Vor dem DAT: Zwischen Bangen und Hoffen 15.09.2025 08:09 Uhr
Wie sehen die Eckpunkte für die geplante Apothekenreform aus? Am Dienstag will Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ihre Reformideen beim Deutschen Apothekertag (DAT) in Düsseldorf vorstellen. Die Stimmungslage reicht von Hoffnung bis Skepsis. Die Vorsitzenden von Kammern und Verbänden geben sich zuversichtlich.
Bayern: Zügige Honoraranpassung
„Wir erwarten konstruktive Gespräche und eine zukunftssichernde sowie zukunftsorientierte gemeinsame Aufstellung der Apothekerschaft ebenso wie eine entsprechende Wertschätzung des apothekerlichen Handelns von Seiten der Politik“, sagt Bayerns Kammerpräsidentin Franziska Scharpf. „Hier sind wir mit Frau Ministerin Warken sehr optimistisch gestimmt und sehen einem offenen Dialog entgegen.“
Auch beim Verband erwartet man einen fairen Austausch: „Wir freuen uns, dass Frau Ministerin Warken persönlich zum DAT kommt, nachdem sich ihr Vorgänger während seiner dreijährigen Amtszeit nur per Video hatte zuschalten lassen. Aus unserer Sicht zeigt das die Wertschätzung der Ministerin gegenüber Apothekerinnen und Apothekern“, so ein Sprecher von Verbandschef Dr. Hans-Peter Hubmann. „Natürlich gehen wir davon aus, dass Ministerin Warken zumindest erste Eckpunkte und einen Zeitplan für die Umsetzung des Koalitionsvertrages im Gepäck hat. Insbesondere die dort vorgesehene Vergütungsanpassung für rezeptpflichtige Arzneimittel muss zügig umgesetzt werden. Wir erwarten, dass diese Anpassung trotz der angespannten Kassenlage sehr bald kommt.“
Grundsätzlich gehe man von konstruktiven Debatten zu den Themen aus, die die Apothekerinnen und Apotheker aktuell bewegten. „Apotheken befinden sich in einer Zeit wichtiger Weichenstellungen. Zum einen politisch, aber auch, was ihre künftige Rolle in der Gesundheitsversorgung anbelangt. Von daher wird es sicher ein spannender Austausch guter Argumente. Die beim DAT gefassten Beschlüsse werden maßgeblich in die Arbeit der Abda einfließen.“
Rheinland-Pfalz: Politischer Neustart
Die rheinland-pfälzische Apothekerschaft erwartet vom DAT und von der Ministerin einen echten politischen Neustart. „Die Vor-Ort-Apotheke braucht endlich Rückendeckung und wir sind bereit, mehr Verantwortung in Prävention, Früherkennung und Digitalisierung zu übernehmen – wenn die Politik uns dabei unterstützt“, so Kammerpräsident Peter Stahl. „Apotheken sind für die Menschen in Deutschland die niedrigschwellige, wohnortnahe Anlaufstelle Nummer 1. Damit wir diese Rolle auch künftig zuverlässig erfüllen können, braucht es klare Perspektiven, faire Rahmenbedingungen und echten Dialog. Jetzt ist der Moment für den Wendepunkt, Frau Warken!“
Brandenburg: Austausch auf Augenhöhe
Auch in Brandenburg freut man sich, dass die neue Gesundheitsministerin persönlich auf dem DAT erscheinen wird. „Wir wünschen uns einen kollegialen und zielgerichteten Austausch auf Augenhöhe“, so Kammerpräsident Jens Dobbert. „Wir erhoffen uns von ihr einen Reformvorschlag, der den Koalitionsvertrag, der bereits Wertschätzung und gesellschaftliches Interesse der Politik an unseren Leistungen für die Patient:innen zum Ausdruck bringt umsetzt. Zudem möge sich die bereits erkannte Dringlichkeit, diese Maßnahmen auch Wirklichkeit werden zu lassen, im weiteren Verlauf widerspiegeln.“
Hessen: Konkrete Lösungsvorschläge
