Apothekenzahlen im Saarland

Saar: Jetzt spüren Patienten den Apothekenrückgang Alexander Müller, 04.01.2023 09:03 Uhr

Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, befürchtet auch 2023 weiter sinkende Apothekenzahlen. Foto: Christof Stache
Berlin - 

Die Zahl der Apotheken im Saarland ist auch im Jahr 2022 weiter gesunken. Zum Jahreswechsel gab es nach Angaben der Apothekerkammer nur noch 273 Apotheken. Zum Vergleich: 2004 waren es noch 353 Betriebe.

Im vergangenen Jahr haben neun weitere Apotheken aufgegeben, der Rückgang hat sich mit mehr als 3 Prozent damit sogar etwas beschleunigt. Im Saarland besitzen 181 Apothekeninhaber:innen jeweils nur eine Apotheke, 40 führen einen Filialverbund.

Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, schlägt Alarm: „Die für eine sichere Arzneimittelversorgung notwendige Infrastruktur der öffentlichen Apotheke ist seit Jahren staatlich unterfinanziert, bei stetig steigenden gesetzlichen Belastungen und immer neuen versorgungspolitischen Zumutungen.“ Die Honorierung der Apotheken sei seit 2004 quasi nicht angehoben worden, „die nunmehrige Inflation verbunden mit der Energiekrise lassen befürchten, dass auch in 2023 zahlreiche Apothekenbetriebe für immer ihre Türen schließen werden“, so Saar.

Im Durchschnitt versorgt eine Apotheke im Saarland mehr als 3600 Patient:innen. „Die Politik schaut seit Jahren tatenlos zu, dass immer weniger Apotheken eine immer älter werdende Gesellschaft versorgen müssen. Wir sind nunmehr an einem Punkt angelangt, an dem auch unsere Patientinnen und Patienten den Rückgang deutlich zu spüren bekommen werden“, kritisiert der Kammerpräsident. Gerade im nördlichen Saarland müssten sich Patient:innen darauf einstellen, zukünftig 25 km und mehr bis zur nächsten notdienstbereiten Apotheke zurücklegen zu müssen.“

Dass sich der Zustand in Zukunft verschärft, liegt auch an der Altersstruktur: Mehr als ein Drittel der 221 Apothekeninhaber:innen ist über 60 Jahre alt. Saar kennt die Ursache: „Immer weniger junge Apotheker:innen sind bereit, das wirtschaftliche Risiko einer Neugründung beziehungsweise Übernahme einer Apotheke einzugehen. Wer als angestellter Apotheker bei deutlich geringerer Arbeitszeit und deutlich weniger Verantwortung nicht viel weniger verdient als ein/e Apothekeninhaber:in, wird sich zweimal überlegen, ob er sich selbständig macht.“

Die Politik müsse mit einer deutlichen Anhebung der Apothekenhonorierung entgegensteuern oder sich darüber machen müssen, wer zukünftig eine alternde Bevölkerung wohnortnah mit Arzneimitteln versorgt, so der Kammerpräsident. „Dass hier die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angedachten Gesundheitskioske sicherlich nicht die erste Wahl sind, müsste sich auch bis nach Berlin rumgesprochen haben.“