Hormoneller Einfluss

Haarausfall: Auch an die Schilddrüse denken Cynthia Wegner, 24.03.2023 12:50 Uhr

Die Schilddrüse spielt eine große Rolle beim Haarverlust: Denn die Schilddrüsenhormone wirken über bestimmte Rezeptoren regulierend auf die Stammzellen und haarbildenden Zellen. Foto: Explode/shutterstock.com
Berlin - 

Wenn die Haare auf dem Kopf dünner und lichter werden, suchen viele Menschen Rat in der Apotheke. Nicht immer kann der Haarausfall jedoch in der Selbstmedikation behandelt werden, denn oft steckt mehr dahinter. Unter anderem spielt die Schilddrüse eine wesentliche Rolle, die nicht außer Acht gelassen werden sollte.

Die Haare durchlaufen einen natürlichen Zyklus. Es ist daher ganz normal, dass jeden Tag auch Haare ausfallen. Im Normalfall wachsen dafür jedoch neue Haare nach, sodass der Haarverlust nicht auffällt. Vor allem beim Kämmen und Waschen werden viele abgestoßene Haare vom Kopf entfernt. Ein gewisses Maß an Haarausfall ist normal. Etwa 100 Haare verliert ein gesunder Mensch pro Tag.

Die Haare selbst bestehen aus abgestorbenen Zellen, dem sogenannten Keratin. Sie enthalten weder Nerven noch Blutgefäße und werden daher häufig auch als „Hautanhangsgebilde“ bezeichnet. Gebildet werden sie aus den in der Kopfhaut befindlichen Haarwurzeln, welche die Haarzellen produzieren. Diese schieben sich nach und nach an die Oberfläche und entwickeln sich zu den sogenannten Spindeln. Diese wiederum bilden lange Fasern, die sich miteinander verdrehen und schließlich zu einem Haar werden.

Haarzyklus: Hintergründe von Haarausfall verstehen

Die Haare unterliegen einem bestimmten Wachstumsrhythmus. Durchschnittlich wächst ein Haar zwei bis sechs Jahre lang täglich einige Millimeter. Nach dieser aktiven Wachstumsphase (Anagenphase) folgt schließlich eine Übergangsphase (Katagenphase), die etwa zwei Wochen andauert. Anschließend wird das Haar in einer zwei-bis viermonatigen Ruhephase oder auch Ausfallphase (Telogenphase) von dem darunterliegenden, neuen Haar abgestoßen und fällt aus. Die Haare unterliegen also einem ständigen Kreislauf.

Kommt es zu Haarausfall, kann das vor allem für Frauen sehr belastend sein, erklärt Dr. Andreas Finner, Facharzt für Dermatologie, spezialisierter Haarchirurg und Leiter der Trichomed-Praxis für Haarmedizin und Haartransplantation in Berlin. „Um die Ursache für den Haarausfall zu finden und eine zielgerichtete Behandlung einleiten zu können, ist eine genaue Diagnostik unabdinglich. Denn neben genetisch bedingten Faktoren gehören unter anderem Störungen im Hormonhaushalt, Medikamente, aber auch Schlafmangel, eine einseitige Ernährung oder vermehrter Stress zu den Faktoren, die das Haarwachstum beeinträchtigen können.”

Nicht selten spielen Hormone eine große Rolle beim Haarverlust, da sie großen Einfluss nehmen. Östrogen beispielsweise wirkt sich günstig auf den Haarwuchs aus, Testosteron hingegen ungünstig. Auch Stresshormone wie Cortisol können das Haarwachstum stören.

Schilddrüse als Einflussfaktor

Eine große Rolle spielen jedoch auch die Schilddrüsenhormone: Sind sie im Normalbereich, unterliegt das Haarwachstum einem gesunden Gleichgewicht. Denn die Schilddrüsenhormone wirken über bestimmte Rezeptoren regulierend auf die Stammzellen und haarbildenden Zellen. „Daher kann es sowohl bei einer Schilddrüsenunterfunktion, der sogenannten Hypothyreose, als auch bei einer Überfunktion, der Hyperthyreose, zu vermehrtem Haarausfall kommen. Wird die zugrundeliegende Schilddrüsenerkrankung erkannt, kann diese erfolgreich behandeln werden, wonach sich in aller Regel auch das Haarwachstum nach einiger Zeit wieder normalisiert“, erklärt Professor Dr. Joachim Feldkamp, Direktor der Universitätsklinik für Endokrinologie und Diabetologie, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie am Klinikum Bielefeld und Sprecher des Forum Schilddrüse.

  • Schilddrüsenunterfunktion: Das Haar wird brüchig und diffus feiner, da die Stammzellerneuerung und damit die Keratinbildung gestört wird. Teilweise fallen auch die äußeren Augenbrauen aus.
    • Weitere typische Symptome:
    • Müdigkeit
    • Verstopfung
    • trockene Haut
    • Gewichtszunahme
    • Kälteempfindlichkeit
  • Schilddrüsenüberfunktion: Durch eine übermäßige Anregung und daraus resultierende Erschöpfung der haarbildenden Zellen kommt es zur Ausdünnung des Haares und Haarausfall.
    • Weitere typische Symptome:
    • Nervosität
    • vermehrtes Schwitzen
    • feuchte Haut
    • Schlafstörungen
    • Herzklopfen
    • Durchfall

Hinweis: Bei Verdacht auf eine zugrundeliegende Schilddrüsenstörung, sollte eine Laboruntersuchung von TSH-, T3- und T4-Wert beim Arzt/bei der Ärztin erfolgen. Durch eine rechtzeitige Korrektur kann eine Besserung erfolgen. Je früher die Schilddrüsenstörung erkannt und therapiert wird, umso mehr Haare können erhalten werden.