Porträt

Schlachtschiff der Pharmalobby Janina Rauers, 17.08.2010 13:13 Uhr

Berlin - 

Von Homöopathieherstellern und Biotech-Konzernen bis hin zu

Marktforschungsinstituten und Beratungsfirmen: Dem Bundesverband der

Pharmazeutischen Industrie (BPI) gehören mehr als 260 meist

mittelständische Unternehmen an - nicht nur Pharmahersteller. Der BPI

gehört zu den Schlachtschiffen der Pharmalobby: Bereits seit mehr als 50

Jahren vertritt der Verband die Interessen der Pharmaindustrie auf

Landes-, Bundes- und EU-Ebene.

Weil die Mitgliederstruktur so heterogen ist, haben sich im Lauf der Jahre eine Handvoll Interessengruppen abgespalten: Aus dem BPI sind unter anderem der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA), der Deutsche Generikaverband sowie der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) hervorgegangen.

Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Verbandes zählen die Arzneimittelsicherheit, Biotechnologie, Selbstmedikation und Zulassung. Neben der Information und Kommunikation gehört auch das Lobbying zu den zentralen Aufgaben: Regelmäßig treffen sich Verbandsmitarbeiter mit Abgeordneten und Ministeriumsvertretern, um die Entwicklung des Gesundheitswesens national und international zu beeinflussen.

Regierungswechsel und Gesundheitsreform bedeuteten für den BPI daher Schwerstarbeit. Der Verband hatte sich vergeblich gegen die Erhöhung des Herstellerrabatts gestemmt. Auch die Rabattverträge wird der BPI sehr wahrscheinlich nicht los. Bei der Preisbildung neu zugelassener Medikamente konnte sich der Verband mit seinem eigenen Modell zum Teil durchsetzen.

Aktuell beschäftigt sich der Verband außerdem mit der geplanten Änderungen der Packungsgrößenverordnung. Zusammen mit weiteren Pharmaverbänden fordert der BPI, dass die Regelungen nur für neu eingeführte Originalpräparate gelten sollen.

Wenn in Berlin nichts mehr zu erreichen ist, kann der BPI auch andere Wege gehen, zum Beispiel über die Geschäftsstelle in Brüssel: Anfang des Jahres hatte der BPI die EU-Kommission aufgefordert, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland einzuleiten, weil die Therapiehinweise des Gemeinsamen Bundesausschusses den Marktzugang für neue Arzneimittel erschwerten.

An der BPI-Spitze steht bis Juni 2011 Dr. Bernd Wegener, Vorstandsvorsitzender des Berliner Diagnostika-Unternehmens Brahms. Eine erneute Kandidatur hat Wegener, der auch seinen Posten bei Brahms aufgibt, ausgeschlossen. Über seine Nachfolge wird der Verband auf der Jahreshauptversammlung im kommenden Juni entscheiden. BPI-Hauptgeschäftsführer ist Henning Fahrenkamp.