Digital Health Conference

Warken: Stabile Versorgungsstruktur ist Grundvoraussetzung 25.11.2025 11:26 Uhr

Berlin - 

Die Digitalisierung habe großes Potenzial zur Sicherstellung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung und in der Pflege, erklärte Ministerin Nina Warken (CDU) auf der diesjährigen Digital Health Conference. Grundvoraussetzung für die flächendeckende Integration digitaler Anwendungen in den Versorgungsalltag sei allerdings eine stabile Infrastruktur, betonte sie. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) arbeite kontinuierlich an einer Verbesserung der Betriebsstabilität und der Ausfallsicherheit der Telematikinfrastruktur (TI).

Im Gesundheitswesen habe sich mit Blick auf die Digitalisierung in den vergangenen 25 Jahren viel getan: „Wie auch immer man auf die letzten zweieinhalb Jahrzehnte blickt: Fest steht, dass wir uns heute an einem entscheidenden Punkt befinden. In Zeiten des demografischen Wandels, knapper Ressourcen und in Teilen überbordender Bürokratie sind wir mehr denn je auf die Chancen der Digitalisierung angewiesen“, betonte Warken.

Um die Chancen der Digitalisierung besser zu nutzen, müsse man auch von der Einstellung wegkommen, erst einmal alles zu überregulieren, bevor man überhaupt an die Umsetzung gehe. „Wir sollten vielleicht auch erst einmal beginnen und dann schauen, wie man Dinge auf dem Weg verbessern kann“, erklärte Warken.

Auch innerhalb der Bundesregierung sei man sich einig, dass man die Dinge jetzt angehen wolle und die Chancen und Vorteile der Digitalisierung zur Sicherstellung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung und in der Pflege zielgerichteter nutzen müsse. „Ein guter Einsatz digitaler Lösungen kann einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Versorgung und zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Effizienz leisten.“

Wichtig sei dabei, die aktuellen Entwicklungen im Blick zu behalten und daher die Strategie um ein Strategie-Update zu ergänzen. Als Beispiele führte sie die Umsetzung des europäischen Gesundheitsdatenraums und die großen Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) an.

Stabile Telematikinfrastruktur (TI)

Einige digitale Themenfelder würden in dieser Legislaturperiode besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, so Warken. „Eine Grundvoraussetzung für die Akzeptanz und die flächendeckende Integration digitaler Anwendungen in den Versorgungsalltag ist eine stabile Infrastruktur“, betonte die Ministerin.

Die Digitalisierung könne nur dann ihre Vorteile voll entfalten, wenn die digitalen Angebote verlässlich verfügbar seien. „Mit Blick auf die Einführung und den Betrieb der Telematikinfrastruktur arbeiten wir deswegen kontinuierlich an einer Verbesserung der Betriebsstabilität und der Ausfallsicherheit der Telematikinfrastruktur. Das gilt eben auch für die dazugehörigen Anwendungen, wie das E-Rezept und die elektronische Patientenakte“, so die Ministerin.

Um die Verfügbarkeit zu verbessern und das Ausfallrisiko zu reduzieren, wolle man die Komplexität reduzieren und für mehr Stabilität sorgen.

Primärversorgung und Telemedizin

Man wolle auch prüfen, in welcher Form Lösungen wie digitalgestützte Ersteinschätzungssysteme und Prozesse wie die elektronische Überweisung genutzt werden können, um in einer verbesserten Versorgungssteuerung die Ressourcen zu schonen und die Informationsübermittlung zu verbessern. Das sei auch im Hinblick auf ein Primärversorgungssystem nötig, da man nicht die Hausarztkapazitäten habe, die man brauche.

Es brauche zudem Regelungen, um eine faire Terminvermittlung sicherzustellen. Außerdem müsse insbesondere das Potenzial telemedizinischer Angebote genutzt werden, um Patientinnen und Patienten auch ortsübergreifend den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern, gerade auch in unterversorgten Regionen.

ePA als Kernstück

Die elektronische Patientenakte (ePA) stehe schon heute zur Verfügung. Die Nutzerzahlen müssten noch deutlich nach oben gehen, damit auch wirklich die Bürgerinnen und Bürger vom Mehrwert profitieren könnten. „Aus meiner Sicht ist die ePA ein wirklicher ‚Game Changer‘, wenn wir über die Digitalisierung im Gesundheitswesen sprechen. Sie ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt einer guten sektorübergreifenden und datenbasierten Versorgung“, erklärte sie.

