Zweiter Corona-Impfstoff

Russland: Nach Sputnik V folgt EpiVacCorona dpa/APOTHEKE ADHOC, 15.10.2020 08:55 Uhr

Nach Sputnik V folgt nun bereits ein zweiter Impfstoff gegen Covid-19 in Russland. Er trägt den Namen EpiVacCorona. Foto: Numstocker/shutterstock.com
Berlin - 

Im Kampf gegen das Coronavirus gibt es in Russland einen zweiten Impfstoff. Die Vakzine sei am Mittwoch registriert worden, sagte Präsident Wladimir Putin der Staatsagentur Tass zufolge in Moskau. Am 11. August wurde Sputnik V, der erste weltweit zugelassene Corona-Impfstoff, in Russland auf den Markt gebracht.

Nach Sputnik V folgt nun bereits ein zweiter Impfstoff gegen Covid-19 in Russland. Der Impfstoff wurde laut Putin im Forschungszentrum „Vektor“ in der sibirischen Großstadt Nowosibirsk entwickelt und trägt den Namen „EpiVacCorona“. „Soweit ich weiß, haben wir bereits einen dritten Impfstoff in der Entwicklung“, meinte der Kremlchef. Dieses Serum wird derzeit am Tschumakow-Forschungszentrum für immunobiologische Präparate der Russischen Akademie der Wissenschaften getestet.

Russland hatte Mitte August den weltweit ersten Impfstoff gegen das Coronavirus für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben. International haben Wissenschaftler erhebliche Bedenken gegen „Sputnik V“ geäußert, weil das Serum noch vor Abschluss wichtiger Tests registriert wurde. Russische Wissenschaftler haben die Kritik zurückgewiesen und behaupten, der Impfstoff erzeuge Immunität und habe keine schwerwiegenden Nebenwirkungen.

Die klinische Phase-III zu Sputnik V begann mit der Markteinführung vor gut zwei Monaten. Damals hieß es seitens des Gesundheitsministers Michail Muraschko dass landesweit 40.000 Menschen an den Tests teilnehmen sollen. Vor allem Klinikpersonal und Lehrern sollte das Vakzin gespritzt werden – den Angaben nach freiwillig. Die Impfung besteht dem Ministerium zufolge aus zwei Teilen: Nach der ersten Spritze bekommen die Freiwilligen nach 21 Tagen eine zweite.

Nach ersten Begutachtungen durch externe Wissenschaftler kommen erste Zweifel an den Daten auf – „einige Studienergebnisse wirken laut Kritikern, als hätten die Entwickler mit Photoshop nachgeholfen“, schreibt der Spiegel. „Es geht um den Verdacht plumper Manipulation.“ Die Auffälligkeiten zeigten sich beispielsweise bei den veröffentlichten Abbildungen, da sie ein auffälliges Zahlenmuster in den Datensätzen aufweisen. Als Beispiel nennen die Forscher exakt gleiche Antikörperspiegel bei mehreren Probanden an wechselnden Tagen. „Dass in den einzelnen Gruppen, die exakt gleichen Zahlen herauskommen, obwohl unterschiedliche Dinge getestet werden, sei höchst unwahrscheinlich, erläutert der Molekularbiologe Enrico Bucci gegenüber der „Moscow Times“. „Das ist, als ob man würfelt und mehrmals genau die gleiche Zahlenfolge erhält.“

Einige Experten gingen Ende September mit ihren Anschuldigungen sogar noch weiter: „Die Daten wirkten, als seien sie mit Photoshop bearbeitet worden“, findet Andrea Cossarizza, Immunologe an der italienischen Modena Universität. Die Ähnlichkeit bei den Daten seien aus statistischer Sicht unwahrscheinlich. Nun haben sich einige Forscher zusammengetan. Sie fordern die Veröffentlichung der Rohdaten – schließlich sei das Thema nicht nur für die Fachwelt von Interesse, sondern für die ganze Welt.

Nun hält Russland eine flächendeckende Impfung für alle Bürger am Jahresende für möglich. Vor den Massenimpfungen im Dezember sollen jedoch Lehrer und Ärzte den Impfstoff bevorzugt bekommen – angeblich freiwillig. „Wir müssen jetzt die Produktion unseres ersten und unseres zweiten Impfstoffs erhöhen“, sagte Putin. Zuerst solle der russische Markt bedient werden. Die Freigabe des zweiten Impfstoffs erfolgte am Tag mit der höchsten Zahl von Corona-Neuinfektion. Mehr als 14.000 Menschen in Russland haben sich innerhalb eines Tages mit dem Coronavirus infiziert. Damit gibt es bislang mehr als 1,3 Millionen Infektionen. Über eine Million Menschen gelten als genesen.