Apothekengründung

Filialverbund ist Millioneninvestition APOTHEKE ADHOC, 10.05.2016 15:11 Uhr

Berlin - 

Bei jeder zehnten Übernahme wechselt inzwischen ein Filialverbund mit mindestens zwei Apotheken den Besitzer. Das geht aus aktuellen Zahlen der Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hervor. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass im vergangenen Jahr jede fünfte Apotheke in einem Verbund mit durchschnittlich 2,2 Apotheken abgegeben wurde – im Vorjahr war es noch jede sechste. Auch bei den Neugründungen zeigt sich der Trend zur Filialisierung.

Der Anteil der Apotheken, die als Filialen übernommen wurden, lag 2015 bei 29 Prozent – im Vorjahr waren es 21 Prozent. Nimmt man die 5 Prozent Filial-Neugründungen hinzu, machen Filialen insgesamt ein gutes Drittel aller finanzierten Apothekengründungen aus. Für die Erhebung hat die Apobank eine Stichprobe 200 Neugründungen und Übernahmen analysiert.

„Wir haben inzwischen vom kleinen bis zum mittelständischen Unternehmen eine große Bandbreite unter den Existenzgründungen, und für jeden Unternehmertyp ist etwas dabei“, sagt Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik der Apobank. „Dennoch stellt nach wie vor die Übernahme von einer einzelnen Apotheke die deutliche Mehrheit der von uns begleiteten Finanzierungen dar.“

Die meisten Apotheker entschieden sich nach wie vor für die Übernahme einer Einzel- oder Hauptapotheke (55 Prozent). Auf Neugründungen von Einzelapotheken entfielen wie im Vorjahr 3 Prozent. Die übrigen 8 Prozent der Neugründungen erfolgen als Pacht- oder Gemeinschaftsapotheke.

Der Übernahmepreis für eine Haupt- oder Einzelapotheke stieg von durchschnittlich 392.000 Euro leicht auf 403.000 Euro. Mit 3 Prozent sei dieser Anstieg moderater als im Vorjahr, so die Apobank. Weitere nötige Aufwendungen inbegriffen, wie etwa für das Warenlager sowie Modernisierung, Geschäftsausstattung oder EDV, investierte der Übernehmer insgesamt im Schnitt 531.000 Euro.

Neugründungen kommen zwar seltener vor, sind grundsätzlich aber günstiger. Laut Apobank wurden in eine neue Einzel- oder Filialapotheke durchschnittlich 430.000 Euro investiert, 7000 Euro weniger als im Vorjahr. 117.000 Euro entfallen durchschnittlich auf das Warenlager, 313.000 Euro auf Investitionen.

Wer einen Apothekenverbund übernimmt, zahlt durchschnittlich mehr als eine Million Euro: 1.046.000 Euro fallen für die durchschnittlich 2,2 Apotheken an – 837.000 Euro sind der Übernahmepreis, 179.000 Euro werden für das Warenlager fällig und 30.000 Euro müssen investiert werden. „Trotz der hohen Investitionen, die solch ein Verbund mit sich bringt, ist ein Teil des pharmazeutischen Nachwuchses bereit, in Apothekenverbünde zu investieren“, sagt Heßbrügge. „Diese Einheiten sind meistens gut organisiert und aufeinander abgestimmt, daher durchaus attraktiv als Komplettübernahme.“

Eine Apotheke, die als Filiale übernommen wird, kostet durchschnittlich 321.000 Euro, 38.000 Euro mehr als 2014. Für Warenlager (79.000 Euro) und Investitionen (36.000 Euro) muss allerdings weniger gezahlt werden. Insgesamt wurden somit 436.000 Euro investiert – 19.000 Euro weniger als im Vorjahr.

Bei der Lage werden Großstädte immer beliebter: 40 Prozent der Übernahmen und Neugründungen gab es in Metropolen – 2014 waren es 34 Prozent und 2013 noch 31 Prozent. Vor allem Mittelstädte sind unbeliebt: Auf sie entfielen nur 24 Prozent, nach 34 Prozent im Vorjahr. Kleinstädte kamen auf 28 Prozent und bewegen sich damit auf dem Niveau der Vorjahre. Auch auf dem Land blieb das Niederlassungsverhalten mit 8 Prozent relativ konstant.

„Ob auf dem Land oder in der Stadt, unsere Existenzgründungsanalyse deutet derzeit darauf hin, dass die flächendeckende pharmazeutische Versorgung erhalten bleibt“, resümiert Heßbrügge. „Und für die nachrückende Generation gibt es für die selbständige Berufsausübung unterschiedliche Varianten, die den Erwartungen der jungen Pharmazeuten gerecht werden.“