Ausbildungskosten

Schulgeldfreiheit: Weniger Jobstress für PTA-Schüler Carolin Ciulli, 05.02.2021 11:55 Uhr

Schulleiterin Dagmar Hußmann hofft auf einen Ansturm an PTA-Auszubildenden. Foto: PTAL
Berlin - 

Mit der Schulgeldfreiheit für angehende PTA in Nordrhein-Westfalen können sich Schüler besser auf die Ausbildung fokussieren. Davon geht Dagmar Hußmann aus. „Viele unserer Schüler:innen müssen neben der Vollzeit-schulischen Ausbildung noch arbeiten, um zurecht zu kommen“, sagt die Leiterin der Lehrakademie für pharmazeutisch-technischen Assistenten Köln. Die Apotheker in Westfalen-Lippe, die die PTA-Ausbildung mit einer Umlage fördern, werden weiterhin in die Pflicht genommen.

Hußmann zufolge stehen viele Schüler:innen finanziell unter Druck etwa durch die Wohnsituation. Die Mieten in Köln für Studentenzimmer seien sehr hoch. „Lebt man noch zu Hause, hat man im Gegensatz zu den Studenten keine kostenfreie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Also kommt oft ein hoher Betrag für das Fahrgeld auf die Schüler:innen zu.“

Ein großer Teil der PTA-Auszubildenden habe deshalb einen Job. „Da ist der Wegfall des Schulgeldes doch eine deutliche Erleichterung. Es verschafft manchem damit mehr Freiraum, der unter anderem zum Lernen oder auch zum Erholen in stressigen Phasen genutzt werden kann.“ Und genau diese Balance brauchten die Schüler:innen, um die anspruchsvolle Ausbildung erfolgreich zu durchlaufen. „Wir freuen uns über einen hoffentlich großen Ansturm von Schüler:innen für diesen tollen und zukunftssicheren Beruf“, sagt Hußmann. Sicher gebe es viele, die sich die Ausbildung bisher nicht leisten konnten.

Die Reaktionen auf die Ankündigung des NRW-Gesundheitsministeriums sind durchweg positiv. Die Apotheker fordern gleichzeitig, den Schulen die Richtlinie zeitnah zur Verfügung zu stellen, damit sie die Regeln möglichst schnell umsetzen können. Gabriele Regina Overwiening, Abda-Präsidentin und Kammerpräsidentin in Westfalen-Lippe, sagte: „Ich habe mich riesig über diese Entscheidung aus Düsseldorf gefreut.“ In den vergangenen Jahren sei es nicht leicht gewesen, junge Menschen für einen Beruf zu begeistern, für dessen Ausbildung sie tief in die Tasche greifen müssten, sagt Nordrheins Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann.

Für Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, ist es ein wichtiges Signal, die Apotheken vor Ort zu stärken. Dafür hätten sich die Apothekerverbände und -kammern in NRW auch seit Jahren intensiv engagiert. „Das Schulgeld kompensiert allerdings nur einen Teil der Kosten des einzelnen Ausbildungsplatzes. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Land NRW auch an den steigenden übrigen Kosten in diesem Bereich beteiligen wird“, so Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe.

In dem Kammerbezirk unterstützen die Inhaber die PTA-Ausbildung mit einer Umlage. Diese Förderung bleibt bestehen. „Auch wenn das Land das Schulgeld komplett übernimmt, bleibt die Einnahmenseite eines Schulträgers unverändert“, teilte der Verein PTA-Fachschule mit, der Träger von vier PTA-Fachschulen ist. „Das von den Schüler:innen zu zahlende Schulgeld stellt aber nur ein Teil der Kosten des Ausbildungsplatzes dar. Das Delta bedarf weiterhin der Bezuschussung.“

Auch die Bundesapothekerkammer lobt die Förderung: „Damit wird das Ungleichgewicht behoben, dass viele andere schulischen Berufsausbildungen schon bislang vom Staat finanziert wurden und die Ausbildung zur PTA von dieser beziehungsweise den Eltern bezahlt werden musste“, sagte eine Sprecherin. Dies entlaste die Familien, mache die Berufsausbildung attraktiver und trage zur Nachwuchsgewinnung bei. „Wir hoffen, dass sich auch die übrigen Bundesländer – so noch nicht erfolgt – zu diesem Schritt entschließen, auf den sich Bund und Länder in ihrem ‚Gesamtkonzept Gesundheitsfachberufe‘ im März 2020 gemeinsam verständigt hatten.“

Laut Adexa-Vorstand Andreas May war die Schulgeldfreiheit für PTA in NRW längst überfällig: „Wenn man die Begründung von Gesundheitsminister Laumann für diesen Schritt liest, fragt man sich schon: Warum wurde diese Erkenntnis erst jetzt umgesetzt? Dass das Land sich dafür stark machen wolle, dass zeitnah eine bundeseinheitliche Regelung komme, sei ebenfalls zu begrüßen.