Gegen den Kater

Elotrans-Hype: Keiner will Oralpädon Alexandra Negt, 23.06.2022 14:47 Uhr

Oralpädon ähnelt Elotrans in der Zusammensetzung. Wenn es um ein Kater-Mittel geht, wollen alle jedoch nur Elotrans. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die Elektrolytmischung Elotrans als Zaubermittel gegen den Hangover hat die breite Masse erreicht. YouTube, Instagram, TikTok – ja auch bei Amazon loben Käufer:innen das Produkt in den Bewertungen in den Himmel. Oralpädon hingegen erfährt kaum Aufmerksamkeit, dabei wirkt doch auch diese Pulvermischung gegen den Kater.

Elotrans erfährt gerade einen Hype. Das Präparat, das eigentlich bei Durchfall eingenommen wird, geht viral, und zwar auf allen Plattformen: Egal ob Youtube, TikTok oder Instagram, wo Elotrans einen eigenen Account mit 10.000 Follower:innen hat – alle sprechen von dem Wundermittel gegen Kater.

Oralpädon, die kleine Schwester von Elotrans, kommt jedoch kaum vor. Woran liegt das? Beide Arzneimittel werden zur Rehydratation und Elektrolytsubstitution bei Durchfallerkrankungen eingesetzt. Elotrans empfehlen Apotheker:innen und PTA meist für Erwachsene, Oralpädon eher für Säuglinge und Kinder. Dabei können beide Präparate bereits bei Säuglingen gegeben werden.

Die Dosierung bei Elotrans für Säuglinge und Kleinkinder lautet: Drei bis fünf Beutel in 24 Stunden, entsprechend dem 1- bis 1,5-Fachen der täglichen Trinkmenge. Die Dosierung bei Oralpädon für Säuglinge und Kleinkinder lautet ebenfalls drei bis fünf Beutel in 24 Stunden, entsprechend dem 1- bis 1,5-Fachen der täglichen Trinkmenge. Wo also liegen die Unterschiede?

Ein Beutel Oralpädon enthält 5,2 Gramm Pulver. Dieses setzt sich wie folgt zusammen:

  • Natriumchlorid 470 mg
  • Kaliumchlorid 300 mg
  • Glucose-1-Wasser 3560 mg
  • Weitere Hilfsstoffe und Aspartam

Ein Beutel Elotrans enthält 6,03 Gramm Pulver. Dieses setzt sich wie folgt zusammen:

  • Natriumchlorid 700 mg
  • Kaliumchlorid 300 mg
  • Natriumcitrat-2-Wasser 590 mg
  • Glucose 4000 mg
  • Weitere Hilfsstoffe

Weniger Natrium, aber auch wirksam

Elotrans enthält also mehr Natrium. An sich würde sich aber auch Oralpädon gegen Kopfschmerzen & Co. eignen. Dennoch: Die sozialen Medien bestimmen die Nachfrage. Dementsprechend laufen die Apotheken bei Elotrans zeitweise leer, zumal viele Bestellungen wohl auch im Internet getätigt werden: Ohne Beratung pochen die Kund:innen auf das angepriesene Elotrans.

Die zugehörigen Amazon-Bewertungen sind dabei an Kreativität und Lobgesang kaum zu überbieten. Bei 2883 Bewertungen erhält das Präparat eine 4,7. Ein Großteil der Bewertungen bezieht sich dabei auf die Wirkung nach Alkoholkonsum. Vergleicht man die Bewertungen mit denen von Oralpädon, wird auch hier deutlich: Laien setzen sich nicht mit den Inhaltsstoffen auseinander und recherchieren sehr eingeschränkt. Denn beim Kinder-Produkt von Stada liest man fast ausschließlich Bewertungen von Eltern oder pflegenden Angehörigen. Die Rezensionen von Feierwütigen sind marginal.

In der Apotheke vor Ort könnten Apotheker:innen und PTA als Alternative also Oralpädon vorschlagen. Sicherlich werden das auch einige tun. Problematisch wird es, wenn ein Mittel, das bei starker Dehydrierung eingesetzt werden soll und daher im Fall der Fälle schnell verfügbar sein muss, zeitweise ausverkauft ist, weil es als Katermittel herhalten muss. Immerhin bietet das NRF noch eine Rezeptur als Alternative. Ob die dafür benötigten Wirkstoffe jedoch in den Apotheken vorrätig sind, ist fraglich.