Drogerieketten

Müller spielt wieder Apotheke APOTHEKE ADHOC, 03.08.2019 08:18 Uhr

Berlin - 

Ein Müller-Markt in Bad Reichenhall hat aktuell wieder Apothekenmarken im Regal. Angeboten wird unter anderem GeloRevoice. Der Hersteller Pohl-Boskamp stellt klar, dass Drogerien nicht beliefert werden und die Marke apothekenexklusiv sei. Drogerie- und Supermarktketten scheren sich nicht um vertragliche Auflagen und kaufen über den Graumarkt immer wieder Produkte aus der Offizin.

In der Müller-Filiale wird derzeit unter anderem das Medizinprodukt GeloRevoice von Pohl-Boskamp angeboten. Die Tabletten, die bei Hals- und Stimmproblemen sowie bei trockener und gereizter Mund- und Rachenschleimhaut angewendet werden sollen, stehen im Gesundheitsregal der Drogeriekette.

Das Medizinprodukt wird laut Herstellerangaben ausschließlich an Apotheken und Großhändler verkauft. „Uns ärgert sehr, dass das vorkommt“, sagt ein Unternehmenssprecher. Es sei verständlich, dass das Apotheken ein Dorn im Auge ist, wenn regional vereinzelt apothekenexklusive Produkte außerhalb der Offizin verkauft würden. Intern sei man sehr darauf bedacht, nur vertretbare Höchstmengen zu vertreiben. Zudem werde versucht, nachzuvollziehen, wie die einzelnen Produkte in den Laden gekommen sind.

Viele Hersteller versuchen sich gegen die Graumarktgeschäfte zu wehren. Klassiker im Drogerieregal sind beispielsweise Schnelldreher wie Vitasprint, Magnesium-Verla, Lefax und Isla Moos. Sie werden immer wieder in die Regale geräumt. Die Hersteller müssen nach eigenem Bekunden hilflos zusehen, denn der Vertriebsweg ist gesetzlich zulässig, da es sich nicht um apothekenpflichtige Präparate handelt.

In manchen Märkten werden die höherpreisigen Produkte wie Formoline oder Vitasprint sogar extra gesichert. Von Pfizer wird mitunter auch Baldriparan angeboten. Der Hersteller weist ebenfalls zurück, etwas mit dem Vertrieb zu tun zu haben. Besonders ärgerlich ist, wenn neben den Apothekenmarken günstigere und ähnliche Drogerieprodukte wie Tetesept stehen. Auch Kosmetikhersteller kennen das Thema. Zwischen der Kosmetik aus dem Mass Market wird oft eine große Auswahl verschiedener Apothekenkosmetika in die Regale eingeordnet. Betroffen sind regelmäßig Eucerin (Beiersdorf), Bepanthol (Bayer) und Linola (Dr. Wolff), Eubos (Dr. Hobein) und Medipharma Cosmetics (Dr. Theiss Naturwaren). Dazwischen reihen sich Marken, die über beide Vertriebswege erhältlich sind wie Frei Öl (Apotheker Walter Bouhon) und Sebamed (Sebapharma).

Ein richtiges Mittel gegen den Vertrieb apothekenexklusiver Produkte haben die Hersteller noch nicht gefunden. Sie versuchen, die Graumarkthändler zu erwischen und sie wegen des Missbrauchs der ausgehandelten Selektivverträge zur Rechenschaft zu ziehen. Ohne diese Vereinbarungen wären Marken wie Eucerin oder Vichy spätestens nach zwei Jahren breit in Drogeriemärkten erhältlich, sind sich Experten sicher.