Die Medikationsliste biete auch jetzt schon einen Mehrwert in der Versorgung. Die ePA müsse natürlich in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden. „Mein Ziel ist, dass wir sie in den nächsten Jahren Schritt für Schritt weiterentwickeln, sodass noch mehr strukturierte und versorgungsrelevante Informationen über die Akte nutzbar werden, wir für die Menschen einen Mehrwert schaffen und wir natürlich auch die Ärztinnen und Ärzte mitnehmen auf dem Weg“, so Warken.

Forschung und Datenaustausch

„Digitalisierung soll eine Entlastung sein und keine Belastung“, so Warken. Das heiße auch, dass im Sinne des Bürokratieabbaus Dokumentationsaufwände für das Gesundheitspersonal reduziert werden sollten und der zeitliche Verzug bei der Bereitstellung von Gesundheitsdaten gerade auch im ambulanten Bereich verkürzt werden müsse.

„Wir müssen die Datenverfügbarkeit im deutschen Gesundheitswesen weiter verbessern.“ Das sei auch ein sehr wichtiger Punkt, um in der Versorgung und in der Forschung Innovationen zu ermöglichen. Dabei seien die Qualität der Daten und auch die Strukturierung essentiell.

Hochwertige Daten seien beispielsweise für die personalisierte Medizin oder zum Training von KI essentiell. Auch in diesem Bereich sei mit der Eröffnung des Forschungsdatenzentrums Gesundheit (FDZ) ein echter Meilenstein gelungen. „Wir haben dort in dem Forschungsdatenzentrum jetzt die verfügbaren Daten von über 70 Millionen gesetzlich Krankenversicherten hinterlegt. Die sind ein großartiger Schatz für unsere Forschung, für die Entwicklung und für die Innovation“, lobte Warken. Es sei weltweit einmalig, so einen vollständigen Datenbestand zu haben. Damit könne man auch international konkurrenzfähig sein. Hier sei es gelungen, nicht nur über Datensicherheit und Datenschutz zu sprechen, sondern gleichzeitig auch die Datennutzung zu ermöglichen. „Einen Datensatz auch wirklich als Datenschatz verstehen.“

Von dem Zugang zu diesen Daten könnten jetzt auch die forschenden Unternehmen und die Start-ups profitieren. Dadurch könnten neue Arzneimittel entstehen, neue Produkte, neue Therapieansätze „zum Wohle der Patientinnen und Patienten und zur Stärkung des Standorts Deutschland.“

Pharmadialog und Gesundheitsdatenökosystem

Auch auf den gestarteten Pharmadialog kam die Ministerin zu sprechen. Man diskutiere nun gemeinsam, wie digitale, datengetriebene Forschung und Entwicklung weiter gestärkt werden könne. In den nächsten Jahren werde es darauf ankommen, die Infrastruktur so weiterzuentwickeln, dass die Datenschätze, die bei den verschiedenen Akteuren des Gesundheitssystems liegen, miteinander verknüpft werden könnten.

„Unser Leitbild ist dabei ein dezentrales, vernetztes, europäisch anschlussfähiges Gesundheitsdatenökosystem, das dann wirklich Innovation ermöglicht und so unsere digitale Souveränität in Deutschland und Europa stärkt“, so die Ministerin. Die Bundesregierung wolle bestehende Hürden für den Datenaustausch weiter abbauen, indem das Gesundheitsdatennutzungsgesetz weiterentwickelt und mit einem Medizinregistergesetz einen Rechtsrahmen für nicht spezialgesetzlich geregelte Medizinregister geschaffen würden.

Ein enormes Potenzial biete auch der europäische Gesundheitsdatenraum, der dann den Rahmen für eine grenzüberschreitende Datennutzung schaffe und einen sicheren Austausch von Gesundheitsdaten im Interesse von Patientinnen und Patienten, Leistungserbringern, Forschenden, Innovatoren und Regulierungsbehörden ermögliche.

Die Umsetzung der entsprechenden EU-Verordnung laufe bereits auf Hochtouren, so Warken. „Wir müssen da aufpassen, dass wir uns da nicht überregulieren. Aber ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg“, erklärte die Ministerin.

All diese Vorhaben seien entscheidend für eine Stärkung des Innovations- und Wirtschaftsstandorts. Das Potenzial für echte Innovation „Made in Germany“ gebe es nur, wenn hochqualitative Daten für Forschung und Entwicklung bereitgestellt würden. „Für uns ist klar: Die Gesundheitswirtschaft, insbesondere aber auch die digitale Gesundheitswirtschaft, ist eine wesentliche Säule des Standorts Deutschland.“