Glucosestoffwechsel, Vitaminräuber, neurologische Erkrankungen

Metformin: Fördert Langzeiteinnahme B-12-Mangel? Sandra Piontek, 29.08.2022 09:00 Uhr

Gelbe Tabletten bilden das Wort B12
Bei einer Langzeiteinnahme von Metformin muss der Vitamin-B-12-Status kontrolliert werden. Foto:shutterstock.com/NatchaS
Berlin - 

Metformin wird hauptsächlich zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt. Die Gefahr für einen Vitamin-B12-Mangel bei Diabetiker:innen unter Metformin ist allerdings dreifach erhöht im Vergleich zu gesunden Menschen.

Der Arzneistoff hemmt in der Leber die Neubildung von Glucose und führt in der Peripherie zu einer Verbesserung der Glucoseverwertung. So gelangt weniger vom Körper produzierter Zucker ins Blut. Außerdem lässt er die Zellen auf das blutzuckersenkende Insulin wieder besser ansprechen. Er verzögert zudem die Glucoseaufnahme im Darm, sodass der Blutzuckerspiegel nach Mahlzeiten (postprandialer Blutzuckerspiegel) weniger ansteigt. Wegen positiver Wirkungen auf den Fettstoffwechsel wird Metformin bevorzugt bei übergewichtigen Patient:innen eingesetzt. Eine weitere Indikation ist die Behandlung des polyzystischen Ovarialsyndroms.

Achtung Langzeiteinnahme

Bei einer Langzeiteinnahme muss aber immer auch der Vitamin-B-12-Status kontrolliert werden. Das Risiko eines Mangels erhöht sich mit der Zeit deutlich. In einer randomisierten, placebokontrollierten Multicenterstudie erhielten 390 mit Insulin behandelte Typ-2-Diabetiker:innen dreimal täglich 850 mg Metformin oder Placebo über 4,3 Jahre. Im Vergleich zu den Patient:innen die mit Placebo behandelt wurden, sank unter Metformin der Vitamin-B12 -Spiegel um 19 Prozent. Eine Unterversorgung kann neurologische und ­psychiatrische Erkrankungen verursachen. Bei Diabetiker:innen unter Metformin ist die Gefahr eines Mangels gegenüber gesunden Menschen dreifach erhöht und doppelt so hoch im Vergleich zu Diabetiker:innen, die mit anderen Medikamenten therapiert werden. Patient:innen, die das Antidiabetikum mehr als zehn Jahre einnahmen, hatten häufiger ein Vitamin-B12-Defizit als solche mit kürzerer Einnahme.

Unbehandelt folgen Erkrankungen

Bleibt ein solches Defizit unbehandelt, können langfristig Erkrankungen des Blutes und teils irreversible neurologische Schädigungen wie Polyneuropathie oder Hirnleistungsstörungen auftreten. Bei Typ-2-Diabetikern erhöht sich zudem das Risiko von kardiovaskulären Störungen. Vergesslichkeit, Konzentrationsmangel und Depressionen sind als psychiatrische Symptome möglich. Diagnostiziert wird der Mangel an Vitamin B12 beim Arzt mittels Blutabnahme.

Zusatzempfehlung

Wird Vitamin-B12-Mangel nachgewiesen, sollte der Entwicklung von Mangelsymptomen durch eine Substitution von entsprechenden Präparaten vorgebeugt werden. Selbst bei Patient:innen mit Resorptionsstörungen kann eine hochdosierte orale Supplementierung erfolgen. Liegt in der Apotheke ein Rezept mit dem Medikament Metformin vor, sollte immer auch an eine Empfehlung zur Vitamin-B-12-Supplementierung gedacht werden, sofern keine Kontraindikationen vorliegen.