Yüksel: E-Impfpass kommt 2026 08.10.2025 19:43 Uhr
Was braucht es für eine nationale Impfstrategie? Auf dem Tagesspiegel-Impfgipfel diskutierten Abda-Vizepräsidentin Ina Lucas, Patrick van der Loo von Pfizer, Tim Steimle von der TK und der SPD-Gesundheitspolitiker Serdar Yüksel.
Die Apotheken müssten in die nationale Strategie einbezogen werden und ein kluges, niedrigschwelliges Angebot machen können, erklärte Lucas. „Es geht darum, Menschen in ihrer Lebenswelt und in ihren Lebensrealitäten zu erwischen“, betonte sie. In den Apotheken sei Impfen ein niederschwelliges Angebot, weil sie in der Regel von Montag bis Samstag geöffnet hätten. „Und sie sind andererseits immer auch für solche Fragen im Bereich der Gesundheitsvorsorge und der Prävention Ansprechpartner“, so Lucas.
„Alles, was an niedrigschwelligen Angeboten die Impfbereitschaft erhöht, ist eine sehr sinnvolle Maßnahme. Man sollte den Apotheken auch nicht so viele räumliche Auflagen machen“, erklärte Yüksel. Man brauche insbesondere für die Sozialbenachteiligten aber auch noch eine andere Ansprache. Hier spielten die Kita, die Schule, der Hausarzt und der Öffentliche Gesundheitsdienst und auch andere, die einen besonderen Zugang zu solchen Gruppen hätten, in einer Impfstrategie eine besondere Rolle.
Die Zusammenarbeit von Arzt, Apotheke und Betriebsärzten sei sinnvoll, so van der Loo.
Digitalisierung
Auch Steimle befürwortete die Impfung in der Apotheke, allerdings reiche das nicht. Noch werde in den Apotheken zu wenig geimpft, man wolle das steigern. Für Impfungen werde heute mehr gezahlt, so Steimle. „Für die Grippeimpfung, um ein Beispiel zu nennen, da zahlen die Krankenkassen heutzutage viel mehr als noch vor Corona. Das heißt, es werden auch finanzielle Anreize gesetzt.“ Diese sollen idealerweise auch in den Apotheken ankommen.
Man brauche mehr Lobby für das Impfen, erklärte Steimle. Vor allem brauche man einen digitalen Impfpass.
Van der Loo pflichtete bei: Eine elektronische Patientenakte (ePA) sei gut, eine ePA mit Impfpass sei besser – aber das könnten nur Bausteine einer gesamten Prävention sein.
Zur Frage, wann der E-Impfpass komme, erklärte Yüksel: „Ich habe heute vor sechs Stunden mit der Gematik gesprochen, und die haben versprochen, dass das alsbald und sehr schnell kommen soll. Ich bin zuversichtlich, dass das im nächsten Jahr kommt.“
Fehlinformationen
Der Umgang mit Fehlinformationen, insbesondere verbreitet über die sozialen Medien, müsse eine Rolle in der zentralen Impfstrategie spielen. „Man schaut sich lieber einen Influencer an, als ein pharmazeutisches Unternehmen“, kritiserte van der Loo. Es gebe schon lange Kampagnen, um das Impfen zu pushen, aber das reiche nicht. Es müsse branchenübergreifende Informationskampagnen geben, zentral seien auch Regierungskampagnen.
Auch Lucas erklärte, es gebe sehr viel Falschinformation im Web, auch die Apotheke könne eine zentrale Rolle bei der Aufklärung über Fehlinformationen spielen.
Realistische Ziele
Van der Loo zog einen Vergleich zur Politik: „Wenn wir uns nicht an unsere Ziele halten, dann habe ich meinen Job nächstes Jahr nicht mehr. Das ist in der Politik auch so – wenn sie sich nicht an ihre Ziele halten, dann gibt es eine neue Regierung.“
„100 Prozent erreicht man natürlich nicht in einem oder zwei Jahren“, stellte er klar. Aber trotzdem könne man auch in absehbarer Zeit viel erreichen. „Wir reden über Impfen in Apotheken und über einen E-Impfpass. Wenn die Leute über 50 oder 60 wissen, dass sie berechtigt sind für eine Impfung, und wenn wir breit impfen, auch in Apotheken, mit Betriebsärzten, dann ist auch viel möglich“, so sein Fazit.
Yüksel erklärte, ambitionierte Ziele seien zwar gut, sie dürften aber nicht unrealistisch sein.
„Für welche Zielgruppe machen wir welches Angebot?“, fragte Lucas. „In Apotheken sehen wir zum Beispiel ganz viele Impfgäste, die keinen Hausarzt haben. Wir machen ein ergänzendes Angebot“, erklärte Lucas. Man müsse genau schauen, wo man welche Gruppe ansprechen könne.