Repetitorium Antibiotika

Doxycyclin: Komplexfalle Antazida Nadine Tröbitscher, 11.11.2016 14:54 Uhr

Berlin - 

Das Schmuddelwetter sorgt zur Zeit für volle Wartezimmer und Apotheken. Atemwegsinfekte und Blasenentzündungen, verursacht durch das nasskalte Klima, lassen die Verordnungszahlen von Antibiotika steigen. Die antibakteriellen Wirkstoffe wechselwirken mit anderen Medikamenten, auch mit solchen, mit denen Nebenwirkungen behandelt werden sollen.

Fall: Ein Kunde verlangt nach einem Präparat gegen Sodbrennen. Er benötigt ein Akutmittel, da er seit einigen Tagen unter starkem Sodbrennen leidet. Zu Hause hatte er noch Talcid; die Suspension habe ihm gut geholfen und ihn über das Wochenende gerettet. Allerdings sei sein Infekt wieder stärker geworden. Er nimmt seit vier Tagen ein Antibiotikum ein und die Atemwegsbeschwerden hatten sich anfangs gebessert. Der Kunde beschreibt keine Änderung in seinem Essverhalten, scharfes und fettiges Essen meidet er grundsätzlich, auch Alkohol habe er in den letzten Tagen nicht getrunken, das habe ihm sein Arzt geraten.

Analyse: In Folge des Atemweginfektes wurde dem Kunden ein Antibiotikum mit dem Wirkstoff Doxycyclin verordnet. Das Tetracyclin besitzt ein breites Wirkspektrum und wirkt bakteristatisch. Grampositive, gramnegative und zellwandlose Bakterien werden von dem Wirkstoff abgetötet. Zum Einsatz kommt der Wirkstoff zum Beispiel bei Mittelohrentzündungen, Sinustitis, chronischer Bronchitis, Harnwegsinfekten, Chlamydien-Infektionen, Akne und Borreliose. Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und die WHO empfehlen Doxycyclin zur Malariaprophylaxe, allerdings liegt keine Zulassung für dieses Indikationsgebiet vor.

Doxycyclin hemmt die Proteinbiosynthese der Bakterien. Eiweiße werden zum Wachstum und Überleben benötigt: Nimmt man Bakterien die Lebensgrundlage, können die Beschwerden und Entzündungen zurückgehen. Der Wirkstoff verursacht auch zahlreiche Nebenwirkungen, betroffen ist auch der Gastro-Intestinal-Trakt. Sodbrennen, Magendruck, Erbrechen und Durchfall werden als häufige Nebenwirkungen genannt. Hautreaktionen wie Ausschlag und Photosensibilität sowie Geruchs- und Geschmacksstörungen können ebenfalls während der Behandlung auftreten.

Das Antibiotikum ist als Tablette und Kapsel in verschiedenen Stärken auf dem Markt, die Dauer der Anwendung richtet sich nach der Erkrankung und kann zwischen sieben Tagen und drei Wochen liegen. Eingenommen wird das Antibiotikum meist einmal täglich zur gleichen Uhrzeit, mit einem Abstand zu Milch und Milchprodukten von zwei bis drei Stunden.

Talcid bildet ein Schichtgitter aus Magnesium- und Aluminumhydroxid-Ionen, Carbonat-Ionen und Wasser. Hydrotalcid neutralisiert die Magensäure, bindet Pepsin und Gallensäure und lindert so säurebedingte Beschwerden. Die Wirkung tritt nach etwa zehn Minuten ein und kann bis zu 1,5 Stunden andauern. Die Anwendung kann zwischen den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen, jedoch maximal sechsmal täglich, erfolgen.

Die gleichzeitige Gabe von Talcid und Doxycyclin kann die Aufnahme des Antibiotikums aus dem Magen-Darm-Trakt verlangsamen. Die Folgen sind Unterdosierung und verringerte Wirksamkeit. Ursache ist die Bildung von schwerlöslichen Komplexen aus dem Antibiotikum und den Aluminium- und Magnesiumverbindungen des Antazidums.

Kommunikation: Das Breitbandantibiotikum kann Ursache für das Sodbrennen des Kunden sein. Die Nebenwirkung kann in der Selbstmedikation behandelt werden, dennoch ist der Arzt zu informieren, da die Magenschleimhaut gereizt sein kann und eine Zusatztherapie oder ein Absetzen des Antibiotikums notwendig ist. Um Resistenzen zu vermeiden, sollte die Therapie für weitere drei Tage fortgesetzt werden.

Das vom Kunden gewünschte Antazidum kann die Beschwerden lindern. Die Einnahme sollte jedoch zeitlich versetzt zum Antibiotikum erfolgen. Ein Einnahmeabstand von zwei bis drei Stunden ist ausreichend.

Die Einnahme der Doxycyclin-Tabletten sollte möglichst morgens mit dem Frühstück oder mit einer anderen Mahlzeit und viel Flüssigkeit erfolgen. Obstsäfte und Milchprodukte sollten gemieden werden. Die Einnahme mit den Mahlzeiten kann die Störungen des Magen-Darm-Traktes reduzieren.

Therapie: Nach beendeter Antibiose ist ein Abklingen der Beschwerden zu erwarten, die Magenschleimhaut bedarf jedoch noch weiterer Regeneration. Um den Akutzustand des Kunden zu verbessern und die Beschwerden zu lindern, können Antazida mit zeitlichem Abstand eingenommen werden. Zusätzlich sollten XXL-Portionen gemieden werden, es empfehlen sich mehrere kleine Mahlzeiten. Das Essen sollte nicht zu scharf und fettig sein und in Ruhe gegessen werden. Symptome während der Nacht können durch hochgelagertes Schlafen reduziert werden. Liegt der Kopf am höchsten, kann weniger Säure zurückfließen und ein Brennen verursachen.

Homöopathisch kann mit Okoubaka D3 behandelt werden. Auch das pflanzliche Iberogast kann Sodbrennen lindern und die Schleimhäuten regenerieren. Eine Rollkur mit Kamillentee, einmal täglich für eine Woche angewendet, kommt in der Behandlung von Sodbrennen zum Einsatz.