Virale Interferenz

Covid & Influenza: Eine harmlose Co-Infektion? Cynthia Möthrath, 14.07.2022 13:56 Uhr

Koinfektionen von Covid-19 und saisonaler Grippe stellen einer Studie zufolge nur eine geringe Bedrohung dar: Zugrunde liegt das Phänomen der sogenannten „viralen Interferenz“. Foto: Lightspring/shutterstock.com
Berlin - 

Im bevorstehenden Herbst könnte die Influenza nach einiger Zeit Pause mit voller Wucht zuschlagen. Viele Menschen sorgen sich bereits vor einer Co-Infektion aus Covid-19 und Influenza. Studien zeigen nun jedoch, dass es bei einer kombinierten Erkrankung sogar zu insgesamt milderen Verläufen kommen könnte.

Durch die entfallenen Schutzmaßnahmen rücken neben Sars-CoV-2 verschiedenste Krankheitserreger wieder auf den Plan. Mit Blick auf den Herbst sorgt das schon jetzt für Bedenken. Umso beruhigender sind die Ergebnisse einer Untersuchung der New York University, welche im „Journal of Virology“ veröffentlicht wurden: Demnach stellen Co-Infektionen von Covid-19 und saisonaler Grippe nur eine geringe Bedrohung dar.

Virale Interferenz kann schützen

Zugrunde liegt das Phänomen der sogenannten „viralen Interferenz“: Diese besagt, dass eine akute Virusinfektion für eine gewisse Zeit vor einer anderen Erkrankung schützen kann. Zugrunde liegt die Freisetzung von Interferonen, durch welche der Körper in eine Art Warnmodus fällt.

Das Team der New York University hat an Zellkulturen und Goldhamstern untersucht, inwiefern sich die virale Interferenz bei Sars-CoV-2 und Influenzaviren auswirken kann. Wurden die Hamster mit beiden Viren gleichzeitig infiziert, so kam es zunächst zu einer Replikation beider Virusarten. Bei einer Co-Infektion erholten sie sich von Covid-19 jedoch wieder schneller: Der Virustiter fiel bereits nach wenigen Tagen, nach fünf Tagen war die Infektion überstanden. Wurden die Tiere nur mit Sars-CoV-2 infiziert, dauerte die Erkrankung rund sieben Tage. Die Forscher:innen gehen davon aus, dass die starke Interferon-Produktion für die Beobachtungen verantwortlich ist. Umgekehrt hatte die Co-Infektion jedoch keinen Einfluss auf die Replikation der Influenzaviren und den Influenza-Verlauf.

In einem weiteren Versuch wurden die Tiere nacheinander mit den beiden Virusarten infiziert. Erst drei Tage nach der ersten Infektion folgte die Exposition gegenüber dem anderen Virus. Die Interferenz konnte diesmal nur dann beobachtet werden, wenn die Hamster zuerst mit dem Influenza-Virus infiziert wurden. Andersherum funktionierte das Phänomen nicht.

Corona-Schutzwirkung hält nach Influenza an

Die Schutzwirkung der viralen Interferenz gegenüber Sars-CoV-2 hielt auch über das Ende der Influenza-Erkrankung noch an: Auch sieben Tage nach überstandener Grippe konnte eine verminderte Sars-CoV-2-Replikation nachgewiesen werden. Erst drei Tage später setzte die Virusvermehrung wieder ein.

Bislang bleibt unklar, warum die Interferenz offenbar nur in eine Richtung funktioniert. Das Team vermutet, dass die Co-Infektion daher auch beim Menschen harmloser verlaufen könnte als bislang angenommen. Die Daten zur Co-Infektion sind bislang jedoch widersprüchlich: Eine vorherige Untersuchung zeigte, dass es bei Kombi-Infektionen zu Komplikationen kommen kann. Die Thematik soll daher weiter untersucht werden.