Bei der Kammer in Hessen blickt man „mit Spannung und hochmotiviert“ auf den DAT. „Wir setzen auf anregende Diskussionen und erwarten zukunftsweisende Entscheidungen angesichts der aktuellen Herausforderungen für unsere Apotheken vor Ort, aber auch unseren Berufsstand insgesamt. Von besonderer, unverzichtbarer Bedeutung sind für uns Impulse zur Stärkung des Apothekerberufs und unserer Apotheken, insbesondere hinsichtlich der Honorarfrage, die dringend einer zeitgemäßen, kurzfristigen Anpassung bedarf“, so Kammerpräsident Christian Ude im Namen des Vorstands. „Wir wünschen uns gute Gespräche, einen intensiven, kollegialen Austausch und eine kritische Diskussion in der Hauptversammlung, die uns jedoch abschließend gestärkt und vereint aus dem DAT herausführen sollte.“
„Bezüglich des Auftritts von Frau Bundesministerin Warken erwarten wir uns konkrete Lösungsvorschläge und eine eindeutige Zusage zur Förderung und Stabilisierung der Apotheken nicht nur in Hessen, um die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, pharmazeutischen Dienstleistungen und durch neue Aufgabenfelder der Apotheken vor Ort auch zukünftig wirtschaftlich stabil, qualitätsgesichert und innovativ sicherzustellen.“
Thüringen: Jede Apotheke wird gebraucht
Thüringens Kammerpräsident Ronald Schreiber weist auf die demografischen Herausforderungen hin: „Die Bevölkerung schrumpft und altert. Mit zunehmendem Alter wächst der Bedarf an einer verlässlich funktionierenden Gesundheitsinfrastruktur – einschließlich einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung rund um die Uhr. Dafür brauchen wir jede einzelne Apotheke, besonders im ländlichen Raum. Im Sinne der dringend notwendigen politischen Maßnahmen ist es ein Zeichen des gegenseitigen Respekts, dass Frau Ministerin Warken beim DAT anwesend ist und ihre Reformideen vorstellen wird. Am Ende geht es darum, den Beruf der Apothekerinnen und Apotheker zu stärken und die Leistungen der Teams in den öffentlichen Apotheken auch finanziell wertzuschätzen – und damit die langfristige Sicherung der Arzneimittelversorgung für Patientinnen und Patienten in Stadt und Land zu gewährleisten.“
Berlin: Apotheken stärker einbinden
„Der Heilberuf Apothekerin und Apotheker muss weiter gestärkt werden – in den öffentlichen Apotheken ebenso wie in Industrie, Verwaltung und Forschung“, so Berlins Kammerpräsidentin Dr. Ina Lucas. „Mit Nina Warken (CDU) als neuer Gesundheitsministerin haben wir eine politische Partnerin, bei der wir uns endlich wieder wahr- und ernstgenommen werden. Durch ihren persönlichen Besuch bei dem DAT setzt sie ein positives Signal in unsere Richtung. Ihre angekündigten Eckpunkte zur geplanten Apothekenreform geben uns Hoffnung. Hoffnung auf wirtschaftliche Stabilität und auf eine stärkere Einbindung der Apothekerschaft in die Versorgungsaufgaben.“
Doch auch die Apothekerschaft selbst müsse Konzepte liefern. Die Kammer Berlin reise mit 15 Anträgen an. „Im Fokus steht der Ausbau der Kompetenzen der Apothekerschaft. So setzen wir uns beispielsweise in einem Antrag für die Einführung eines niedrigschwelligen ‚Zuerst in die Apotheke‘-Versorgungskonzepts in öffentlichen Apotheken ein. Auch die Kolleginnen und Kollegen außerhalb der öffentlichen Apotheke stehen im Fokus. So fordern wir eine neue Weiterbildung zur Fachapothekerin/zum Fachapotheker für alle Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft, Industrie und Verwaltung einzuführen. Als Apothekerkammer stehen wir für den gesamten Berufsstand ein – das zeigt sich in der inhaltlichen Vielfalt und Ausgestaltung unserer Anträge. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel: den Heilberuf und das gesamte Tätigkeitsfeld der Apothekerin und des Apothekers in den Blick zu nehmen, zu stärken und zukunftsfest weiterzuentwickeln. Dass dieses Ziel erfüllt oder zumindest politisch zugesichert wird, ist eine unserer wesentlichen Erwartungen.“