Heilpflanze des Jahres 2020

Wegwarte: Appetitanreger und Kaffee-Ersatz APOTHEKE ADHOC, 06.06.2020 09:19 Uhr

Die Wegwarte hat zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und dient auch Vögeln und Hummeln als Nahrungsquelle. Foto: LifeCollectionPhotography/shutterstock.com
Berlin - 

Die Volksnamen der Gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus) reichen von anmutend bishin zu abschreckend: Neben „Sonnenwirbel“ oder „Wegeleuchte“ wird die Heilpflanze des Jahres 2020 auch als  „Rattenwurz“ bezeichnet. Ebenso breit gefächert sind die Einsatzgebiete des Korbblütlers: Ob als Tonikum amarum, Hautreiniger oder Kaffee-Ersatz – die Heilpflanze findet in verschiedenster Form schon seit Jahrhunderten Verwendung.

Die appetitanregende Wirkung der Pflanze kannte bereits der deutsche Botaniker und Arzt Hieronymus Bock, welcher 1577 den Einsatz als Dekokt unter anderem bei „Hitzigem Magen“ empfahl. Für die Wirkung sind vor allem die vielen Bitter- und Gerbstoffe verantwortlich. Noch heute nutzt man dies in Form von Tees mit der getrockneten Wurzel (Cichorii radix) oder den geschnittenen Blättern (Cichorii herba).

Für die Zubereitung jeweils einen Teelöffel der Pflanzenteile – oder ein Gemisch aus beiden – mit 250 ml kaltem Wasser übergießen, zum Sieden erhitzen und etwa zwei bis drei Minuten lang kochen. Anschließend abseihen und täglich zwei bis drei Tassen trinken. Auch der Naturheilkundler Sebastian Kneipp empfahl seinen Patienten bei Magen-, Darm-und Lebererkrankungen Wegwarten-Tee und zusätzlich Wickel mit Blüten und Blättern.

Wegwarte als Kaffee-Ersatz

Neben dem pharmazeutischen Einsatz fand die Gemeine Wegwarte im 17. Jahrhundert als preisgünstige, koffeinfreie Alternative zum Bohnenkaffee viele Anhänger. Der kaffeeähnliche Geschmack entsteht beim Rösten der getrockneten Wurzel, weil dabei die darin enthaltenen Säfte karamellisieren. Vielerorts nennt man dieses Aufgussgetränk auch „Muckefuck“, was laut einer Theorie von dem französischen Begriff „Mocca faux“ – was soviel bedeutet wie „falscher Kaffee“ – eingedeutsch wurde. Später mischte man der Zichorienwurzel noch andere Zutaten wie Malz, Gerste oder Roggen hinzu und vermarktete das Produkt als „Landkaffee“.

Doch nicht nur der Mensch erfreut sich an der Vielseitigkeit der Wegwarte: Im Herbst dienen ihre Samen als Futterquelle für Vögel und in ihrer Blütezeit zwischen Juli und Oktober erfreuen sich vor allem Hummeln und Bienen an den vorwiegend himmelblauen Zungenblüten. Diesen hat sie wahrscheinlich auch die Auszeichnung für die Blume des Jahres im Jahr 2009 zu verdanken, was nach Gemüse des Jahres 2005 bereits ihre zweite Auszeichnung war. Zu finden ist die Wegwarte meist an Wegrändern und Böschungen.