Bundestagswahl

Schlussspurt im Wahlkampf dpa, 21.09.2009 09:37 Uhr

Berlin - 

Schwarz-Gelb, eine Neuauflage der großen Koalition oder ein Dreier-Bündnis? Der Ausgang der Bundestagswahl an diesem Sonntag ist vollkommen offen. Mit Spannung wird erwartet, ob Union und FDP die von ihnen angepeilte schwarz-gelbe Mehrheit erreichen - oder ob der SPD ähnlich wie 2005 noch eine Aufholjagd gelingt, die ihr den Verbleib in der Regierung sichert. In den jüngsten Umfragen gewann vor allem die SPD hinzu - dies lag auch am guten Abschneiden von Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier im TV-Duell mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

In den jüngsten Umfragen kommen CDU/CSU auf 35 bis 36 Prozent, die SPD würde 25 bis 26 Prozent erreichen. Die FDP käme auf 13 bis 14 Prozent. Die Grünen landen bei 10 Prozent. Die Linke erreicht 11 Prozent. Damit würde es derzeit ganz knapp für Schwarz-Gelb reichen.

Insgesamt sind 62,2 Millionen Bundesbürger aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Um die rund 600 Abgeordnetensitze im Bundestag konkurrieren 3556 Bewerber von insgesamt 27 Parteien. Umfragen zufolge sollen 30 Prozent der Wahlberechtigten noch nicht wissen, wem sie ihre Stimme geben wollen. Das macht Prognosen zum Ausgang schwer. 2005 sorgte ein Umschwung in letzter Minute für ein überraschend starkes SPD-Abschneiden, die Umfrageinstitute lagen kräftig daneben.

Mit ihrer am Sonntag von einem Sonderparteitag abgesegneten Absage an eine Ampel sorgt die FDP dafür, dass der SPD derzeit nur eine realistische Machtoption bleibt: eine erneute Koalition mit der CDU/CSU. Sollte es für Schwarz-Gelb nicht reichen, wäre auch eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen denkbar. Dies wiederum lehnen die Grünen aber bisher ab. Ein Linksbündnis von SPD, Grünen und Linkspartei schließt wiederum die SPD für die kommende Legislaturperiode bis 2013 aus.

Merkel hat angekündigt, sie werde nach dem 27. September notfalls auch mit einer Überhang-Mehrheit regieren; SPD und Grüne haben bereits dagegen protestiert . Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei in einem Bundesland mehr direkt gewählte Abgeordnete bekommt, als ihr nach dem Zweitstimmen-Ergebnis zustehen.

Laut einer Umfrage schenken zwei Drittel der Bundesbürger den Wahlversprechen der Parteien keinen Glauben. Nach zum Teil höheren Wahlbeteiligungen bei den jüngsten Landtagswahlen wird gehofft, dass auch im Bund der Trend zu einer immer geringeren Beteiligung gestoppt werden kann. Die Rekordmarke lag 1972 bei 91,1 Prozent, 2005 gaben nur noch 77,7 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.