Porträt

Von Klavierhändlern und Apothekenmahnern APOTHEKE ADHOC, 08.05.2012 10:50 Uhr

Berlin - 

Sie versteht sich als Aufpasser der Wirtschaft und hat sich der Aufgabe verschrieben, den Wettbewerb sauber zu halten: Die Wettbewerbszentrale feiert in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen. Dass die Institution irreführende Werbung und sonstige „unlautere“ Tätigkeiten mit Härte verfolgt, bekommen auch die Apotheken immer wieder zu spüren.

 

Gegründet wurde die Wettbewerbszentrale im Januar 1912 in Berlin. Zu den 14 Gründungsmitgliedern zählten hauptsächlich Klavierhändler, die sich bei der Werbung gegenseitig auf die Finger schauen wollten. An dem Zweck hat sich grundsätzlich nichts geändert. Doch heute ist die Wettbewerbszentrale nach eigenen Angaben die „größte und einflussreichste Selbstkontrollinstitution“ des Landes.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein in Frankfurt am Main neu gegründet. Heutiger Hauptsitz ist das nahe gelegene Bad Homburg, weitere Standorte gibt es in Berlin, Hamburg, Dortmund, Stuttgart und München. Die Wettbewerbszentrale beschäftigt 60 Mitarbeiter, darunter 25 Wettbewerbsjuristen. Oberstes Organ ist die Mitgliederversammlung. Die rund 800 Verbände und 1200 Unternehmen zahlen einen Mitgliedsbeitrag in Relation zu ihrem Umsatz. Öffentlich sind aber weder die Beträge noch das Mitgliederverzeichnis.

Vereinsrechtlich wird die Wettbewerbszentrale durch ein 13-köpfiges Präsidium vertreten. Zu den ehrenamtlichen Mitgliedern zählen Friedrich Neukirch vom OTC-Hersteller Klosterfrau, Michael Wiedmann von der Haniel-Tochter Metro und Dr. Daniela Terberger vom neuen easy-Apotheken Anteilseigner Katag. Geführt wird die Wettbewerbszentrale seit 1996 von Dr. Reiner Münker.

 

 

In Apothekerkreisen dürfte aber Rechtsanwältin Christiane Köber bekannter sein, die die meisten Verfahren im Gesundheitssektor betreut. Weil die ABDA sowie die Landesapothekerkammern und -verbände ebenfalls Mitglieder sind, kann die Wettbewerbszentrale auch gegen Verstöße einzelner Apotheken vorgehen. Tatsächlich sind sogar einzelne Apotheker Mitglied, die bei juristischen Auseinandersetzungen lieber die Wettbewerbszentrale einschalten als ihren eigenen Verband.

Zu den großen Apothekenverfahren zählt der Streit um Rx-Boni, der 2010 vor dem Bundesgerichtshof (BGH) landete. Aktiv geworden ist die Wettbewerbszentrale auch gegen „Discount-Apotheken“ sowie Angebote unter Bezug auf nicht existente unverbindliche Preisempfehlungen (UVP). Auch gegen verschiedene Pick-up-Konzepte ist die Wettbewerbszentrale schon vor Gericht gezogen.

Spektakuläre Fälle außerhalb der Apothekenwelt waren der Prozess gegen die Baumarktkette Praktiker wegen des Slogans „20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung“ und gegen das „Krombacher Regenwaldprojekt“, bei dem die Brauerei zwar pro Kiste Bier an eine Umweltorganisation gespendet hatte, aber eben nicht den nachhaltigen Schutz von einem Quadratmeter Regenwald in Afrika gesichert hatte.

Anfang der 1990er-Jahre hatten die Wettbewerbszentrale und der Verlag Gruner + Jahr ein Verfahren gegen die Schockwerbung des Mode-Labels Benetton bis vor das Bundesverfassungsgericht gebracht. Im vergangenen Jahr wurde die „lebenslange Garantie“ des Autobauers Opel als Anschlussgarantie mit Laufzeitbeschränkung enttarnt.