EU-Fälschungsrichtlinie

Apotheken testen Sicherheitsabfrage Carolin Bauer, 23.11.2012 09:26 Uhr

Code gegen Fälschungen: Die Apotheken sollen ab Januar das neue Kontrollsystem auf seine Praxistauglichkeit testen. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die EU will gefälschten Arzneimitteln auf die Spur kommen. In Deutschland wird dafür ab Januar ein neues Datensystem starten. Mehrere Hersteller haben ihre Produkte bereits umgestellt. Zusätzlich zur PZN erhalten die Arzneimittel einen 2D-Code. Dadurch wird die Packung zum Unikat. Für das Pilotprojekt Securpharm sollen zunächst 250 Apotheken die Datenabfrage und Praxistauglichkeit des neuen Systems testen.

Das Projekt ist zunächst auf drei Monate angelegt. Bislang haben alle fünf großen Softwarehäuser zugesagt. Sie sollen die Apotheken einsammeln. Geplant sind etwa 50 Apotheken pro EDV-Anbieter, wobei die Zahl erweitert werden kann. „Zwischen 50 und 200 Apotheken werden am Pilotprojekt seitens Awinta teilnehmen“, sagt Horst Blass, Leiter der Produktentwicklung. Die genaue Zahl werde derzeit noch mit Securpharm abgestimmt.

Die Kosten für die Umstellung werden nicht übernommen. Neben einer dauerhaften Internetverbindung benötigen die Apotheken vor allem einen Scanner, der den 2D-Code lesen kann.

Die Geräte gibt es seit etwa drei Jahren und kosten bis zu 500 Euro. „Das System darf für die Apotheken keine zusätzliche Belastung darstellen“, sagt Dr. Reinhard Hoferichter von Securpharm. Deshalb sollen zunnächst die Apotheken teilnehmen, die bereits ein neues Gerät nutzen.

In der Praxis bedeutet der zweite Scanvorgang für die Apotheken zunächst nur einen geringen Mehraufwand. Allerdings könnte sich durch die Datenabfrage die Abgabe am HV-Tisch in die Länge ziehen. Mit dem Scan fragt der Apothekenserver die Information der Hersteller ab. Die Wartezeit hängt von der Schnelligkeit der Internetverbindung ab. „Muss der Apotheker nach dem Scanvorgang zehn Sekunden warten, ist das inakzeptabel“, sagt Pharmatechnik-Geschäftsführer Dr. Mathias Schindl.

Der Code enthält neben der PZN das Verfallsdatum sowie die Chargen- und Seriennummer. Anhand der Seriennummer wird geprüft, ob die Packung bereits in einer anderen Apotheke abgegeben wurde. Tritt dieser Fall ein, wird der Apotheker aufgefordert, eine andere Packung zu verkaufen und die zuständigen Behörden zu informieren.

Auf die Hersteller rollen mit der Umstellung hohe Kosten zu. Bislang beteiligen sich 21 Unternehnen, bis Januar sollen es 25 sein. Sie sollen 80 verschiedene Medikamente mit dem neuen DataMatrix-Code versehen. Bis März sollen mehr als zwei Millionen Packungen im Umlauf sein.

Sanofi-Aventis steuert fünf Medikamente bei. Auf mehreren Arzneimittelpackungen wie beim Analoginsulin Lantus ist der Code bereits seit längerem aufgedruckt und soll im nächsten Jahr aktiviert werden. Sanofi hat bereits zwei seiner Produktionsstraßen in Frankfurt umgerüstet, um die erforderlichen Daten in den Code einfügen zu können. Das kostet laut Hoferichter etwa 100.000 Euro pro Fertigungstraße.

Die EU-Fälschungsrichtlinie muss spätestens 2017 umgesetzt werden. Derzeit werden die Stellungnahmen der Länder ausgewertet. Spätestens 2015 soll es möglich sein, innerhalb der EU jede Packung zu überprüfen. Einer EU-Statistik zufolge waren 2010 rund 3,2 Millionen gefälschte Arzneimittel im Umlauf. Nur 1800 Packungen wurden beschlagnahmt.