebenwirkungen die Gabe von Remdesivir mit sich bringt, ist noch nicht abschließend geklärt. Auswertungen des Pharmakovigilanz-Ausschusses der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zeigen ein erhöhtes Risiko für akute Nierenschädigungen. Deswegen ist eine Gabe bei Niereninsuffizienz kontraindiziert.