Lockdown verschlechtert Befinden

Corona-Maßnahmen belasten Depressive stärker dpa/APOTHEKE ADHOC, 10.11.2020 09:55 Uhr

Drei Viertel der Menschen mit Depressionen empfanden den Lockdown im Frühjahr als bedrückend. Foto: A-photographyy/Shutterstock.com
Berlin - 

Nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe sind in Deutschland rund fünf Millionen Menschen depressiv erkrankt. Für Depressive kann sich der Allgemeinzustand durch die Corona-Maßnahmen stark verschlechtern. Eine besondere Form der Erkrankung ist die Altersdepression. Sie bleibt häufig unerkannt. Lockdown & Co. erschweren die Diagnosestellung mitunter.

In Deutschland sind Menschen mit Depressionen nach einer neuen Studie stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen als die Allgemeinbevölkerung. So haben sie zum Beispiel den Lockdown im Frühjahr als deutlich belastender erlebt, heißt es im neuen „Deutschland-Barometer Depression“, das am Dienstagvormittag vorgestellt werden soll. Für diese Untersuchung lässt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe jährlich rund 5000 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren mit unterschiedlichen Schwerpunkten repräsentativ online befragen, zuletzt im Juni und Juli.

Danach empfanden rund drei Viertel der Menschen mit Depressionen (74 Prozent) den Lockdown im Frühjahr als bedrückend. In der Allgemeinbevölkerung seien es 59 Prozent gewesen, heißt es in der Analyse. Menschen mit Depressionen hätten zum Beispiel fast doppelt so häufig unter einer fehlenden Tagesstruktur und Grübelei gelitten. Im Vergleich zur Bevölkerung insgesamt vermissten sie auch noch häufiger den Kontakt zu anderen.

Der Lockdown führt dazu, dass viele Menschen ihre sozialen Kontakte einschränken. Gruppen und Vereine, in denen Menschen einem gemeinsamen Hobby nachgehen, treffen sich aktuell nicht. Die große Gefahr sehen Psychologen in einer möglichen Isolation der Betroffenen. Insbesondere bei älteren Menschen sei es wahrscheinlich, dass eine Depression unentdeckt bleibt. Ungefähr 6 Prozent der 70- bis 79-Jährigen erkranken laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Laufe eines Jahres an einer Depression. Mit dem Alter steigt auch die Suizidgefahr. Die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigt, dass es je 100.000 Einwohner bei den 45- bis 70-Jährigen zu durchschnittlich 20 Suizidfällen kommt, bei Menschen über 80 steigt die Rate auf 50 bis hin zu 90 Fällen bei den über 90-Jährigen an. Diese Zahlen gelten für Männer – bei den Frauen bleibt die Suizidrate unabhängig vom Alter relativ konstant bei 5 bis 10 Fällen je 100.000 Einwohner.