Aufwand sorgt für Skepsis

Impfstoff für Betriebsärzt:innen: Jede dritte Apotheke ist dabei APOTHEKE ADHOC, 25.05.2021 11:17 Uhr

Jede dritte Apotheke ist in die Auslieferung der Impfstoffe an Betriebsärzt:innen eingebunden. Foto: BMG/Xander Heinl (photothek)
Berlin - 

Nur ungefähr jede dritte Apotheke hat zum Auftakt Bestellungen von Betriebsärzt:innen erhalten (36 Prozent). Dies ergab eine aposcope-Umfrage unter 309 verifizierten Apotheker:innen und PTA. Und die meisten Apothekenmitarbeiter:innen sind gar nicht so wild darauf, in dieses Volumengeschäft einzusteigen. Denn schon die Belieferung der Praxen erzeugt erheblichen Aufwand.

Im Durchschnitt bestellten bis Freitag pro Apotheke 2,14 Betriebsärzt:innen. Der Mittelwert bei den bestellten Dosen liegt bei 563. Allerdings gibt es einzelne Teilnehmer:innen, bei denen eine größere einstellige Anzahl an Betriebsärzt:innen bestellt haben; Rekord sind sogar 22 Ärzt:innen und mehr als 7000 Impfdosen. Betrachtet man entsprechend den Median über alle Teilnehmer:innen, bei denen Bestellungen eingegangen sind, wurden rein rechnerisch von einem Arzt oder einer Ärztin jeweils 200 Dosen bestellt.

Jede vierte Apotheke unterstützt demnach die Ärzt:innen beim Umgang mit dem Impfstoff, 19 Prozent helfen sogar bei der Rekonstitution. 53 Prozent gaben an, dass keine weitere Hilfe gegeben werde.

Die Zahlen passen zum normalen Apothekenbetrieb: 62 Prozent der Teilnehmer:innen gaben an, regulär keine Betriebsärzt:innen mit Arzneimitteln oder Impfstoffen zu beliefern. Jeweils 14 Prozent haben einen beziehungsweise zwischen 2 und 4 Kunden aus dem Bereich der Arbeitsmedizin.

Der Kontakt ging in drei von vier Fällen von den Betriebsärzt:innen beziehungsweise Unternehmen aus (74 Prozent), nur in 26 Prozent der Fälle hat die Apotheke aktiv die potenziellen Kunden aus dem Bereich Arbeitsmedizin angesprochen. Ein Viertel der Apotheker:innen und PTA gab an, dass Betriebsärzt:innen oder Unternehmen eine Bestellung zu einem späteren Zeitpunkt in Aussicht gestellt haben. Rückfragen gab es laut 18 Prozent der Teilnehmer:innen.

Die gestaffelte Vergütung halten 59 Prozent für zu niedrig, nur 14 Prozent finden sie angemessen und 2 Prozent zu hoch. 26 Prozent trauen sich diesbezüglich derzeit keine Einschätzung zu. Allerdings sind 80 Prozent der Überzeugung, dass in der Konsequenz auch das Honorar des Großhandels gestaffelt werden müsste.

Auch wenn mit dem Start der Impfungen in den Unternehmen ein neues Feld für die Apotheken eröffnet wurde, sehen viele Apotheker:innen und PTA die Sache skeptisch: Zwei von drei Teilnehmer:innen der Meinung, dass es sinnvoller wäre, mehr Impfdosen an die Arztpraxen zu liefern, weil diese flächendeckend mehr Personen impfen könnten. Und immerhin 23 Prozent finden Impfungen durch Betriebsärzt:innen aufgrund der geltenden Homeoffice-Pflicht überflüssig.

59 Prozent finden, dass der logistische Aufwand für Apotheken zu groß ist und der Bund die Impfdosen lieber direkt an die Betriebsärzt:innen liefern sollte. Dass etwa bei der Premiere im Bereich der Arbeitsmedizin in dieser Woche Bestellung nur per Fax oder Mail ausgelöst werden konnten, die Bestätigung per Telefon kam und die Lieferung nur über ausgewählte Großhändler möglich ist, sorgt laut 84 Prozent der Teilnehmer:innen für erheblichen Mehraufwand. Unklarheiten bei Abrechnung und Dokumentation bereiten drei von vier Befragten aktuell Kopfschmerzen.

Dabei ist der Platz im Kühlschrank noch das geringste Problem: Nur 27 Prozent gehen davon aus, dass die Kapazitäten zur Lagerung von Impfstoffen nicht ausreichen und sie sich zusätzliche Kühlschränke anschaffen müssen. Die weitaus größere Herausforderung ist der Aufwand: 79 Prozent teilen die Einschätzung, dass die Impfstoffbestellung den normalen Arbeitsablauf stört. Und sogar 95 Prozent finden, dass wöchentlich neue Vorgaben die Routine bei der Bestellung und Lieferung erschweren.