Selbstmedikation

OTC-Liste kommt nicht gut an APOTHEKE ADHOC, 19.03.2015 08:27 Uhr

Berlin - 

OTC-Präparate evidenzbasiert bewerten und dann entsprechend empfehlen – das ist aus Sicht von Professor Dr. Gerd Glaeske eine wichtige Aufgabe für die Apotheker. Er forderte die Apotheker auf, die 100 meistverkauften OTC-Präparate nach Evidenzkriterien zu bewerten und entsprechend zu empfehlen. Eine solche Positivliste für OTC-Arzneimittel kommt in der Praxis aber nicht gut an: In einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC äußerte mehr als die Hälfte der Teilnehmer Bedenken.

Glaeske hatte sich beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag (WLAT) in Münster für mehr evidenzbasierte Beratung in der Selbstmedikation ausgesprochen. Auf diese Weise könnten die Apotheker mit einer Stimme sprechen. Sie sollten eine Gegenöffentlichkeit zur Arzneimittelwerbung darstellen.

Der Großteil der Umfrage-Teilnehmer, 39 Prozent, findet hingegen, eine Liste sei Unsinn. Schließlich seien die Arzneimittel geprüft und zugelassen. Diese Meinung vertreten auch der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) und der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Die hatten die Forderungen von Glaeske heftig kritisiert.

16 Prozent halten eine OTC-Positivliste für überflüssig. Schließlich helfe dem einen Patienten das eine Präparat und dem anderen ein anderes. Weitere 13 Prozent sehen eine solche Liste sogar kritisch und meinen, sie verunsichere mehr als sie helfe.

Knapp jeder Vierte, 23 Prozent, findet eine Liste zwar im Ansatz gut, befürchtet aber, dass es keine Einigkeit geben wird. Zustimmung erhält Glaeskes Vorschlag von 9 Prozent. Sie meinen, auf diese Weise könnten Apotheker Vertrauen gewinnen.

Glaeske hatte die Apothekerschaft dazu aufgefordert, unabhängig und neutral zu beraten. „In dieser Funktion ist und bleibt die Apotheke unverzichtbar“, zeigte sich der Gesundheitsökonom überzeugt. Für die Beratung sollte allerdings die Patientenorientierung im Mittelpunkt stehen. Eine Bewertung der 100 meistverkauften Produkte würde aus seiner Sicht auch Eindruck auf die Hersteller machen – sie würden merken, „dass sie nicht mehr mit allem durchkommen“, sagte Glaeske mit Blick auf Kombinationspräparate wie Sinupret von Bionorica, Thomapyrin von Boehringer Ingelheim und Iberogast von Steigerwald.

An der Umfrage nahmen am 16. und 17. März 2015 insgesamt 325 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.