Neue in vitro Daten zu Carragelose

Algovir kann Sars-CoV-2 inaktivieren APOTHEKE ADHOC, 18.02.2021 11:41 Uhr

Präventive Wirkung erneut in vitro nachgewiesen: Gemeinsam mit dem Institut für Virologie der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg hat Marinomed sein Rotalgen-Spray Algovir ein weiteres Mal testen lassen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Bereits im vergangenen Jahr hatte Hermes sein Rotalgen-Spray Algovir mit dem Wirkstoff Carragelose in Bezug auf Sars-CoV-2 in den Fokus gerückt. Nun gibt es neue Daten, die die Wirkung untermauern sollen – zumindest in vitro. Künftig sollen auch Daten am Menschen erhoben werden.

Die Prävention einer Infektion mit Sars-CoV-2 stellt noch immer einen wesentlichen Baustein der Pandemiebekämpfung dar. Mittlerweile haben zahlreiche Hersteller ihre Produkte auf eine Wirksamkeit testen lassen, unter anderem auch Marinomed Biotech. Das Rotalgenspray Algovir wird in Deutschland über Hermes vertrieben und bereits zu Beginn der Pandemie vom Hersteller für eine Prophylaxe empfohlen. Im Oktober folgten schließlich erste in-vitro Daten, die positive Ergebnisse liefern konnten.

Die neue Studie wurde gemeinsam mit dem Institut für Virologie der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg durchgeführt. Dabei habe man erneut zeigen können, dass Carragelose in vitro eine effektive Hemmung der Sars-CoV-2-Replikation bewirken kann. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachjournal „PLOS ONE“ veröffentlicht.

Die Daten konnten zeigen, „dass Carragelose, das sulfatierte Polymer Iota-Carrageen, sowohl gegen das Wildtyp-Sars-CoV-2 als auch gegen ein Lentivirus, der das Sars-CoV-2-Spike-Protein an der Oberfläche hat, antiviral wirksam ist“, schreibt der Hersteller. Beim modifizierten Lentivirus handle es sich um ein Modellsystem, bei dem harmlose Viren aussehen wie Sars-CoV-2 und wie diese an Zellen binden, jedoch kein Covid-19 auslösen können.

Im Zuge der Untersuchung wurden unterschiedliche sulfatierte Polymere untersucht: Kappa-Carrageen, Lambda-Carrageen und Fucoidan waren jedoch deutlich weniger effektiv als Iota-Carrageen, welches das Virus effektiv am Eindringen in die Zellen gehindert hat. Andere Polymere ohne Sulfatgruppen wie Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) und Carboxymethylcellulose (CMC) seien gänzlich unwirksam gewesen.

In vivo-Daten noch in 2021

Beim Wildtyp von Sars-CoV-2 sei bereits bei einer Konzentration von 3,5 µg/ml Iota-Carrageen die Replikation des Virus um mehr als 90 Prozent reduziert worden. Algovir weist eine Konzentration von 1,2 mg/ml auf und damit mehr als die 300-fache Dosis als jene, die in vitro wirksam ist. „Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig, dass Carragelose Sars-CoV-2 in vitro inaktivieren kann, und das Virus so davon abhält, weitere Zellen zu infizieren“, erklärte Professor Dr. Ulrich Schubert vom Institut für Virologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Kooperationspartner von Marinomed. „Vergleichbare in vitro Ergebnisse für andere Viren wie Influenza A und ältere Coronaviren konnten in klinischen Studien bestätigt werden. Die Anwendung von Carragelose verringerte die Dauer und Schwere der Symptome. Wir gehen davon aus, dass das auch für Sars-CoV-2 der Fall sein wird.“


Abschließende Studiendaten zur Wirksamkeit gegen Covid-19 fehlen, sodass Carragelose bislang nur begrenzt empfohlen werden kann. Die in vitro-Daten sollen nun auch am Menschen bestätigt werden. „Wir sind zuversichtlich, diese Ergebnisse mit den aktuell in Wien und Großbritannien laufenden klinischen Studien bei Pflegepersonal bestätigen zu können. Wir erwarten diese Daten noch in der ersten Jahreshälfte 2021“, meint Dr. Eva Prieschl-Grassauer, Chief Scientific Officer bei Marinomed und Letztautorin der Publikation.