Aufstreuen oder Anreiben?

Die wichtigsten Gelbildner in der Rezeptur Hanna Meiertöns, 31.03.2023 08:04 Uhr

Für die Herstellung von Gelen in der Rezeptur gibt es verschiedene Methoden. Foto: carmakoma/AdobeStock
Berlin - 

Wenn in der Rezeptur Gele oder hochviskose Lösungen hergestellt werden sollen, stellt sich oft die Frage, wie am besten mit dem Gelbildner verfahren werden soll: Aufstreuen oder doch lieber anreiben? Bei den gängigsten Gelbildnern in der Apotheke ist auch abgesehen von der Verarbeitung, einiges zu beachten.

Gelbildner werden in der Pharmazie nicht nur für die Herstellung von Gelen, sondern auch als Verdickungsmittel und Stabilisator, zum Beispiel für Lösungen, Sirupe, Emulsionen und Suspensionen eingesetzt. Auch für die Herstellung von Tabletten und Kapseln, zum Beispiel als Lösungsvermittler und Filmbildner, oder als Bindemittel für Granulate werden sie genutzt.

Für die Anwendung in der Rezeptur sind vor allem die Celluloseether Hydroxyethylcellulose, Hypromellose und Carmellose-Natrium relevant, sowie Carbomere.

Die Gelbildner dienen dazu, die Viskosität von Rezepturzubereitungen zu erhöhen, die nominale Viskosität der Gelbildner wird standardmäßig in Millipascalsekunden (mPas) angegeben – je höher die Zahl, desto höher die Viskosität. Der vermeintlich gleiche Hilfsstoff kann dementsprechend auch schwächere oder stärkere gelbildende Eigenschaften aufweisen, daher gilt es bei der Bestellung in der EDV und der Herstellung in der Rezeptur genau hinzuschauen: Hydroxyethylcellulose 300mPas verhält sich ganz anders als Hydroethylcellulose 10.000mPas.

Celluloseether

Für die Verarbeitung der Celluloseether gibt es verschiedene Methoden:

  1. Aufstreuen des Gelbildners auf die Flüssigkeit und dispergieren, anschließend quellen lassen
  2. Anreiben des Gelbildners mit einem hydrophilen Hilfsstoff, der nicht zur Quellung führt und Bestandteil der Rezeptur ist. Geeignet sind Propylenglykol oder Glycerol. Im Anschluss wird die Flüssigkeit hinzugegeben.
  3. Gelbildner in sehr heißes Wasser einrühren, dazu den Quellstoff auf das Wasser aufstreuen und rühren. Quellzeit beachten, Verdunstungsverlust ergänzen.

Carmellose-Natrium

Carmellose-Natrium ist ein weißes Pulver, das sowohl in kaltem als auch warmem Wasser dispergierbar ist, je nach Konzentration entstehen viskose Lösungen oder Gele. Für viskose Lösungen kann der Gelbildner in der Rege aufgestreut werden, die Lösungen benötigen einen pH-Wert zwischen 3 und 10. Das Verrühren sollte allerdings zügig erfolgen, um Klumpenbildung zu vermeiden. Bei größeren Pulvermengen empfiehlt es sich, zuvor eine Anreibung mit Proplyenglykol oder Glycerol durchzuführen – sofern diese in der Rezepturvorschrift enthalten sind. Carmellose-Natrium ist nicht geeignet für hochkonzentrierte Alkohol-Wasser-Gemische.

Hydroxyethylcellulose (HEC)

HEC ist gut löslich in kaltem und auch warmem Wasser, die Lösungen sind in einem weiten pH-Bereich stabil. Unterhalb eines pH-Wertes von 5 kann es allerdings zu einer Hydrolyse und damit zu einer Viskositätsminderung kommen. Gegenüber höheren Salzkonzentrationen ist der Gelbildner stabil, außerdem ist er in vielen unterschiedlichen Typen verfügbar. Es ist daher erforderlich, bei der Rezepturherstellung besonders genau hinzuschauen, um nicht versehentlich den falschen Typen zu erwischen!

Ähnlich wie bei Carmellose-Natrium empfiehlt es sich für die Verwendung als viskositätserhöhenden Zusatz, die entsprechende Hydroxyethylcellulose bei viskösen Lösungen in der Regel auf den Ansatz aufstreuen, dispergieren und anschließend quellen zu lassen. Bei höheren Konzentrationen des Gelbildners kann es auch erforderlich sein, erst eine Anreibung mit Ethanol oder Glycerol vorzunehmen und dann Wasser hinzuzugeben, wie zum Beispiel beim Hydroxyethylcellulosegel DAB. Auch HEC ist nicht für höher konzentrierte Alkohol-Wasser-Gemische geeignet.

Hypromellose

Hypromellose 4000 ist auch ein Celluloseether und nichtionisch. Es kommt zum Beispiel bei Haftpastengrundlagen zum Einsatz und ist im Gegensatz zu Carmellose-Natrium und HEC für alkoholische Gele geeignet. Inkompatibilitäten bestehen allerdings mit hohen Salzkonzentrationen, wie Aluminiumchlorid-Hexahydrat-Gelen.

Carbomere

Carbomere sind anionische Geldbilder und entsprechend nicht mit kationischen Wirkstoffen wie Clotrimazol oder Gentamycinsulfat kompatibel. Für die Herstellung wird das Carbomer vorgelegt und unter Rühren Wasser hinzugegeben. Der Quellvorgang beginnt allerdings erst, sobald eine Base wie Trometamol oder Natriumhydroxidlösung zum Ansatz hinzugefügt wird.

Bei Gelen auf Wasserbasis ohne Alkoholanteil sollte auch an die Konservierung gedacht werden, geeignet sind in Abhängigkeit vom Gelbildner PHB-Ester oder Sorbinsäure und Kaliumsorbat.