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Panorama: Abgelaufene Krebsmedikamente APOTHEKE ADHOC, 01.09.2016 14:23 Uhr

Berlin - 

Die AOK macht mit ihrer Zyto-Ausschreibung weiter negative Schlagzeilen. Am Abend befasst sich das NDR-Magazin „Panorama“ mit den Exklusivverträgen, die seit Anfang August in fünf Bundesländern laufen. Fazit: „Eine neue Sparmaßnahme der AOK führt offenbar zu einem Sicherheits-Risiko bei der Versorgung von Krebspatienten.“ Denn die Kasse verlange von Onkologen, bedenkliche Krebsmedikamente zu verabreichen. Im Beitrag geht es um das bekannte Problem der Haltbarkeit der verarbeiteten Sterilrezepturen.

Die Umsetzung der AOK-Verträge in Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Hessen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hat in der Praxis wiederholt zu Problemen geführt. Denn eingespielte Teams aus onkologischen Praxen und spezialisierten Zyto-Apotheken wurden durch den Abschluss exklusiver Verträge auseinandergerissen. Zuweilen funktioniert die Zusammenarbeit mit den Ausschreibungsgewinnern nicht, auch werden teilweise lange Lieferwege kritisiert.

Dieses Problem greift auch Panorama heute Abend auf: Diese Praxis führe dazu, „dass seitdem an Ärzte lebenserhaltende Medikamente ausgeliefert wurden, deren Wirksamkeit nach Herstellerangabe nicht mehr garantiert war“, heißt es in der Ankündigung des Beitrags, der heute Abend um 21.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird.

So habe eine Onkologin mehrmals Krebsmittel geliefert bekommen, deren nach Herstellerangabe zugelassene Aufbewahrungsdauer überschritten war. Die Ärztin verweigerte laut Bericht die Behandlung. Daraufhin habe die AOK schriftlich verlangt: „Bitte behandeln Sie die von Ihnen namentlich benannten Patienten heute wie vorgesehen mit den Ihnen bereits zugestellten und qualitativ einwandfreien Zubereitungen für onkologische Indikationen. Ein erneutes Aussetzen einer solchen Therapie bei unseren Versicherten ist nicht gerechtfertigt.“ Gegenüber Panorama erklärte die Kasse laut Vorabbericht, dass sie von der betroffenen Onkologin die Verabreichung nicht „eingefordert“ habe.

Das Magazin zitiert aus der Fachinformation für Velcade (Bortezomib): „Vor der Anwendung darf die gesamte Aufbewahrungsdauer für das gebrauchsfertige Arzneimittel einen Zeitraum von acht Stunden nicht überschreiten.“ Die Vertragsapotheke der AOK habe das Mittel hingegen erst 16 Stunden nach der Zubereitung angeliefert, heißt es. Gegenüber der Onkologin habe sie auf eine alternative Stabilitätsstudie aus dem Ausland hingewiesen, wonach das Medikament wochenlang verwendbar sei.

Die Panorama-Redaktion geht davon aus, dass Apotheker bei selbst zubereiteten Krebsmedikamenten die Möglichkeit haben, Haltbarkeitszeiträume der Hersteller auszudehnen. Dies werde von Experten jedoch kritisiert. Der Preisdruck auf Apotheken sei mit der AOK-Ausschreibung gewachsen – „mit unabsehbaren Folgen für die Patientensicherheit“, so „Panorama“.

Das Magazin hat auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Die Linke) befragt. Sie sieht die Verträge ebenfalls kritisch: „Das Problem ist, dass die Wirtschaftlichkeitserwägungen nicht dazu führen dürfen, dass die Standards in der Behandlungsqualität dieser krebskranken Menschen herabgesenkt werden. Und genau hier wird die Gefahr gesehen.“

Thüringen hatte gemeinsam mit Bayern bereits im Juni einen Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz der Länder auf den Weg gebracht. Darin wurde die Gefahr einer erheblichen Verschlechterung der Versorgung von Krebspatienten durch die Zyto-Ausschreibungen beschrieben und ein allgemeines Verbot solcher Exklusivverträge gefordert. Der Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) hat der Politik jetzt vorgeschlagen, den Kassen über eine größere Preistransparenz bei der Hilfstaxe zu Einsparungen ermöglichen.