Apothekennotdienst: Viel los an den Feiertagen 23.12.2025 07:52 Uhr
Mit der sinkenden Zahl an Apotheken steigt auch die Frequenz im Notdienst. Gerade in ländlichen Gebieten, in denen die Wege zur nächsten Apotheke nachts weiter werden, bekommen Inhaberinnen und Inhaber das zu spüren. Sie müssen ihre Lager entsprechend anpassen und aufstocken.
Dr. Thomas Wellenhofer führt seine Bahnhof-Apotheke in Freilassing seit knapp 30 Jahren. Doch gerade im vergangenen Jahrzehnt sei der Rückgang der Betriebszahlen immens und habe deutliche Auswirkungen auf die Versorgung. Die Hälfte der Betriebe im Landkreis Berchtesgadener Land sei verschwunden – und noch 19 Apotheken übrig. „Es hat einen Grund, wenn so viele Apotheken wegfallen.“ Das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag sei nicht mehr ausgeglichen.
In Bayern versorgt eine Apotheke etwa 4500 Einwohner. Damit liege der Freistaat auf Platz 4 bei der Vor-Ort-Versorgung in Deutschland. Die Bundesrepublik belegt im europäischen Vergleich der 27 Mitgliedstaaten dagegen nur Platz 21 und liegt mit 21 Apotheken pro 100.000 Einwohnern unter dem EU-Durchschnitt von 32 Apotheken.
Lager bestmöglich anpassen
„Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil der medizinischen Grundversorgung. Kompetente Beratung im persönlichen Gespräch ist besonders im Notfall von unschätzbarem Wert“, betont Wellenhofer.
Damit die Wartezeit auch im Notdienst gering ist, muss das Lager angepasst sein. Zu den Klassikern im Bereitschaftsdienst gehören Antibiotika, Fieber- und Schmerzsäfte für Kinder, aber auch Schmerzmittel für Erwachsene und die obligatorischen Nasensprays. Bei der Vorbereitung auf den nächsten Dienst helfe ein Blick in vorherige Dienste und die dort getätigten Abverkäufe.
Es komme jedoch immer wieder vor, dass etwas nicht vorrätig sei. Für dringend benötigte Arzneimittel müssten die Kundinnen und Kunden deshalb weite Wege zurücklegen, erläutert Wellenhofer. „Vor allem an Feiertagen wie Neujahr und am Dreikönigstag zeigt sich die Realität deutlich“, betont er. „Landkreisweit hat eine einzige Apotheke die gesamte Notfallversorgung abdecken müssen. Das ist personell wie organisatorisch extrem schwer zu meistern.“ Auch deswegen sei ein volles und gut sortiertes Warenlager wichtig.
Optimierte Notdienstlogistik
Um im Notdienst handlungsfähig zu bleiben, ist eine optimierte Notdienstlogistik – die auch alternative Lieferwege wie die Notdienstlieferung durch Großhändler nicht grundsätzlich ausschließt – essenziell. Achtung: In vielen Fällen ist dies mit Extrakosten verbunden.
Im vergangenen Jahr informierte beispielsweise Noweda die Apotheken über eine „wichtige Änderung für Notdienstbestellungen“. Seit August werden reguläre MSV3-Bestellungen, die am Samstag ab 13.30 Uhr sowie Sonn- und Feiertags eingehen, am darauffolgenden Werktag geliefert.
Per Sonderbote werden Bestellungen, die explizit mit „Notdienstauftrag“ und der PZN 9806390 gekennzeichnet sind, geliefert. „Apotheken können am Wochenende sowie an Feiertagen in dringenden Fällen im Notdienst Bestellungen zwischen 17 und 18 Uhr abgeben“, informierte der Großhändler.