Doctoli, Jameda & Co.

Terminvergabe: FDP verärgert Ärzte Patrick Hollstein, 24.01.2023 13:18 Uhr

Die Ärzte wollen die Terminvergabe nicht Doctolib & Co. überlassen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Mit „großem Befremden“ haben die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte einen Vorschlag der FDP-Fraktion im Bundestag gelesen, künftig die Terminvermittlung beim Arzt über kommerzielle Unternehmen wie Doctolib oder Jameda finanziell zu fördern und damit vorgeblich die Terminvergabe zu verbessern. „Es gibt eine Terminservicestelle der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unter der Rufnummer 116 117 und sie funktioniert!“, erklärte der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich.

Laut Tagesspiegel hat die FDP in den Vorverhandlungen zum sogenannten Versorgungsgesetz I einen Bonus für Ärzte ins Spiel gebracht, die Termine über private Vermittler anbieten. Reagiert werden soll damit auf die Schwächen der zentralen Terminvergabe.

Doch die Niedergelassenen lehnen die Idee rundheraus ab: „Der liberale Vorschlag, die ärztliche Terminvergabe quasi zu privatisieren und in die Hände von internationalen Tech-Unternehmen zu legen, verbessert die Terminsituation nicht. Viel schlimmer aber ist: Die FDP verrät damit den Freien Beruf des Arztes, denn die Terminvergabe gehört ausschließlich in die Hände der Ärzte“, so Heinrich. Die KBV allein sei für die Sicherstellung der ambulanten Versorgung in Deutschland zuständig. „Und deshalb gehört die Terminvermittlung auch ausschließlich dort hin“, stellt der Chef des Virchowbunds.

„Diese kommerziellen Anbieter haben keine Versorgungsverantwortung wie die Ärzteschaft, aber ein Geschäftsmodell, das sich in erster Linie durch die teilnehmenden niedergelassenen Ärzte finanziert. Heute schon ist es so, dass diejenigen Ärzte, die dafür zahlen, besser gelistet werden als andere. Wie bei investorenfinanzierten Unternehmen üblich, besteht zudem keine Einflussmöglichkeit auf die strategischen Ziele dieser Unternehmen oder auf die Zusammensetzung der Investoren.“

Das Problem mit der Vergabe ärztlicher Termine lasse sich aber nicht über eine Privatisierung lösen, es sei die Folge der Budgetierung und des Ärztemangels: „Solange die Politik über den Weg der Budgetierung die Leistungen nicht oder nicht vollständig bezahlt, wird es begrenze Leistungen – und damit Termine – geben. Da nutzt auch die beste Terminvermittlung nichts. Stattdessen wäre hingegen viel sinnvoller, die hohe Zahl an unentschuldigt versäumter, online vereinbarter Arzttermine durch Patienten anzugehen und dadurch die ‚Ressource Arzt‘ besser zu nutzen“, fordert Heinrich.

Jeder vierte online vereinbarte Termin platze ohne rechtzeitige Benachrichtigung, so die Rückmeldungen von Mitgliedern des Verbandes. „Hier muss die KBV gemeinsam mit dem GKV-Spitzenverband eine entsprechende Säumnis-Gebühr entwickeln. Eine solche Gebühr liegt letztendlich auch im Interesse der Krankenkassen, wenn sie eine gemeinsame Versorgungsverantwortung und den wirtschaftlichen Einsatz begrenzter Ressourcen fördern und das Solidarprinzip der GVK stärken wollen.“